Ein Mädchen steht zwischen zwei streitenden Personen und hält sich die Augen zu.
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Soziales

Wieder mehr Fälle für Kinder- und Jugendhilfe

Ist das Kindeswohl gefährdet, gilt in Österreich die sogenannte Mitteilungspflicht. Rund 1.200 Verdachtsmeldungen sind im Vorjahr bei der Kinder- und Jugendhilfe in Vorarlberg eingegangen. Fast 40 Prozent davon von der Polizei. Ärzte und Gesundheitspersonal sind hingegen eher zurückhaltend.

Im Vorjahr sind ein Viertel mehr Meldungen über gefährdetes Kindeswohl bei der Kinder- und Jugendhilfe eingegangen als im Jahr 2020. Rund 40 Prozent davon stammen von der Polizei, fast ein Drittel von Privatpersonen. Ganz anders sieht es bei Gesundheitsberufen aus: Aus diesem Bereich sind kaum Verdachtsfälle auf Gefährdung des Kindeswohls gemeldet worden. Das steht im neuen Leistungsbericht der Kinder- und Jugendhilfe. Nach Ansicht von Jürgen Hartmann, dem stellvertretenden Leiter der Kinder- und Jugendhilfe Vorarlberg, ist das viel zu wenig. „Hier ist noch viel Luft nach oben“, ergänzt Hartmann.

Wieder mehr Fälle für Kinder- und Jugendhilfe

Ist das Kindeswohl gefährdet, gilt in Österreich die sogenannte Mitteilungspflicht. Rund 1.200 Verdachtsmeldungen sind im Vorjahr bei der Kinder- und Jugendhilfe in Vorarlberg eingegangen. Fast 40 Prozent davon von der Polizei. Ärzte und Gesundheitspersonal sind hingegen eher zurückhaltend.

Schulen und Kindergärten melden schneller als früher

Wenn sich die Polizei meldet, ist meistens schon etwas mehr passiert, weil sie erst dann einschreitet. Wer im Gesundheitsbereich arbeitet, müsste doch auch blaue Flecken oder andere Anzeichen erkennen, sagt Jürgen Hartmann. Die Schulen und Kindergärten lobt er hingegen. Sie würden Verdachtsfälle mittlerweile schneller melden als früher.

Nach einer Meldung erfolgt eine Gefährdungsabklärung durch die Bezirkshauptmannschaft. Was dann passiert, ist von Fall zu Fall unterschiedlich. „Gegen den Willen der Erziehungsberechtigten ist alles mühsam. Wenn wir aber im Gefährdungsbereich sind, wo der Schutz des Kindes im häuslichen Umfeld nicht mehr gewährleistet ist, sprechen wir von einer vollen Erziehung. Das heißt eine Unterbringung des Kindes außerhalb des familiären Umfeldes“, erklärt Hartmann. Wichtig ist aber auch in so einem Fall, weiter mit den Eltern im Gespräch zu bleiben.

Bedarf an Pflegeeltern ist da

Innerhalb von zwei Jahren hat sich die Zahl der Kinder, die bei Pflegeeltern untergebracht sind, um 40 reduziert. „Das liegt daran, dass es weniger Pflegeeltern gibt“, sagt Jürgen Hartmann. Der Bedarf wäre sehr wohl da. Das Personalthema ist in der Kinder- und Jugendhilfe genauso ein Thema wie überall sonst. Kinder- und Jugendanwalt Christian Netzer hofft, dass sich der Personalengpass nicht auf die Kinder auswirkt, sondern irgendwie anders ausgeglichen werden kann. „Derzeit kommt man eben grad so durch“, sagt Netzer.

365 betreute Kinder

Nicht alle Kinder und Jugendliche, die einen Platz in einem Heim oder bei Pflegeeltern benötigen, kommen auch in Vorarlberg unter, aber die meisten. Neben den Pflegeeltern gibt es auch die Möglichkeit, dass Kinder in Einrichtungen unterkommen. 365 Kinder wurden im Vorjahr in Einrichtungen und bei Pflegeeltern betreut und fünf Kinder sind in einer Einrichtung außerhalb des Landes untergekommen. In der Vergangenheit waren das noch wesentlich mehr. Nach schlechten Erfahrungen vor einigen Jahren versucht das Land jetzt, diese Zahl so niedrig wie möglich zu halten, heißt es von der Kinder- und Jugendhilfe.

Von der Elternberatung bis zur Unterbringung von Kindern

Die Arbeit der Kinder- und Jugendhilfe reicht von der Elternberatung bis hin zur Unterbringung von Kindern in Pflegefamilien. Für die Unterstützung der Erziehung wurden im vergangenen Jahr knapp 14,5 Millionen Euro ausgegeben, die Kosten der Erziehung bei Pflegeeltern beliefen sich auf etwas mehr als zwei Millionen Euro. Der größte Kostenpunkt war die Erziehung in stationären Einrichtungen mit 18 Millionen Euro.

In den Elternberatungsstellen der Kinder- und Jugendhilfe wurden im vergangenen Jahr knapp 9.000 allgemeine Elternberatungen durchgeführt. Rund 7.000 Übernachtungen in Mutter-Kind-Wohnungen und mehr als 300 Übernachtungen in Notschlafstellen für Jugendliche wurden in Anspruch genommen.