Fünf Störche auf einem Horst
BirdLife Österreich
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Chronik

Über 80 Storchenpaare brüten in Vorarlberg

In Vorarlberg werden immer mehr Storchenpaare heimisch. Laut einer Zählung der Vogelschutzorganisation BirdLife waren es im vergangenen Jahr 84 Paare, die in Vorarlberg gebrütet haben. Österreichweit waren es 420 Horstpaare. Für heuer gibt es noch keine genauen Zahlen, BirdLife geht jedoch von einem sehr guten Brutjahr aus.

Der herbstliche Vogelzug ist bereits in vollem Gange. Denn bereits im Sommer machen sich die ersten Vögel auf ihre lange Reise in den Süden. Zu diesen frühen Zugvögeln gehören auch die Weißstörche, die Anfang August mit der Aufzucht ihrer Jungen fertig sind. Wenige Wochen später machen sich Alt und Jung der Storchenfamilien auf den Weg in den Süden – die Jungvögel oft sogar vor ihren Eltern, denn das Zugverhalten ist ihnen wie die Zugrichtung angeboren.

Heurige Brutsaison: 2,5 Jungstörche pro Nest

Weißstörche verbringen von ihrer Ankunft ab März und ihrem Abzug im August etwa fünf Monate im Brutgebiet, davon dauert es rund drei Monate von der Eiablage bis zum ersten Ausflug der Jungstörche.

Die heurige Brutsaison dürfte für die Störche gut verlaufen sein, wie aktuelle Zahlen zeigen. Laut einer Zwischenbilanz nach Auswertung von knapp der Hälfte aller erfassten Horstdaten ergaben sich 2,5 ausgeflogene Jungvögel pro besetztem Horst. Das sei für Österreich ein sehr guter Wert, so Eva Karner-Ranner von BirdLife Österreich.

Fotostrecke mit 7 Bildern

Weißstorch Horst mit 5 Jungvögeln
Hans-Martin Berg
fliegender Storch
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Drei fliegende Störche in einer Reihe
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Storch auf einem Pfahl
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Storch im Nest
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Störche im Nest
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Fünf Störche auf einem Horst
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Nahrungsreiche Wiesen und warmes Wetter

Ausschlaggebend für den Bruterfolg sind laut Karner-Ranner einerseits das Nahrungsangebot zur Zeit der Jungenaufzucht – Störche brauchen nahrungsreiche Wiesen in der Nähe ihrer Horste – andererseits auch die Witterung. „Vor allem in der ersten Junihälfte, wenn die Jungvögel noch klein sind, können sich längere Schlechtwetterperioden fatal auswirken“, so die Expertin.

Solche Verluste seien heuer zumindest in Südost- und Ostösterreich weitestgehend ausgeblieben. Nur rund ein Zehntel aller Horstpaare blieb demnach „erfolglos“, im Vorjahr waren es doppelt so viele.

Zuwächse vor allem in Vorarlberg

Insgesamt brüten in Österreich über 400 Weißstorchpaare, die meisten davon im Burgenland, gefolgt von der Steiermark, Niederösterreich und Vorarlberg. Der Bestand habe sich gut entwickelt, heißt es bei BirdLife, das sei durch die enormen Zuwächse in Vorarlberg bedingt, wo mittlerweile schon über 80 Paare brüten. Gleichzeitig sind die Bestände in Niederösterreich seit 2015 stark rückläufig, im Burgenland leicht rückläufig und in der Steiermark fast gleichgeblieben.

420 Horstpaare in ganz Österreich

Die aktuellste Gesamtbestandzahl liegt aus dem Jahr 2021 vor. Das Gesamtergebnis der BirdLife-Weißstorchzählung für 2022 wird erst nach Eingang aller Rückmeldungen der Gemeinden und Anrainer:innen im kommenden Winter vorliegen.

Bestand 2021
Österreich insgesamt: 420 Horstpaare
Niederösterreich: 89
Burgenland: 126
Steiermark: 101
Oberösterreich: 8
Kärnten: 11
Vorarlberg: 84
Salzburg: 1

Storchennest
ORF Vorarlberg
Im Vorarlberger Rheintal wohnen einige Störche auf solchen Türmen

Charakteristisches Klappern

Der Weißstorch (Ciconia ciconia), volkstümlich auch Adebar oder Klapperstorch genannt, hat ein weißes Gefieder, nur Schwungfedern und Teile der Oberflügeldecken sind schwarz. Schnabel und die langen Beine sind rot gefärbt. Charakteristisch ist das Klappern, mit dem die Störche sich gegenseitig begrüßen und Feinde vom Nest fernhalten.

Der Weißstorch lebt in offenen Landschaften, Feuchtgrünland, Flussniederungen und -auen mit periodischen Überschwemmungen, sowie extensiv genutzten Wiesen und Weiden. Er brütet auf Hausdächern, Türmen, Strommasten oder Bäumen. Gerne nimmt er auch künstliche Nestunterlagen an.

Das Mittelmeer wird umflogen

Die europäischen Weißstörche werden klassischerweise in die Ost- und Westzieher eingeteilt. Als Segelflieger kann der Storch keine längeren Strecken über dem offenen Meer zurücklegen und umfliegt daher das Mittelmeer im Osten oder Westen.

Die meisten österreichischen Störche zählen zu den Ostziehern und fliegen über Ungarn, Rumänien und Bulgarien zum Bosporus, sowie weiter über die Türkei und den Nahen Osten, bis sie meist in Ägypten Afrika erreichen und dort in einem großen Gebiet zwischen Ost-, Zentral- und Südafrika überwintern.

Vorarlberger Störche bleiben teils hier

Die Westzieher hingegen, zu denen die Vorarlberger Störche gehören, ziehen über Frankreich und die Iberische Halbinsel nach Nordwestafrika. In den letzten Jahrzehnten allerdings begannen viele westziehende Störche bereits in Spanien oder Frankreich zu überwintern.

Und nun bleibt ein Teil von ihnen sogar ganzjährig im Brutgebiet, wie Beobachtungen von Weißstörchen im Vorarlberger Rheindelta beweisen. Diese zunehmenden Überwinterungen in Westeuropa tragen laut BirdLife sicherlich zu den Zunahmen bei den westziehenden Störche bei. Ein kleiner Teil der europäischen Störche nimmt auch die zentrale Route über Italien nach Nordafrika.

Konzentration entlang bestimmter Flugrouten

Diese Konzentration entlang bestimmter Zugrouten ist bei vielen Arten, vor allem bei großen Vögeln wie etwa Greifvögeln, zu beobachten. Diese brauchen, ebenso wie Störche, warme Aufwinde über dem Land, um sich in große Höhen schrauben zu können und dann energiesparend gleitend lange Strecken zurückzulegen.

Auch viele Wasservögel nutzen Zugstraßen, denn sie sind besonders auf bestimmte Feuchtgebiete als Rastplätze angewiesen. Berühmt ist etwa das westeuropäische Wattenmeer, das zur Zugzeit Millionen an Wattvögeln als nahrungsreiche „Tankstelle“ vor dem Weiterzug dient.

Mauersegler
Rosemarie Kappler – stock.adobe.com
Auch die Mauersegler sind bereits Richtung Süden gezogen

Auch Mauersegler haben das Land bereits verlassen

Zu den ersten Zugvögeln, die jedes Jahr aus Mitteleuropa abziehen, gehören auch die Mauersegler, die schon ab Mitte Juli ihre städtischen Brutplätze verlassen. Der Abzug vieler Langstreckenzieher, die wie der Weißstorch Tausende Kilometer bis in ihr Winterquartier zurücklegen, beginnt Ende Juli oder Anfang August.

Zu ihnen zählen eher unbekannte Vogelarten wie der Teichrohrsänger, der Waldlaubsänger oder der Halsbandschnäpper, aber auch so prominente Zugvögel wie der Kuckuck oder die Turteltaube. Diese verlassen ihr Brutgebiet relativ rasch und sind wie der Weißstorch Ende August bereits über alle Berge.

Vogelschutzorganisation Birdlife

BirdLife Österreich setzt sich für den Vogel- und Naturschutz in Österreich und grenzüberschreitend ein. International hat die Organisation nach eigenen Angaben über 2,7 Millionen Mitglieder in 120 Ländern.

Kurzstreckenzieher fliegen im späteren Herbst

Über einen längeren Zeitraum zieht sich dagegen der Abzug der Schwalben, die ebenfalls einen langen Zugweg bis ins tropische Afrika vor sich haben. So auch bei der Mehlschwalbe, dem Vogel des Jahres 2022 in Österreich: Die ersten machen sich bereits Mitte August auf den Weg, während manche Artgenossen noch Jungvögel im Nest füttern. Gleichzeitig ziehen Vögel aus nördlicheren Brutgebieten bei uns durch. Den ganzen September dauert es dann, bis der Schwalbenzug in Mitteleuropa weitgehend abgeschlossen ist.

Mehlschwalbennetz
Thomas Stettler – stock.adobe.com
Mehlschwalbennest – die Schwalben ziehen über einen längeren Zeitraum verteilt in den Süden

Kurzstreckenzieher wie Feldlerche, Hausrotschwanz, Kiebitz, Star oder Buchfink verharren dagegen bis weit in den Herbst hinein und verlassen oft erst im Oktober oder gar im November das Land. Um Allerheiligen herum schließen dann die Kraniche, die aus ihren nördlichen Brutgebieten kommend bei uns durchziehen, den Vogelzug mit einem spektakulären Schauspiel ab.