Hauskrankenpflege
Halfpoint – stock.adobe.com
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Politik

Land fordert mehr Tempo bei Pflegelehre

Das Land Vorarlberg fordert vom Bund, bis spätestens Ende des Jahres die Voraussetzungen für eine Pflegelehre zu schaffen. Nur dann könne im Herbst 2023 der erste Ausbildungslehrgang starten, was ein wichtiger Baustein zur Bewältigung des Personalmangels in der Pflege wäre, betonte Landeshauptmann Markus Wallner (ÖVP).

Die Personalsituation in der Pflege ist in Vorarlberg weiter prekär. Rund 150 Betten stehen leer, weil das Pflegepersonal fehlt, während 200 Pflegebedürftige auf einen Platz warten. Die Lehre für Assistenzberufe in der Pflege sei kein Allheilmittel, aber eine gute Möglichkeit, junge Interessierte an das Berufsfeld heranzuführen, sagte Wallner. In einem Mangelberuf müsse man alle Möglichkeiten ausschöpfen.

Vorarlberg bietet gutes Pilotmodell

Gesundheitslandesrätin Martina Rüscher (ÖVP) berichtete, Vorarlberg stehe mit einem Curriculum bereit, „ich bin sicher, dass wir ein hervorragendes Pilotmodell anbieten können“. Allerdings könne die Lehre nur dann im Herbst 2023 erfolgreich starten, wenn sie spätestens ab Februar beworben werde. „Dafür braucht es vordringlich entsprechende Änderungen der Bundesgesetze“, so die Landesrätin. Vorarlberg könne es sich nicht leisten, an einer Pflegelehre Interessierte nicht aufzunehmen oder gar über die Grenze in die Schweiz abwandern zu lassen, wo es eine ähnliche Lehrausbildung gibt.

600 Euro monatlich Pflegeausbildungsförderung

Auch auf anderen Ebenen arbeite das Land mit Hochdruck daran, den Pflegeberuf attraktiver zu machen. Aus einem von Bund und Ländern gemeinsam finanzierten Ausbildungsfonds fließen bis 2025 rund 13 Millionen Euro nach Vorarlberg. Aufbauend auf diesem Pflegepaket des Bundes bietet das Land ab diesem Herbst eine Vorarlberger Pflegeausbildungsförderung an, durch die Menschen in Pflegeausbildungen auf allen Ebenen 600 Euro monatlich erhalten, das sind 7.200 Euro jährlich. Dadurch soll die Ausbildung auch für Quereinsteigerinnen und -einsteiger attraktiver werden. Rund 750 Personen sind anspruchsberechtigt.

Die Bemühungen seien groß, den Personalmangel in der Pflege zu beheben, brauche aber Geduld, sagte Soziallandesrätin Katharina Wiesflecker (Grüne). Im September waren zumindest die Ausbildungsplätze im Land gut belegt. Mit 134 Schülerinnen sind die Plätze der Vorarlberger Gesundheits- und Pflegekrankenschulen ausgebucht. An der Fachhochschule Vorarlberg beginnen 62 Studierende die Bachelorausbildung, 90 Plätze wären verfügbar. Auch an den Schulen für Sozialbetreuungsberufe sind die Ausbildungen, die Pflegeassistenz beinhalten, laut dem Land gut besetzt.

Einmalzahlung im Dezember für Pflegekräfte

Die Menschen, die bereits in Pflegeberufen arbeiten, sollen als Anerkennung für Ihre Leistungen spätestens diesen Dezember eine erste Einmalzahlung erhalten, die für Pflegekräfte aller Ausbildungsstufen gleich hoch sein wird, berichtete Wiesflecker. Der Bund hat dazu für 2022 und 2023 je 285 Millionen Euro zur Verfügung gestellt, rund zwölf davon entfallen laut Bevölkerungsschlüssel auf Vorarlberg. „Diese Anerkennung für die Pflegekräfte ist dringend notwendig als Zeichen der Wertschätzung und zur Attraktivierung des Berufes“, erklärte Wiesflecker. Wallner betonte, es dürfe sich dabei nicht um eine Art befristeter Gehaltserhöhung handeln, sie müsse auch nach 2023 fortbezahlt werden.

SPÖ sieht Pflegelehre kritisch

Die Vorarlberger SPÖ stellt das Modell der „Pflegelehre“ infrage. Es sei ein Trugschluss, wenn man glaube, mit der Pflegelehre die Personalnot auch nur ansatzweise zu überwinden, sagte SPÖ-Pflegesprecherin Elke Zimmermann. „Der Begriff ‚Pflegelehre‘ ist stark irreführend. Es ist keine Pflegeausbildung, wie wir sie brauchen würden. Vielmehr handelt es sich um eine Lehre für die Betreuung von Pflegebedürftigen. Wir brauchen aber keine reinen Betreuungskräfte, sondern gut ausgebildete Pflegerinnen und Pfleger“, so die Sozialdemokratin. Das Ergebnis seien junge Menschen mit einer Ausbildung, für die im Pflegesystem kein echter Bedarf besteht. Sowohl für die Ausgebildeten als auch für das Pflegesystem führt die Pflegelehre in die Sackgasse, so Zimmermann.

Zimmermann ruft die Landesregierung deshalb dazu auf, das Projekt „Pflegelehre“ nicht weiterzuverfolgen. Stattdessen müsse man darauf setzen, mehr Personen in die Fachausbildungen zu bekommen.