Institutsgründerin Linda Meixner war als Influencerin viel mit dem Handy und sozialen Netzwerken beschäftigt – bis im Jahr 2020 ihre Masterarbeit an der HTWG Konstanz ihr Leben grundlegend veränderte, wie sie selbst sagt. „Nach einem Selbstversuch mit 66 Tagen Smartphone-Abstinenz habe ich eine Sucht bekämpft, die mir vorher nicht bewusst war“, sagt Meixner rückblickend.
Durch den Selbstversuch mit begleitender systemischer Psychotherapie, Expertengesprächen und Umfragen habe sie neue Erkenntnisse und Lösungsansätze für einen bewussteren Smartphone-Konsum gewinnen können, sagt Meixner. Einen Teil dieser Erkenntnisse schrieb sie während dieser Zeit in einem „Offline Manifest“ nieder und gründete das Offline Institut.

Dabei lehnt Meixner das Smartphone keineswegs ab: „Die moderne Technik unserer Smart Devices ist unbezahlbar und unabdingbar, fantastisch in ihrem Können, aber eine Technik, deren gesunden Umgang wir noch nicht gelernt haben. Es geht nicht um das Ob, sondern um das Wie. Wir haben noch keine Bedienungsanleitung dafür.“
Projekt wird wissenschaftlich begleitet
Meixners Institut bietet nun bereits zum zweiten Mal einen „Offtober“ an. Dabei verzichten die Teilnehmenden einen Monat lang auf Social Media und sollen so lernen, die Realität wieder intensiver zu erleben. Bereits im vergangenen Jahr wagten über 200 Menschen den Versuch. Das Feedback sei unglaublich gewesen, sagt Meixner.
In diesem Jahr werde das Projekt wissenschaftlich begleitet, so Meixner. Die Herzratenvariabilität der Teilnehmenden wird während der 31 Tage dokumentiert, dadurch erhalte man einen objektiven Eindruck über die körperlichen Veränderungen. Auch ob und inwiefern sich das Schlafverhalten und die Schlafqualität in dieser Zeit verändert, könne durch die Messung festgestellt werden, so Meixner.
Das Ziel des „Offtobers“ sei es, die eigene Nutzung von Smart Devices zu überdenken und herauszufinden, ob ein achtsamerer Umgang mit digitalen Medien erlernbar ist, so Meixner. Bis zum 19. September kann man sich für eine Teilnahme anmelden. Es gibt verschiedene Möglichkeiten der Teilnahme. Die Anzahl der Teilnehmer mit wissenschaftlicher Begleitung ist begrenzt. Zudem gibt es eine günstigere ohne wissenschaftliche Begleitung sowie eine kostenlose, bei der man einfach die Möglichkeit hat, sich in den Foren auszutauschen.
Nomophobie: Angst, ohne Smartphone zu sein
Für viele Menschen ist ein Leben ohne Smartphone nicht mehr vorstellbar. Vom Moment des Aufwachens bis zum Einschlafen wird der ganze Tag mit dem Handy begleitet oder immer mehr vom Handy geleitet. Der Drang, ständig online zu sein, wird von einer Angst, ohne Smartphone zu sein, hervorgerufen. Diese Angst nennt man Nomophobie. Die Entwicklung von Persönlichkeitsstörungen sowie psychische, körperliche, erzieherische und soziale Probleme stehen mit Nomophobie in Zusammenhang.
Durch den bewussten Umgang mit dem Smartphone will das Team des Offline Instituts nach eigenen Angaben diesen Probleme vorbeugen. Die Vision sei es, exzessive digitale Nutzung zu bekämpfen und einen achtsamen und gesünderen Smart-Device-Konsum zu bewirken. Nach Ansicht des Instituts kann Zeit ohne Social Media Menschen unter anderem aufmerksamer machen, dazu beitragen, dass man die eigenen Bedürfnisse besser spürt und dass man kreativer wird.