Tiertransporter
Tobias Arhelger – stock.adobe.co
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Chronik

Mehr Kälbertransporte wegen hohem Milchpreis?

Die Zahl der Kälbertransporte in Vorarlberg ist in den vergangenen Jahren gesunken. Im Vergleich zum Jahr 2018 wurden im Vorjahr nur noch etwa halb so viele Kälber ins Ausland gebracht – nämlich rund 3.000. Mittlerweile steigt die Zahl aber wieder leicht. Das könnte mit dem höheren Milchpreis zu tun haben, sagt Landesveterinär Norbert Greber.

Vorarlberg ist ein Land, das Milch und damit vor allem Käse produziert. Damit Kühe durchgehend Milch geben, müssen sie regelmäßig kalben. Rund 30.000 Kälber kommen in Vorarlberg jährlich auf die Welt, jedes zehnte Kalb wird derzeit ins Ausland transportiert. Vor allem die männlichen Kälber von Milchkühen haben auf dem heimischen Markt weniger Wert, da sie weniger rentabel für die Fleischproduktion sind.

Vor einigen Jahren wurden noch deutlich mehr Kälber ins Ausland gebracht, viele kamen auf den Transporten oder am weit entfernten Ziel grausam zu Tode. Als sich um diese Transporte heiße Diskussionen entwickelten, sank die Zahl der Kälbertransporte. Zum Vergleich: Im Jahr 2018 wurden noch rund 6.000 Kälber aus Vorarlberg weg gebracht – also etwa doppelt so viele wie derzeit.

Prämien sollen Aufzucht im Land fördern

Diesen vermeintlichen Erfolg schreibt sich die Landesregierung auf ihre Fahnen und betont immer wieder, dass der Rückgang nicht pandemiebedingt gewesen sei. Vielmehr hänge dieser mit den Maßnahmen des Landes zusammen, sagt auch Landesveterinär Norbert Greber.

„Es gibt zum Beispiel seit drei Jahren eine Prämie für Kälber, die im Land geboren wurden und dann im Land geschlachtet werden. Zusätzlich gibt es eine Prämie, wenn die Kälber mit Vollmilch gefüttert werden – also ohne Milchaustauscher“, erklärt Greber. Inzwischen erhalten Landwirte 100 Euro pro Kalb, wenn sie es mit Milch der Mutterkuh aufziehen und im Land schlachten lassen.

Kreuzung mit Mastbullen

Bereits im August 2020 hatte Walter Heine von der Landwirtschaftsabteilung beim Land erklärt, es gebe erste Erfolge im Kampf gegen die Kälbertransporte. Zurückzuführen sei der Rückgang neben den Förderungen auch auf Aktionen für mehr Vorarlberger Kalbfleischabsatz wie die „Ländle-Kalbsbratwurst“.

Durch die Maßnahmen gebe es mittlerweile auch mehr Kreuzungskälber – das heißt die Mutter ist eine Milchkuh, der Vater ein Mastbulle für die Fleischproduktion, so Heine damals. „Das gibt dann auch mastfähige Kreuzungskälber, die dann vorwiegend auch für die Fleischproduktion verwendet werden und gerade in diesem Bereich hat sich in den letzten Jahren auch sehr viel entwickelt“, erklärte Heine.

Interesse am Milchverkauf steigt mit dem Preis

Die Zahlen aus dem ersten Quartal des aktuellen Jahres zeigen aber, dass wieder etwas mehr Kälber transportiert werden. Das könnte mit dem Milchpreis zu tun haben, sagt Greber: „Es könnte damit zu tun haben, dass aktuell der Milchpreis sehr hoch ist. Und wenn das der Fall ist, dann hat natürlich der Landwirt ein Interesse daran, die Milch zu verkaufen und sie nicht im großen Stil an Kälber zu verfüttern.“

Durch den Verkauf der Milch könne ein Landwirt mehr Geld verdienen als durch die „Veredelung“ des Kalbes mit der Milch. Ob sich dieser Trend der steigenden Anzahl von Transporten ins Ausland fortsetzt, werden aber erst die Zahlen für das ganze Jahr zeigen.