NEOS Vorarlberg bezieht sich bei der Kritik auf den österreichischen Jugendbericht über Wirtschaftsbildung. Laut diesem fühlt sich rund die Hälfte der Jugendlichen nicht auf das vorbereitet, was nach der Schule kommt. Die Anforderungen seien heute andere als noch vor 50 Jahren, sagt Fabienne Lackner, Sprecherin der Vorarlberger JUNOS, der Jugendorganisation von NEOS.
"Wenn wir nicht wollen, dass Jugendliche auf der Strecke bleiben, müssen wir die Lehrpläne, den Fächerkanon und die starre „50 Minuten-Einheit“-Logik hinterfragen“, so Lackner.
Defizite im Bereich der Wirtschafts- und Finanzbildung
Besonders stark sind laut der zitierten Studie die Defizite im Bereich der Wirtschafts- und Finanzbildung. NEOS-Vorarlberg-Jugendsprecher Johannes Gasser sagt, dieses Wissen sei gerade jetzt wichtig, wo alles teurer werde.
Man könne davon ausgehen, dass junge Menschen sehr viel schneller in Schuldenfallen tappen, so Gasser, so dass sie die Konsequenzen von Ratenzahlungen nicht entsprechend berücksichtigen könnten und sich finanziell in Abhängigkeiten begeben würden.
NEOS verlangt eine bessere Ausbildung explizit in diesem Bereich – auch deshalb, weil 80 Prozent der Eltern sagen, dass sie sich bei Versicherungsverträgen oder im Umgang mit Geld auch nicht sicher sind.
Klimawandel als fächerübergreifender Lehrstoff
Gleichzeitig macht NEOS eine Reihe von Vorschlägen zur Schulbildung überhaupt: Man müsse weg vom starren 50-Minuten-Unterricht, es brauche fächerübergreifenden Unterricht, mit mehreren Klassen und Lehrern. Klimawandel könne da ein Thema sein, mit Lehrpersonen aus Geografie und Biologie. Zehn Prozent der Jahresunterrichtszeit solle von den Schulen frei planbar sein und für klassen- und fächerübergreifende Projekte sowie zum Austausch mit der Arbeitswelt genutzt werden, so Junos-Vorsitzende Lackner. Und man müsse den Schülern beibringen, Wissen anzuwenden anstatt es nur wiederzugeben.
„Als Personalberaterin kann ich nachvollziehen, dass sich Jugendliche nicht ausreichend auf das Berufsleben und die Zukunft vorbereitet fühlen. Die Prioritätensetzung bei den vermittelten Themen stimmt nicht mehr. Komplexe Materien wie Wirtschaft und Finanzen müssen aus verschiedenen Blickwinkeln betrachtet werden“, so Lackner weiter.
Finanzbildung: Vorarlberg als einziges Land nicht dabei
Anlass für diese Forderungen ist nicht nur der „Tag der Jugend“, sondern auch eine Unzufriedenheit mit der Bildungspolitik der Landeregierung. Auf Bundesebene gibt es eine Strategie zu Finanzbildung an den Schulen. Diese wird zwar erst in einem Jahr umgesetzt – es gibt aber bereits aktuelle Pilotprojekte zur Wirtschaftsbildung.
Nicht so in Vorarlberg, das als einziges Bundesland mit keiner einzigen Schule teilnehme, kritisiert NEOS. Die Parteivertreter wollen von ÖVP-Bildungslandesrätin Barbara Schöbi-Fink in einer Anfrage wissen, warum das so ist.