Ein Regal voller Medikamente.
ORF Vorarlberg
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Gesundheit

Lieferengpässe bei wichtigen Medikamenten

Nicht selten brauchen Patientinnen und Patienten ein bestimmtes Medikament, bekommen dieses in der Apotheke aber nicht. Deshalb gibt es Pläne, die Arzneimittel-Produktion aus Fernost wieder nach Europa zurückzuholen.

Wie bei anderen Produkten sind Lieferengpässe auch bei Medikamenten ein ziemliches Problem. Derzeit haben Vorarlberger Apotheken vor allem bei wichtigen Antibiotika und Schlafmitteln das Problem, dass einige Firmen die Medikamente nicht mehr liefern können, sagt Apothekerkammer-Präsident Christof van Dellen. Werden die Arzneien gebraucht, beginne die Suche nach anderen Lieferanten oder alternativen Arzneien. „30 bis 60 Minuten täglich ist jemand in den Vorarlberger Apotheken damit beschäftigt, herauszufinden wo wir bestimmte Medikamente bekommen können“, sagt van Dellen.

Das funktioniere derzeit noch ganz gut, sagt van Dellen, die Medikamenten-Versorgung im Land sei gesichert. Mit dem Auffinden eines anderen Arzneimittel-Lieferanten sei das Problem aber nicht gelöst. „Wenn eine Firma nicht liefern kann, dann weichen natürlich alle Ärztinnen und Ärzte auf die andere Firma aus. Die hat aber nur ein bestimmtes Kontingent auf Lager und daher ist es dann sehr wahrscheinlich, dass dieses Medikament al along auch nicht mehr lieferbar ist“, erklärt van Dellen.

Wirkstoffproduktion aus Europa zu 95 Prozent ausgelagert

Das knappe Gut verkaufen Pharmafirmen natürlich zuerst an jene Staaten, von denen sie am meisten dafür bekommen. Österreich zählt hier allerdings zu den Billig-Ländern. „Daher passiert es immer wieder, dass es bei uns bestimmte Medikamente nicht mehr gibt, in anderen Ländern aber schon noch“, meint van Dellen.

Schuld an der ganzen Misere ist laut van Dellen aber der Umstand, dass sich Europa nicht nur beim Erdgas sondern auch bei Medikamenten abhängig gemacht hat. „Wir haben das große Problem, dass wir die Arzneimittelproduktion bzw. die Wirkstoffproduktion aus Europa zu 95 Prozent ausgelagert haben. 80 Prozent werden inzwischen in China und Indien produziert“, sagt der Apothekerkammer-Präsident.

Wichtigste Grundstoffe sollen in Europa produziert werden

Zur Bekämpfung der Pandemie schickt China seit Beginn der CoV-Krise immer wieder Firmen oder Frachthäfen in den Lockdown. Damit sind dann auch Medikamenten-Lieferungen nach Europa blockiert. Doch die EU habe aus der aktuellen Energiekrise offenbar gelernt, sagt der Apothekerkammer-Präsident. „Ich habe gerade gehört, dass es einen Plan gibt, bis 2025 wieder die wichtigsten Grundstoffe in Europa zu produzieren, um eben diese Abhängigkeit zu minimalisieren“, so van Dellen. Bis dahin werde Vorarlberg aber weiterhin mit Lieferengpässen bei Medikamenten zu kämpfen haben.