Sturm Bregenzer Festspiele
Bregenzer Festspiele / Karl Forster
Bregenzer Festspiele / Karl Forster
Kultur

Stürmisches Schauspiel bei den Bregenzer Festspielen

In einer Koproduktion der Bregenzer Festspiele mit dem Deutschen Theater Berlin feierte William Shakespeares Spätwerk „Der Sturm“ am Theater am Kornmarkt in Bregenz am Samstag Premiere. Speziell ist die Neu-Übersetzung: das altenglische Original ist Wort für Wort übertragen worden.

Für die Inszenierung von Regisseur Jan Bosse hat Jakob Nolte das Shakespeare-Stück aus dem Jahr 1611 neu übersetzt. Nolte hat sich in seiner Übersetzung Wort für Wort durch das altenglische Original gehangelt. Dadurch ergibt sich für diese Inszenierung eine Phantasiesprache, die in Kombination mit der Live-Musik von Carolina Bigge ein Sound-Spiel im komplexen Schauspiel ergibt.

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Inhalt: „The Tempest“/“Der Sturm“ von Shakespeare

Zwölf Jahre lang lebt Prospero, der entmachtete Herzog von Mailand, mit seiner Tochter Miranda auf einer einsamen Insel. Sein Bruder Antonio hatte ihn gestürzt und auf offener See ausgesetzt. Prospero herrscht uneingeschränkt über alle Wesen, Geister und die Ureinwohner dieser Insel. Bis die Flotte des Königs von Neapel, Alonso, der auch sein Bruder Antonio und der Königssohn Ferdinand angehören, eintrifft. Prospero sinnt auf Rache und entfesselt mit Hilfe des Luftgeistes Ariel einen Sturm, der die Königsflotte kentern und stranden lässt. Nun hat Prospero die Chance auf späte Rache oder entscheidet er sich doch für Versöhnung?

„Hell ist empty, all the devils are here"

“Die Hölle ist leer, alle Teufel sind hier“ – dieser Satz zieht sich wie ein roter Faden durch das gesamte Stück. Darin liegt für Regisseur Jan Bosse auch die Aktualität dieses Shakespeare-Werks. „Die Erde ist die Hölle, die Teufel sind wir“, sagt Bosse. „Am Ende stellt sich die große Frage nach Rache oder Versöhnung“, so Bosse. "und Shakespeare entscheidet sich nicht für Rache, das tun auch wir nicht in dieser Inszenierung, aber bei uns ist der Scherbenhaufen, auf dem alle am Ende sitzen, gut sichtbar. Der Scherbenhaufen, den wir der nächsten Generation hinterlassen. Wir wissen alle, dass es so nicht weitergehen kann, aber wir wissen nicht, was wir machen sollen. Dementsprechend soll diese Sturm-Inszenierung sehr wohl eine Aufforderung zum Handeln sein!“

Mit viel Augenzwinkern erzählt

Macht und Unterdrückung, Ausbeutung und Aneignung, jeder jederzeit gegen jeden – das sind die zentralen Themen, die dieser „Sturm“ des Deutschen Theaters Berlin sichtbar und spürbar macht. Die Bühne – gestaltet von Stéphane Laimé – ist eine Insel voller Seile, die vom (Bühnen-)Himmel hängen. Die Figuren hanteln sich durch die Seile, verstricken sich darin, benutzen die Seile als Hängematte oder Schaukel oder auch als Gefängniszelle oder Waffe. In einer Szene bietet ein Seil sogar fließend Wasser, wie ein Brunnen. Die Kostüme von Kathrin Plath sind glitzernd, schrill, raffiniert einerseits, dann wieder schwer, dunkel und schlicht.

Große schauspielerische Leistungen

Wolfram Koch als Prospero zeigt sein gesamtes schauspielerisches Repertoire in dieser Rolle – er ist laut und polternd, dann wieder leise beobachtend, immer auf den Punkt in der richtigen Emotion und in der Wort-für-Wort-Übersetzung doch noch die Figur, deren Aussagen noch am besten verständlich sind. Der Luftgeist Ariel, gespielt von Lorena Handschin, ist Entertainer und Spielleiter dieses Verwirrspiels zugleich – vermeintlich Prospero dienend, ist es doch er, der Intrigen aufdeckt, Konflikte schlichtet oder schürt, je nach Lust und Laune.
Handschin überzeugt mit viel Anmut und hervorragendem Gesang.

Properos Tochter, Miranda, gespielt von Linn Reusse, die auch den Ratsherr Gonzalo spielt, ist als naive Inselschönheit, die sich nach inniger Liebe sehnt, gezeichnet. Der Sklave und Insel-Ureinwohner Caliban, gespielt von Julia Windischbauer, ist zum Äußersten – auch zum Königsmord – bereit, um seine Freiheit wieder zu erlangen. Die Schauspieler Tamer Tahen und Jeremy Mockridge, die ebenfalls mehrere Rollen zu spielen haben, überzeugen mit großer Verwandlungskunst und spürbarer Spielfreude.

Komplex und kompliziert, trotzdem Entertainment pur

Der Sturm ist an sich ein sehr schwieriges Stück Shakespeares. In diesem späten Werk betrachtet der Autor das Theater als symbolische Insel der Möglichkeiten und genau das setzt Jan Bosse in seiner Inszenierung auch um. Sehr viel Zauber und Magie spielen in dieser Inszenierung mit, die noch dazu mit reichlich Special Effekts und Klamauk gespickt ist. All dies erleichtert es dem Publikum nicht, zu verstehen, was auf der Bühne inhaltlich tatsächlich passiert. Doch trotz der Komplexität und Kompliziertheit ist dieser „Sturm“ des Deutschen Theaters Berlin äußerst kurzweilig und unendlich unterhaltsam.

Premiere von Shakespeares „Der Sturm“

Bei den Bregenzer Festspielen war am Samstag in einer Koproduktion mit dem Deutschen Theater Berlin eines der letzten Werke William Shakespeares „Der Sturm“ zu sehen.