Pflegekraft wäscht Arm von altem Menschen
leno2010 – stock.adobe.com
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Soziales

Pflege: Heime müssen Anfragen ablehnen

In der Pflege wird die Personalsituation immer prekärer. Die Vorarlberger Heimbetreiber sprechen von einem „ausgetrockneten Personalmarkt“. Inzwischen können Heime bereits nicht mehr alle vorhandenen Betten belegen und müssen Anfragen ablehnen. Mangels Nachwuchs versuche man, zumindest das vorhandene Personal zu halten.

An die 1.500 neue Pflegekräfte müssen bis 2030 in Vorarlberg gefunden werden – So lautet zumindest die Prognose der Landesregierung. Zwei Ursachen gibt es für diesen Personalbedarf: Zum einen werden die Menschen immer älter und damit gibt es auch immer mehr pflegebedürftige Menschen. Und zum anderen gehen viele der heutigen Angestellten in den Heimen bis dahin in Pension. Doch neue Pflegekräfte sind in Vorarlberg Mangelware.

Personalmarkt für Pflegekräfte „leergefegt“

Den Pflegeheimen geht es wie fast allen Unternehmen im Land: Überall fehlen Arbeitskräfte, bestätigen mehrere Heimbetreiber gegenüber dem ORF Vorarlberg. Zum Beispiel Georg Hecht vom Seniorenhaus Hasenfeld in Lustenau: Er sagt, dass der Markt für neue Pflegekräfte leergefegt sei – so etwas habe er in 30 Jahren nicht erlebt. Und Christian Längle von Senecura sagt, dass der Personalmangel längst nicht mehr nur das diplomierte Personal betrifft: Auch Pflegeassistenten oder Personal in der Haustechnik und der Verwaltung fehlen.

39-Stunden-Woche verschärft Lage zusätzlich

Die Heime fürchten sich schon vor dem nächsten Jahr: Ab 2023 gilt nämlich die 39-Stunden-Woche. Das sei natürlich schön für die Mitarbeiterinnen, sagt Barbara Bischof-Gantner vom Pflegeheim Rankweil. Für die Heimbetreiber sei das aber eine zusätzliche Herausforderung.

Pflegeassistent Stefan Zumtobel bei der Betreuung
ORF
Im Pflegebereich fehlt es an Personal und Nachwuchs – die Lage spitzt sich zu, Heime müssen Anfragen ablehnen

Bereits vorläufige Aufnahmestopps

Inzwischen können die Pflegeheime nicht mehr alle Betten belegen. Georg Hecht spricht von einer traurigen Situation: Die Zimmer sind leer, der Bedarf ist da, aber er könne nicht verantworten, mehr Betten zu belegen. Rasch einen Heimplatz zu bekommen, sei sicherlich im Moment schwierig, bestätigt Soziallandesrätin Katharina Wiesflecker (Grüne) auf ORF-Anfrage: „Ich erlebe die Heime so, dass sie sehr bemüht sind, ihren Versorgungsauftrag zu erfüllen, aber natürlich die Situation haben, dass Personal fehlt. Und sie müssen deshalb manchmal vorläufig und auch zeitlich begrenzt Aufnahmestopps aussprechen.“

Heime versuchen, Personal wenigstens zu halten

Angesichts dieser Lage versuchen die Heime jetzt vor allem, zumindest das vorhandene Personal zu halten. Da es keine neuen Arbeitskräfte gibt, findet eigentlich nur untereinander ein Wechsel statt. Das führt manchmal dazu, dass Personal von einem anderen Heim abgeworben wird – offiziell bestätigen wollte das aber keines der Heime. Vielen Heimen bleibt bei einer Ausschreibung für Personal eigentlich nur die Hoffnung auf Mundpropaganda und etwas Glück, dass sich jemand bewirbt.

An Ausbildungsplätzen fehlt es nicht

Senecura ist als österreichweiter Betreiber etwas im Vorteil: Das Unternehmen bildet in Graz auch eigene Mitarbeiter selbst aus. Die Ausbildungsplätze sind in Vorarlberg aber nicht das größte Problem, es bewerben sich aber weniger Berufseinsteigende für Pflegeschulen als früher. Denn während die Zahl der Pflegebedürftigen zunimmt, sinkt die Zahl der Arbeitskräfte. Hier sieht Georg Hecht vom Seniorenhaus Hasenfeld in Lustenau eine große Gefahr: Wenn sich dieser Trend nicht umkehrt, könnte es richtig bedrohlich werden.