Philosophicum Lech,
Miro Kuzmanovic
Miro Kuzmanovic
Kultur

Philosophicum Lech diskutiert über Hass

Das Philosophicum Lech tagt heuer zum Thema „Der Hass. Anatomie eines elementaren Gefühls“. Namhafte Fachleute diskutieren von Donnerstag bis Sonntag auf dem Arlberg über diesen Themenkreis. Zum 25-jährigen Bestehen des Philosophicums wird ein Jubiläumsband präsentiert.

Hasspostings in sozialen Netzwerken sind allgegenwärtig. „In der Ablehnung von Hass und Hetze sind sich alle einig. Aber selten wird gefragt, was Hass eigentlich für ein Gefühl ist, aus welchen Quellen es sich speist, was das Aggressive, Verletzende und Verstörende am Hass ausmacht, aber auch, was das Befriedigende, vielleicht sogar Lustvolle am Hass sein kann“, so Konrad Paul Liessmann, der wissenschaftliche Leiter des Philosophicums in seinem Editorial. Zu oft werde vergessen, dass Hass die Kehrseite der Liebe sei. Eine rasche Verurteilung verkenne, dass es sich beim Hass um ein elementares Gefühl handle, das in seiner Destruktivität auch produktive Energien freizusetzen wisse.

Als Referenten und Referentinnen geladen sind der Psychiater Reinhard Haller, die deutschen Philosophen Christoph Demmerling, Hilge Landweer, Barbara Zehnpfennig und Ingrid Vendrell Ferran, der aus Kabul stammende Philosoph und Islamwissenschaftler Ahmed Milad Karimi, der Jugendkulturforscher Bernhard Heinzlmaier, die Journalistin Svenja Flaßpöhler, der in Wien lehrende Rechtsphilosoph Alexander Somek sowie der Medienwissenschaftler Bernhard Pörksen.

„Philosophicum Dialoge“ mit Michael Köhlmeier

Den Auftakt bilden nach ihrer Premiere im Vorjahr auch 2022 wieder die vom Tagungsthema unabhängigen „Philosophicum Dialoge“. Zwei Podiumsrunden erörtern dabei am Dienstag die „Zeitenwende – Wendezeit: Europa im Umbruch“. Am Mittwochabend beleuchten Liessmann und Philosophicum-Mitbegründer Michael Köhlmeier eine „Zeit zu lieben, Zeit zu hassen“, anschließend wird der Band „Der Geist im Gebirge“ anlässlich des 25-jährigen Bestehens vorgestellt. Herausgeber Liessmann wählte dafür Beiträge der Jahresthemen – vom ersten Philosophicum Lech 1997 bis heute – aus.

Ein Highlight der Veranstaltung ist die Verleihung der mit 25.000 Euro dotierten Essay-Auszeichnung Tractatus an die deutsche Autorin, Kritikerin und Übersetzerin Marie Luise Knott, die den Preis exemplarisch für ihr Werk „370 Riverside Drive, 730 Riverside Drive. Hannah Arendt und Ralph Ellison“ erhält. Die Laudatio hält die Schweizer Philosophin Barbara Bleisch, zudem wird ein eigens für diesen Anlass komponierter Streicher-Trio-Satz von Marcus Nigsch uraufgeführt.