Allein im laufenden Jahr haben bereits 40 Polizistinnen und Polizisten ihren Dienst quittiert, darunter auch Polizeischüler. Verglichen mit der gesamten Belegschaft ist das der höchste Wert in Österreich. Das habe verschiedene Gründe, sagt Polizeigewerkschafter Manuel Preiß: „Zum Teil sind es Beamte, die ein Studium beginnen oder nach der Ausbildung erkennen, dass der Job nicht auf sie zugeschnitten ist. Wir haben in Vorarlberg ein sehr hohes Preisniveau, Wohnungskosten und Lebenserhaltungskosten und da haben wir mit der Schweiz und Liechtenstein deutliche Konkurrenz, wo man mehr verdienen kann, aber auch mit der Privatwirtschaft deutliche Abgänge.“
Polizisten mussten mehr als 65.000 Überstunden schieben
Die vergleichsweise geringe Bezahlung ist laut Personalvertreter Preiß aber nur ein Grund, warum immer mehr Polizistinnen und Polizisten aus dem Beruf aussteigen. Auch die Arbeitsbelastung nehme immer mehr zu, sagt der Gewerkschafter: „Es hat in den letzten zwei Jahren mit der Coronavirus-Krise einige Stunden für die Polizistinnen und Polizisten gegeben, zusätzlich haben wir auch noch zwei Bundesligamannschaften, die viele Ressourcen verbrauchen, also die Einsatzeinheit. Diese Dienste müssen von anderen Beamten abgedeckt werden.“ Da komme in der derzeitigen Situation eine ordentliche Stundenanzahl zusammen, auch speziell am Wochenende, so Preiß.
Wie hoch die Arbeitsbelastung tatsächlich ist, hat das Innenministerium in Zahlen gefasst: Allein im ersten Halbjahr mussten die Vorarlberger Polizistinnen und Polizisten insgesamt mehr als 65.000 Überstunden schieben.
Für den Personalvertreter steht fest, dass sich einiges bei der Polizei ändern muss: „Mit dem Lohn kann man sicher einiges machen. Zudem muss man viel mehr Flexibilität an den Tag legen. Ich denke, man sollte gerade im Bereich Work-Life-Balance auf die Beamten zugehen und ihnen ermöglichen, Familie und Beruf zu vereinen und die Stundenanzahl zu reduzieren.“
Landespolizeidirektor: „Nur manche Bereiche veränderbar“
Landespolizeidirektor Hans-Peter Ludescher meint, dass die Abgänge dieses Jahr ausnahmsweise viel seien, es sei ein besonderes Jahr, gerade auch durch die zwei Jahre Pandemie: „Wir schauen aber, dass wir die Arbeitsbedingungen für unsere Kollegen möglichst gut gestalten können. Manche Bereiche kann man aber nicht ändern. Wir können beispielsweise nicht anbieten, am Wochenende keinen Dienst zu machen, weil die Bevölkerung erwartet, dass wir als Einsatzorganisation vor Ort sind.“ Laut Ludescher gäbe es hier nur kleine Rädchen, die gedreht werden können.
Der Landespolizeidirektor betont aber, dass gemeinsam mit einer Werbeagentur derzeit das Image der Polizei aufgebessert werden soll. Er hofft, dadurch auch wieder mehr Bewerberinnen und Bewerber zu bekommen.