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ORF Vorarlberg
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Chronik

Hassverbrechen: Hohe Dunkelziffer

Seit 2020 werden Hassverbrechen erst statistisch erfasst. Im vergangenen Jahr gab es 300 Anzeigen, doch die Dunkelziffer liege ungleich höher. Darüber haben die Vorarlberger SPÖ und die LGBTIQ+-Organisation SoHo am Freitag – anlässlich der am Samstag in Bregenz stattfindenden Pride-Parade – berichtet.

In Vorarlberg gab es im Jahr 2021 300 Anzeigen aufgrund von sexueller Diskriminierung. Die Dunkelziffer liegt dabei allerdings bei rund 80 Prozent. Ein öffentlichkeitswirksames Beispiel für Hasskriminalität ereignete sich im letzten Jahr: Eine Regenbogenfahne, die als Symbol für Gleichberechtigung, Akzeptanz und Toleranz gilt, wurde angezündet, beschädigt und gestohlen.

Vorurteile müssen beseitigt werden

SPÖ-Vorsitzende Gabriele Sprickler-Falschlunger pocht vor allem auf Aufklärungsarbeit: „Ich wünsche mir vor allem sehr viel Öffentlichkeitsarbeit, aber auch Arbeit in den Schulen, um die Vorurteile, die sicher noch vorhanden sind, zu beseitigen“, erklärt sie. Allerdings betont sie auch, dass man sich nichts vormachen müsse – „Das wird Jahre, vielleicht auch Jahrzehnte dauern“.

Christopher Street Parade in Bregenz

300 Anzeigen gab es in Vorarlberg im letzten Jahr wegen sexueller Diskriminierung. Die Dunkelziffer liegt bei 90 Prozent, informiert die SPÖ vor der Christopher Street Parade am Samstag in Bregenz.

Nationaler Aktionsplan gefragt

Was es brauche, sei ein nationaler Aktionsplan gegen Hass, Ausgrenzung und Diskriminierung, hieß es bei der Pressekonferenz am Freitag in Bregenz. Es gebe Nachholbedarf, denn die Sichtbarkeit von Queer-Menschen sei besonders wichtig, betont der SoHo-Bundesvorsitzende Mario Lindner. Der Outing-Prozess komme immer wieder und ein offener Umgang damit bringe weniger Probleme.

Bregenz als Vorbild

Neben der „Regenbogenhauptstadt“ Wien gilt die Stadt Bregenz als Vorbild, was die Sichtbarkeit der LGBTIQ+-Community angeht. Dort gibt es seit einem Jahr sogar einen eigenen Koordinator, der dafür sorge, dass man in der Verwaltung „queer-sensibel“ denke und sich Gedanken mache, was der LGBTIQ+-Community zugehörige Bürger brauchen. Damit erfülle er eine Schnittstellenfunktion, erklärt der Bregenzer LGBTIQ+-Koordinator Stefan Becker.