Gemeinde Gaißau
Gemeinde Gaißau
Gemeinde Gaißau
Im Interview

Gaißauer Bürgermeister über Ortsentwicklung

Die Gemeinde Gaißau ist eine stark wachsende Gemeinde am Bodensee und liegt an der Grenze zur Schweiz. Bürgermeister Reinhold Eberle (ÖVP) ist seit 19 Jahren das Oberhaupt der Gemeinde. ORF Vorarlberg-Redakteur Thomas Haschberger hat mit ihm über die Ortsentwicklung und über den großen „Betonblock“ am Ortseingang gesprochen.

Die Gemeinde Gaißau liegt direkt an der Schweizer Grenze. Sie ist ein beliebtes Ausflugsziel, man kommt direkt zum Bodensee-Ufer und kann die Idylle im Naturschutz-Gebiet genießen. Auf der anderen Seite steht am Ortseingang ein großes Werk eines Beschlägehersteller. Um den Spagat zwischen naturnahen Lebensraum und Industrie zu schaffen, hat die Gemeinde auch bei der Raum-Entwicklung für die nächsten Jahre die Bevölkerung gefragt.

ORF Vorarlberg: Bürgermeister Reinhold Eberle, wie wird sich die Gemeinde Gaißau weiterentwickeln?

Eberle: Es gibt einen Masterplan und der soll Schritt für Schritt die nächsten Jahre umgesetzt werden. Mit der Fertigstellung des Pflegeheims ist der erste Abschnitt erledigt. Für den Rest wird man sich sicherlich noch Zeit lassen. Zum einen, weil noch bauliche Maßnahmen in Zukunft durchgeführt werden müssen und zum anderen natürlich auch die budgetäre Situation. So eine Zentrumsgestaltung kostet eine Menge Geld und das muss schon sehr sorgfältig – auch budgetär – geplant sein.

Porträtfoto des Gaissau Bürgermeisterkandidaten Reinhold Eberle von der Volkspartei.
VP Gaissau
Bürgermeister Eberle ist seit dem 28. Mai 2003 im Amt

ORF Vorarlberg: Gaißau zählt zu den Gemeinden, die am stärksten wachsen. Vor 20 Jahren waren es 1.486 Einwohner, jetzt sind es mit 1.875 um rund 400 mehr. Gaißau hat viele Einfamilienhäuser, ist auch bekannt dafür. Allerdings ist vor Kurzem eine Wohnanlage im Zentrum errichtet worden – wenn man sich die Grundstückspreise anschaut, wird man an weiteren Wohnanalgen nicht herumkommen?

Eberle: Das wird sich wohl so einstellen. Allerdings ist es doch immer noch so, dass es in Gaißau möglich ist, ein Einfamilienhaus zu realisieren. Natürlich, kleine Wohnanlagen werden in Zukunft auch in Gaißau situiert werden. Allerdings haben wir im Erarbeiten des räumlichen Entwicklungsplans festgelegt, dass es keine allzu großen Wohnanlagen geben sollte, weil die Struktur der Gemeinde dies einfach auch nicht zulässt.

ORF Vorarlberg: Wird es auch gemeinnützige Wohnungen in Gaißau geben?

Eberle: Es ist geplant, dass im Schwester Bernarda-Weg, das ist im Ortszentrum, gemeinnützige Wohnungen entstehen. Hier wird die Wohnbau-Selbsthilfe gemeinsam mit i+R Schertler eine solche Wohnanlage errichten.

ORF Vorarlberg: Die Gemeinde wächst ja auch so stark, weil ein großer Arbeitgeber im Ort ist, der Beschlägehersteller Blum. Die Erweiterung vom Werk hat auch zu Kritik geführt. Wie wichtig ist aber so ein großes Werk, so ein großer Arbeitgeber in einer verhältnismäßig kleinen Gemeinde?

Eberle: Also die Firma Blum als Betrieb in der Gemeinde ist nicht nur ein wertvoller Arbeitgeber, sondern natürlich auch ein Betrieb, der die finanzielle Situation der Gemeinde aufbessert und so einen gewissen Gestaltungsspielraum der Gemeinde zulässt. Warum die Gemeinde so stark wächst, liegt natürlich nicht nur an diesem einen Arbeitgeber. Hier sind vielleicht zehn bis 15 Prozent der Arbeitsplätze, die die Firma Blum bereitstellt, von Gaißauerinnen und Gaißauern besetzt. Die Nähe zur Schweiz zieht natürlich sehr viele Bürgerinnen und Bürger nach Gaißau, sehr viele Bewohner arbeiten dort. Und als Bodensee- und Rhein-Anrainergemeinde hat die Gemeinde natürlich sowieso einen gewissen Charme.

ORF Vorarlberg: Dieser Charme zieht auch viele Gäste aus der Schweiz, aber auch aus Vorarlberg an. Das Naturschutz-Gebiet ist ein beliebtes Ausflugsziel. Wenn man aber aufmerksam durch die Gemeinde geht, fällt auf, dass oft unachtsam weggeworfener Müll entlang der Wege liegt. Wie groß ist dieses Problem?

Eberle: Dieser Müll ist ein Problem. Wir bemühen uns, an verschiedenen Stellen auch Müllkübel aufzustellen. Wir haben jedoch bemerkt, dass mehr Müllkübel auch mehr Müll anziehen und somit das Problem vergrößern. Wir tun unser Bestes, allerdings muss man auch an die Vernunft der Menschen appellieren.

ORF Vorarlberg: Sie sind jetzt in der vierten Amtsperiode. Nach dieser Amtszeit gehen Sie in Pension. Was muss der oder die neue Bürgermeisterin können? Worauf sollte sie oder er schauen?

Eberle: Also grundsätzlich ist es mir wichtig, dass die Nachfolgerin oder der Nachfolger eine eigene Handschrift in die Gemeinde bringt. Sehr wichtig ist für mich der Generationswechsel. Mit 60 Jahren ist man zwar schon noch fit im Denken, aber doch nicht mehr in den jungen Generationen zu Hause. Und so finde ich einen Generationswechsel sehr wichtig.