Autos auf der Autobahn
ORF
ORF
Verkehr

„Tempo 100“ auf Autobahn nimmt Fahrt auf

Der Klimawandel und die Energiekrise sorgen dafür, dass die Diskussion über „Tempo 100“ auf der Autobahn wieder aufflammt. In Vorarlberg zeigt man sich für diesen Vorschlag offen. Sowohl für die Grünen als auch für den ÖAMTC würde eine Beschränkung des Tempolimits Sinn machen. Die Freiheitlichen sprechen sich hingegen klar dagegen aus.

Bundesweit wird derzeit eine Reduktion der erlaubten Höchstgeschwindigkeit von 130 auf 100 Stundenkilometer diskutiert. Kärntens Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ) und der Verkehrsclub Österreich (VCÖ) haben sich bereits dafür ausgesprochen – mehr dazu in: Energiekrise über Temporeduktion neu entfacht.

Für Jürgen Wagner, den Pressesprecher des ÖAMTC Vorarlberg, geht es bei dieser Sache natürlich um viele Emotionen. Auf der sachlichen Ebene spreche aber nichts gegen „Tempo 100“.

ÖAMTC: „Warum sollen wir nicht sparsamer fahren?“

„Das kann man durchaus vertreten, auf jeden Fall. Wir haben die Energieknappheit, wir haben die hohen Preise. Warum sollen wir nicht sparsamer fahren?“, so Wagner. Neben den Einsparungen gebe es noch eine ganze Reihe anderer Vorteile: weniger Unfälle, weniger Schadstoffe, weniger Umweltbelastung und weniger Lärm.

Wagner ÖAMTC
ORF Vorarlberg
Für Jürgen Wagner vom ÖAMTC sprechen viele Gründe für „Tempo 100“.

Wenn man das Tempo von 130 auf 100 reduziert, verringert sich der Treibstoffverbrauch um 23 Prozent. Diese Zahl kommt vom VCÖ, der die Mobilität sehr kritisch verfolgt. Der ÖAMTC in Vorarlberg bestätigt die Angaben. Die Größenordnung könne jeder prüfen, so Wagner.

Vorarlberger Grüne nicht auf Gewessler-Linie

Laut Umweltministerin Leonore Gewessler (Grüne) soll allen Verkehrsteilnehmerinnen und Verkehrsteilnehmern selbst überlassen werden, wie schnell sie fahren wollen. Die Grünen in Vorarlberg sehen das aber anders. Sie sagen Ja zum Tempolimit und zu einer gesetzlichen Regelung. Für Verkehrssprecher Christoph Metzler ist „Tempo 100“ zudem für alle Menschen im Land leicht nachvollziehbar.

„Schneller geht’s eh nicht. Wir sind eine Stadtautobahn. Tirol macht uns das vor. Auf weiten Strecken wird dort 100 gefahren und das wird auch akzeptiert“, so Metzler. Er macht außerdem darauf aufmerksam, dass in der Nacht auf der Autobahn ohnehin schon eine Höchstgeschwindigkeit von 110 gilt. Die Ausweitung dieses Tempolimits wäre für ihn kein großer Sprung.

FPÖ spricht von „neuerlicher Schikane für Autofahrer“

Eine klare Absage zu einem generellen Tempolimit von 100 Stundenkilometer auf der Autobahn kommt von FPÖ-Verkehrssprecher Daniel Allgäuer. Für ihn wäre das "nichts anderes als eine neuerliche Schikane für die Autofahrer. Wer freiwillig mit 100 km/h fahren wolle, könne das jetzt schon machen, betont Allgäuer. Einen Zwang zu diesem Tempo würde die FPÖ aber entschieden ablehnen.

Was es stattdessen aus Sicht der Freiheitlichen braucht, sind Verkehrsbeeinflussungsanlagen, um den Verkehrsfluss sicherstellen zu können. Vorarlberg sei in Sachen Infrastruktur zur Verkehrsbeeinflussung nach wie vor ein weißer Fleck auf der Österreich-Landkarte, sagt Allgäuer. Er fordert daher die Landesregierung auf, das zu korrigieren.

Auch Tittler für Verkehrsbeeinflussungsanlagen

Landesrat Marco Tittler (ÖVP) teilte auf ORF-Anfrage schriftlich mit, die Verordnung eines Tempolimits von 100 km/h auf der Autobahn falle in die Zuständigkeit von Ministerin Gewessler. Dem Land komme in dieser Frage keine Kompetenz zu. Eine generelle Reduktion bringe wenig Nutzen, so Tittler. Für Vorarlberg und die Rheintalautobahn wäre es aus seiner Sicht wesentlich zielführender, die Installation einer Verkehrsbeeinflussungsanlage vorzunehmen, um den Verkehr situativ steuern zu können.