Taubenschwänzchen
Manfred Gasser
Tiere

Tropische Pflanze tödlich für Taubenschwänzchen

Viele Menschen haben sie am Balkon oder in einem Pflanzkübel stehen – die Dipladenia. Doch die meisten wissen nicht, dass die tropische Pflanze eine tödliche Falle für eine bestimmte Schmetterlingsart ist: die Taubenschwänzchen.

Auf Isabel Waldingers Terrasse stehen viele Blumen, darunter drei Dipladenia. „Ich habe dann plötzlich gemerkt, als ich draußen gesessen bin, dass es irgendwo ständig im gleichen Ton brummt und schwirrt“, beschreibt Waldinger. Die Ursache: Ein Taubenschwänzchen, das in einer Blüte einer Dipladenia-Pflanze feststeckte.

Schütteln brachte nichts, weshalb Waldinger die Blüte abbrach: „Ich bin zum Tisch und habe die Blüte komplett bis hinten aufgemacht und habe gesehen, es hängt mit dem Rüssel bis unter der Narbe vom Blütenstempel fest und kommt nicht mehr heraus“, sagt Waldinger.

Taubenschwänzchen und Dipladenia nicht kompatibel

Waldinger befreite den Pechvogel und dachte sich zunächst nicht viel dabei. „Dann hat sich das gehäuft und ich hatte das Geräusch immer im Ohr“, erzählt Waldinger. Die Rettungsaktionen häuften sich, bis sie sich schließlich an die inatura in Dornbirn wandte – wo man feststellte, dass Taubenschwänzchen und Dipladenia nicht kompatibel sind.

Das kommt daher, dass zwischen dem Taubenschwänzchen und der Dipladenia, die zu den tropischen Hundsmilchgewächsen zählt, keine sogenannte Co-Evolution stattgefunden hat, so wie es bei anderen Insekten und Pflanzen der Fall ist.

Sprich: Insekten und Pflanzen haben sich über Millionen Jahre hinweg eng aufeinander abgestimmt, weil beide voneinander profitieren – die einen wollen bestäubt werden, die anderen brauchen den Nektar als Treibstoff. Wenn das Taubenschwänzen aus dem Mittelmeerraum nun auf die Dipladenia aus den Tropen trifft, geht nichts mehr: „Nur dadurch, dass der Mensch die beiden auf einem anderen Erdteil mehr oder weniger zusammengebracht hat, entstehen diese Probleme“, sagt Klaus Zimmermann von der inatura Dornbirn.

Pflanze hält Taubenschwänzchen fest

Denn die Dipladenia hat eine problemfreie, „idiotensichere“ Methode zur Bestäubung entwickelt: Sie hält ihre Besucher fest. Für andere Falter ist das kein Problem, sie können unter Umständen bis zu 24 Stunden an einer Dipladenia-Blüte hängen bleiben.

Doch das Taubenschwänzchen landet nicht, wenn es den Nekar trinkt. Es schwirrt mit ungeheuer schnellen Flügelschlägen in der Luft, weshalb die Falter auch Kolibrischwärmer genannt werden. Damit der Wind das Taubenschwänzchen währenddessen nicht von seiner Blüte wegweht, dockt es sich quasi mit dem Rüssel fest.

Das Andocken geht blitzschnell, weshalb das Taubenschwänzchen auch blitzschnell wieder weg ist. Doch die Dipladenia lässt diesen Vorgang nicht zu: Sie hält das Taubenschwänzchen weiterhin fest. Das Taubenschwänzchen hingegen schwirrt weiter, bis es letztlich stirbt.