Symbolfoto Sperre Montafonerbahn Juni 2019
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Im Interview

Montafonerbahn: Lechthaler fordert Verlängerung

In der Tourismusgemeinde St. Gallenkirch ist seit sieben Jahren Josef Lechthaler (SPÖ und Parteifreie) Bürgermeister. Der 34-Jährige sprach mit ORF-Redakteur Jürgen Peschina über die Auswirkungen des Tourismus auf seine Gemeinde und wie er zur Verlängerung der Montafonerbahn steht.

Einer der jungen Bürgermeister des Landes arbeitet im inneren Montafon. 34 Jahre ist Josef Lechthaler alt, seines Zeichens parteifreier Ortschef in St. Gallenkirch – der flächenmäßig zweitgrößten Gemeinde des Landes. In den Jahren vor Corona war die Tourismusgemeinde sehr erfolgreich, mit einem Nächtigungszuwachs von mehr als 50 Prozent innerhalb von vier Jahren. ORF-Redakteur Jürgen Peschina hat Bürgermeister Lechthaler gefragt, ob ihm die Abhängigkeit St. Gallenkirchs vom Tourismus nicht manchmal auch unheimlich ist.

Josef Lechthaler Bürgermeister St. Gallenkirch
Lechthaler
Bürgermeister Josef Lechthaler

Lechthaler: Ich muss gestehen, zeitweise schon. Man kann aber natürlich die touristische Ausrichtung der letzten Jahre und Jahrzehnte nicht vom Tisch wischen. Aber es muss natürlich auch Alternativen geben neben dem Tourismus. Deshalb versuchen wir auch, Flächen für Gewerbebetriebe zu erwerben. Da werden wir versuchen, Alternativen zu schaffen.

ORF Vorarlberg: Diskutiert wird eine mögliche Verbindung der Skigebiete im Montafon. Wie stehen denn Sie zu solchen Ideen?

Lechthaler: Ich glaube, dass es wichtig ist, dass sich die Skigebiete eher nach innen entwickeln. Die bestehenden Flächen sollen möglichst gut genutzt werden, damit diverse Naturräume auch belassen werden können. Ich habe auch das Gefühl, dass wir das im Montafon unter den Bergbahn-Betreibern auch geschafft haben, dass diese Entwicklung gemeinsam getragen wird und so gut zusammengearbeitet wird. Ich will keine Schaffung von großen Skischaukeln um jeden Preis.

ORF Vorarlberg: Wie sehen Sie die Thematik der Investorenwohnungen, von denen mancher Bürgermeister schon gesagt hat, er sieht sie nicht mehr mit großer Begeisterung?

Lechthaler: Wir sehen es genau gleich. Da hat St. Gallenkirch in der Vergangenheit sicherlich Fehler gemacht und das vielleicht ein Stück weit auf die leichte Schulter genommen. Man hat aber aus diesen Fehlern gelernt. Wir bringen uns auch sehr stark bei den ERFA-Tourismusgemeinden ein, um bei der jetzt anstehenden Novellierung des Raumplanungsgesetzes auch entsprechende Werkzeuge in die Hand zu kriegen, um solche Projekte für die Zukunft zu verhindern. (Anmerkung: Vorarlberger Tourismusgemeinden haben sich zu einer „Erfahrungsaustausch-Gruppe“ – kurz ERFA genannt – zusammengetan, um Lösungsansätze in Sachen Investorenmodelle zu finden).

ORF Vorarlberg: Sowohl St. Gallenkirch als auch die Nachbargemeinde Gaschurn hätten gern eine Verlängerung der Montafonerbahn bis nach Gaschurn. Da schien in letzter Zeit nicht gerade sehr viel voranzugehen. Sehen Sie das Projekt auf Schiene oder kommt da zu wenig?

Lechthaler: Da ist es tatsächlich so, dass wir jetzt auf den Tisch geklopft und unseren Unmut geäußert haben, weil in der mittelfristigen Finanzplanung der Montafonerbahn wieder fast nichts für die Bahnverlängerung vorgesehen wurde. Ich glaube, es ist an der Zeit, dass wir uns als Tal wirklich Gedanken darüber machen, ob wir diese Bahnverlängerung wollen. Ich bin klar der Meinung, wir brauchen diese Bahnverlängerung. Wir müssen da wirklich in die Zukunft schauen. Ab 2035 sollen ja alle Fahrzeuge elektrisch sein und auch die Jugendlichen haben nicht mehr diesen Anreiz, einen Führerschein zu machen, wie es früher noch war. Und da muss jetzt einfach eine Entscheidung her.

ORF Vorarlberg: Herr Lechthaler, Sie sind 34 Jahre alt und schon seit sieben Jahren Bürgermeister. Vorausgesetzt, dass Sie jeweils wiedergewählt werden würden, könnten Sie es im Zuge eines Berufslebens auf Jahrzehnte als Bürgermeister in St. Gallenkirch bringen. Ist das für Sie eine Perspektive, Ihr Berufsleben der Kommunalpolitik zu widmen?

Lechthaler: Darüber habe ich mir keine Gedanken gemacht. Ich glaube, die Herausforderung für die Bürgermeister wird immer größer. Die Erwartungshaltung von den Bürgerinnen und Bürgern an die Gemeinden und natürlich auch an den Bürgermeister wird auch immer größer. Und ich glaube, dass sich da in den nächsten Jahren schon noch etwas ändern muss, damit überhaupt noch Bürgermeister gefunden werden können. Ob ich das ein Leben lang mache oder nicht, darüber habe ich mir keine Gedanken gemacht – dafür ist es noch zu früh.