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ORF.at/Zita Klimek
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Chronik

Polizei sammelt Drohmails an Ärzte

Die Vorarlberger Ärzte haben während der CoV-Pandemie immer wieder Drohungen und Hassbotschaften erhalten. Die Polizei hat dafür extra eine Meldestelle eingerichtet. Dorthin konnten die Ärzte die Droh- und Hassnachrichten weiterleiten. Es könnte also sein, dass noch einige Verfasser von Drohbotschaften Besuch von der Polizei bekommen.

„Weil du Menschen mit der Impfung in den Tod schickst, sollst du auch sterben.“ Solche und andere Drohungen und Hassbotschaften sind während der CoV-Pandemie in den Arztpraxen in ganz Österreich eingetroffen. Auch die Vorarlberger Ärztin Alexandra Rümmele-Waibel, Sprecherin der niedergelassenen Ärzte in Vorarlberg, berichtet von solchen Mails, die sie und ihre Kolleginnen und Kollegen bekommen haben.

Begonnen habe alles mit der Impfung, Rümmele-Waibel erinnert sich, dass sie noch nie in ihrem Leben so schlimme Mails bekommen hat. Das habe von Beschimpfungen über üble Nachreden bis hin zu Todeswünschen gereicht. „In den Hochzeiten, wo die Impfungen begonnen haben, sind solche E-Mails leider gehäuft in den Ordinationen angekommen. Im Moment hat sich die Lage entspannt“, beschreibt Rümmele-Waibel die Situation.

Polizei richtete Meldestelle ein

Die Polizei hat extra für die Ärzte eine Meldestelle eingerichtet. Dorthin konnten die Ärzte die Droh- und Hassmails weiterleiten. Es könnten also noch einige Absender Besuch von der Polizei bekommen. Eine gefährliche Drohung muss die Polizei verfolgen. Was eine gefährliche Drohung ist, ist aber schwer zu beurteilen, meint Ramazan Yildiz vom Verein ZARA. ZARA hat eine Meldestelle für Hass im Netz eingerichtet. Seit Kurzem ist es möglich, bei Hass im Netz Schnellverfahren einzuleiten. Das werde aber noch wenig in Anspruch genommen, weil es zu wenig bekannt sei, sagt Yildiz.

Haller: „Drohung ist Verbrechen und gehört vor Gericht“

Gerichtspsychiater Reinhard Haller nimmt auch die Politik in die Pflicht. „Ich glaube, man müsste hier einfach jene Kriterien anwenden, die man auch sonst anlegt. Dass man sagt: Eine gefährliche Drohung ist ein Verbrechen und gehört vor Gericht gestellt“, sagt Haller.

Auslöser der Diskussion ist der Suizid einer oberösterreichischen Ärztin, die schwer bedroht worden war. Das ist bei Weitem kein Einzelfall, sagt Haller. „Wir müssen bedenken, dass 30 Prozent der User sagen, dass sie im Internet schon einmal von Hass betroffen waren“, so Haller.

Auch an Rümmele-Waibel sind die Mails nicht spurlos vorübergegangen. „Abprallen kann so was, glaub ich, an keinem. Wir sind nicht dafür gemacht, dass man uns mitteilt, dass man uns den Tod wünscht, und uns beschuldigt, am Tod von vielen Menschen verantwortlich zu sein. Damit umzugehen ist nicht einfach, macht viele schlaflose Nächte. Ich bin sehr froh, dass diese E-Mails nachgelassen haben“, zeigt sich Rümmele-Waibel sichtlich erleichtert.