„Glück ab!“ schallt der traditionelle Ruf der Fallschirmjäger gegen den Motorenlärm an, der mit dem kalten Flugwind in das große Flugzeug dringt, als sich die Heckklappe öffnet wie ein großes Maul, das sie gleich ausspucken wird. Mit kaum steuerbaren, automatisch ausgelösten Schirmen springen die Soldatinnen und Soldaten des deutschen Fallschirmjägerregiments 26 aus Zweibrücken in Rheinland-Pfalz bei Langenargen über dem Bodensee ab.
Schirm wird automatisch geöffnet
Die Reißleine ziehen sie nicht selbst, das übernimmt quasi das Transportflugzeug, aus dem sie sich fallen lassen. Mit einem Karabiner wird die Aufziehleine im Flugzeug eingehakt und zieht den Schirm aus seiner Verpackung, wenn der Fallschirmjäger in etwa 400 Metern Höhe das Flugzeug verlässt. Einer nach dem anderen läuft aus der Heckklappe und Augenblicke später erscheinen die grünen Rundkappen wie Pilze am Himmel.
Die Übung nahe Langenargen am Bodensee dauert noch bis Freitag, 29. Juli 2022.
Notlandung im Wasser
Geübt wird das „Notverfahren zur Wasserlandung“ – grob gesagt, damit die Soldatinnen und Soldaten wissen, was bei einer unabsichtlichen Landung im Wasser zu tun ist und wie sie wieder aus dem Wasser geholt werden. Mit schnellen motorisierten Schlauchbooten rauschen ihre Kameradinnen und Kameraden auf den See, um sie zu bergen.
Wasserlandungen sind eine Herausforderung
Eine Landung im Wasser ist kein Badespaß: Die Fallschirmjäger können sich dabei in ihren 28 Fangleinen verheddern oder unter die 87 Quadratmeter große Rundkappe geraten – eine sowohl physische, aber auch psychische Herausforderung. Dazu kommt die schwere Ausrüstung mit etwa 25 Kilogramm, die trotz Schwimmweste im Wasser schwer an den Gelandeten zieht.
Kaum Zeit für die Aussicht
Ohnehin ist ein Automatiksprung kein reiner Spaß: Das Öffnen der Rundkappe des inzwischen recht betagten Truppenfallschirms T-10 gibt mitunter einen kräftigen Ruck in das am Körper befestigte Gurtzeug; bis der Schirm offen ist, können auch die Haupttragegurte schmerzhaft am Kopf streifen. Hat sich der Schirm dann mal geöffnet, hat man nur wenig Zeit, die Aussicht zu genießen, denn lang am Schirm hängen sollen die Soldaten im Ernstfall natürlich nicht – denn da sind sie wehrlose, langsame Ziele für den Feind.
Bundeswehr-Fallschirmjäger üben am Bodensee
Über Langenargen am Bodensee sind derzeit Fallschirmspringer der Deutschen Bundeswehr im Einsatz. Die Soldaten üben dort, wie man sicher im Wasser landet. Und dafür springen sie rund 500 Mal über dem Bodensee aus dem Flugzeug.
Spektakel für Zuschauende am See
Für die Zuschauerinnen und Zuschauer am See ist es jedoch ein spannendes Spektakel, das die 600 Springer, zwölf Boote und 40 Fahrzeuge bieten. Auch die Flugzeuge sind kein gewohnter Anblick: neben einem Transportflugzeug vom Typ M28 Skytruck landen und starten am Flughafen Friedrichshafen am Freitag auch die neuen großen Maschinen vom Typ Airbus A400M der Luftwaffe und zwei Lockheed C-130 Super Hercules der US Air Force an den Bodensee. Letztere transportieren internationale Teilnehmer der Übung.
Jahrzehntelange Patenschaft
Seit den 1990er Jahren besteht eine Patenschaft zwischen der Gemeinde Langenargen und dem Fallschirmjägerregiment, zunächst mit dem inzwischen aufgelösten Luftlande-Unterstützungs-Bataillon 262 in Merzig, die mittlerweile auf das Fallschirmjägerregiment 26 aus Zweibrücken übergegangen ist.