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Bildung

Kritik an Schöbi-Fink zu möglichen Schulschließungen

In wenigen Tagen startet das neue Schuljahr. Über 20 Lehrstellen im Pflichtschulbereich, davon gut eine Hälfte volle Lehrverpflichtungen, sind jedoch noch unbesetzt. Manche Kleinschulen stehen vor der Schließung. SPÖ und NEOS üben Kritik an Bildungslandesrätin Barbara Schöbi-Fink (ÖVP).

Mancherorts wird wegen des Lehrermangels bereits an eine Schließung des Schulstandortes gedacht. Für SPÖ-Bildungssprecherin Manuela Auer ein untragbarer Zustand: „Dass knapp eine Woche vor Schulbeginn noch immer nicht genug Lehrpersonal gefunden wurde, ist eine Zumutung für die betroffenen Schulen, die Eltern und die Kinder. Hier hat die Bildungspolitik auf ganzer Linie versagt.“

Auer: „Armutszeugnis für Vorarlberger Bildungsdirektion“

Wenn Schulen nicht genug Lehrkräfte hätten, um ihren Betrieb aufrecht erhalten zu können und daher, wie im Falle der beiden Gemeinden Wald am Arlberg und Partenen, nun schließen müssten, sei das schon ein großes Armutszeugnis für die Arbeit der Vorarlberger Bildungsdirektion, stellt Auer fest.

Den betroffenen Eltern und Kindern helfe es da dann auch wenig, wenn es von Seiten der Bildungslandesrätin heiße, dass die Lehrkräftesuche ein dynamischer Prozess sei: „Hier wurde seit Wochen und Monaten das unvermeidliche hinausgezögert, ohne dass die Karten offen auf den Tisch gelegt wurden.“

Dass es an Lehrpersonal fehle, wisse man schließlich nicht erst seit gestern, so Auer. Die nun neuerlich ins Rennen geworfene Prämie gegen den Lehrermangel sei auch ein alter Hut, kritisiert die SPÖ-Bildungssprecherin: „Bereits im Mai dieses Jahres hat man dieses Anwerbungsangebot als großen Wurf präsentiert und konnte damals damit anscheinend 30 neue Lehrer:innen gewinnen. Jetzt hüllt man sich aber bezüglich der Zahlen auch hier in Schweigen.“

Ob man durch die Prämie nun tatsächlich eine ausschlaggebende Zahl an Lehrkräften nach Vorarlberg holen konnte, sei so nicht nachvollziehbar, hält Auer fest. Man müsse einfach akzeptieren, dass, die Tätigkeit des Lehrers wie mittlerweile so viele andere gesellschaftlich relevante Beruf zu einem Mangelberuf geworden sei: „Es braucht daher ganz dringend ein Umdenken, wie wir in Zukunft Schule und auch den Lehrberuf denken. Das betrifft die Ausbildung, die Anstellungsverhältnisse, das Arbeitsumfeld. Also ganz konkret: Wie viel Geld wollen wir zukünftig für Bildung in die Hand nehmen.“

NEOS: „Führungsversagen und Kommunikationsdebakel “

„Das ist ein absolutes Managementversagen der Landesstatthalterin kombiniert mit einer – wieder einmal – miserablen Kommunikation. Dass die Bürgermeister jetzt Alarm schlagen, ist verständlich und längst überfällig. Eltern und Kinder dermaßen im Dunkeln und damit im Stich zu lassen, ist unerträglich", so NEOS-Klubobfrau Sabine Scheffknecht zu den bekannt gewordenen möglichen Schulschließungen in Wald am Arlberg und Partenen.

Prämie gegen den Lehrermangel

Lehrerinnen und Lehrer, die sich verpflichten, für zwei Jahre an einer Vorarlberger Pflichtschule zu unterrichten, erhalten künftig eine Prämie von bis zu 6.500 Euro. Das gilt allerdings nur für Lehrpersonen und Quereinsteiger, die ihren Hauptwohnsitz zum Einstellungszeitpunkt nicht in Vorarlberg haben.

„Im Rahmen dieser Förderung sollen Personen aus anderen Bundesländern erreicht werden, weil wir sonst zu wenige Lehrpersonen haben“, argumentiert Heiko Richter, Leiter der Projektstelle „Arbeitsplatz Schule“ von der Bildungsdirektion Vorarlberg. „Wir brauchen Personen aus anderen Ländern, sonst können wir das im Moment nicht stemmen“, sagt Richter. Der Aufruf richte sich dabei sowohl an ausgebildete Lehrpersonen als auch an Quereinsteiger mit entsprechendem Studienabschluss.

Wohnungs- und Mobilitätsbonus als Prämie

Die Prämie in der Höhe von bis zu 6.500 Euro setzte sich aus einem Wohnungs- und einem Mobilitätszuschuss zusammen. Der Wohnungszuschuss sieht vor, dass jede Lehrperson monatlich 180 Euro erhält. Das macht über zwei Jahre hinweg rund 4.000 Euro aus. Als Mobilitätszuschuss erhalten die Lehrerinnen und Lehrer jährlich entweder das Geld für fünf Heimfahrten oder das Klimaticket.

Lehrermangel: Ernste und angespannte Situation

Richter betont, dass die Kampagne Früchte zu tragen scheint: „Ich bekomme täglich Anrufe und Mails und habe Beratungsgespräche“, betont Richter. Auch wenn die Bewerbungsfrist eigentlich mit 31. August endete, würden die Aktivitäten nicht aufhören. Unter den Interessenten seien neben typischen Quereinsteigern auch Lehrpersonen, die bereits als Lehrer tätig waren beziehungsweise sind.

Wie viele Interessenten tatsächlich nach Vorarlberg kämen, sei noch nicht abschätzbar: „Die Zahlen veränderten sich ständig und tun es immer noch“, erklärt Richter. Man wisse um die ernste und angespannte Situation, die der Lehrermangel mit sich bringe, weshalb man alles tun werde, um die weiteren Stellen noch zu besetzen.