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Chronik

St. Gallen: Waldbrandgefahr und Notabfischungen

Die Behörden im benachbarten Schweizer Kanton St. Gallen stufen die Waldbrandgefahr in einigen Regionen als „groß“ ein. Die Wassertemperaturen machten zudem Notabfischungen nötig, heißt es. Von solchen Umsiedlungen seien auch Bäche im Rheintal betroffen. In Vorarlberg wird die Gewässer-Situation noch nicht als ganz so dramatisch eingeschätzt.

Die Bevölkerung im Kanton St. Gallen wird aufgerufen, keine Feuer in der freien Natur zu entfachen. Allerdings sei die Waldbrandgefahr innerhalb des Kantons sehr unterschiedlich – in den Regionen Walensee, Werdenberg, Sargans und im Rheintal seien die Wälder sehr trocken. Deshalb gilt dort seit Donnerstagmittag die Waldbrandgefahrenstufe 4 („große Waldbrandgefahr“) auf der fünfteiligen Skala. In den übrigen Regionen bleibt die Waldbrandgefahr noch auf der Stufe 3 („erhebliche Waldbrandgefahr“).

Wasserentnahme wird in St. Gallen verboten

Zudem schränkt das Amt für Wasser und Energie ab Freitag (22. Juli) die Wasserentnahme aus Oberflächengewässern ein. Bewilligungsfreie Wasserentnahmen bis zu 50 Liter pro Minute sind ab sofort untersagt.

Betroffen sind alle Fließgewässer und stehende Gewässer wie Weiher und Teiche mit einigen Ausnahmen – zu den Ausnahmen zählen auch der Bodensee, der Alpenrhein und der Rheintaler Binnenkanal. Kurzzeitige Entnahmen für das Befüllen von Viehtränkestellen seien aber erlaubt, so der Kanton.

Wasserentnahme in Vorarlberg ohnehin selten erlaubt

In Vorarlberg ist die Entnahme von Wasser grundsätzlich anders geregelt. „Was die Wasserentnahme aus kleinen Bächen und Flüssen anlangt, haben wir schon seit einigen Jahren eine sehr strenge Linie“, erklärt der Leiter des Amtes für Wasserwirtschaft des Landes Vorarlberg, Thomas Blank: „Bäche und Flüsse sind empfindliche und besonders geschützte Lebensräume. Und gerade bei kleinen abflussschwachen Gewässern stellt diese Trockenheit, wie wir sie jetzt haben, schon ein Problem dar und die würde dann durch Entnahmen auch verschärft. Deshalb verfolgen wir schon seit einigen Jahren die Linie, dass an kleinen Gewässern Wasserentnahmen eigentlich nicht zugelassen sind.“

Das betreffe die Entnahme mit Pumpen, etwa zum Bewässern, so Blank: „Also ein paar Eimer aus dem Bach nehmen ist nicht das Problem, das gehört zum sogenannten gemeinen Gebrauch, solange das händisch erfolgt, mit einem Kübel. Aber sobald es maschinell erfolgt, also mit Pumpen ist es bewilligungspflichtig bei der BH.“

In Vorarlberg „noch nicht dramatisch“

Die Auswirkungen der Trockenheit auf die Gewässersituation beurteilt Blank nicht so schwerwiegend wie im Kanton St. Gallen: "Wir haben heuer schon unterdurchschnittliche Niederschläge, übers Landesgebiet rund 22 Prozent weniger als im langjährigen Mittel. Aber wir haben derzeit die bisherigen Minimalwerte noch nicht erreicht. Es sei schon eine besondere Situation, so Blank: „Wir werden das natürlich genau beobachten. Aber das ist derzeit aus unserer Sicht nicht dramatisch.“

Forelle im Wasser
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Forellen in den kleineren Bächen sind besonders gefährdet

Gewässer über 25 Grad: Notabfischungen geplant

Im Kanton St. Gallen werden zudem nun – wie auch in einigen anderen Kantonen – Fische aus Gewässern entnommen, in denen es für die Tiere zu warm geworden ist. Die Fische und generell die aquatischen Lebewesen seien von der aktuellen Hitzeperiode besonders betroffen, heißt es in der Aussendung des Kantons. Vor allem die Bachforelle und die national gefährdeten Äschen seien auf eher kühles und sauerstoffreiches Wasser angewiesen.

Ab 20 Grad seien die Tiere zunehmend gestresst, Temperaturen ab 25 Grad seien für diese Arten sehr kritisch und führten zum Tod durch Sauerstoffmangel und physiologischen Stress, heißt es. Sofern die Fische die Gelegenheit haben, suchen sie innerhalb des Gewässers beschattete und kühlere Nebenbäche oder tiefere Abschnitte auf.

Vor allem im Rheintal kritische Marke überschritten

Aktuell sind laut den Behördenangaben vor allem zwei Hauptgewässereinzugsgebiete problematisch: Im Schweizer Rheintal haben die wenig beschatteten Bäche vielerorts die kritische Marke von 25 Grad überschritten. Im Einzugsgebiet der Thur und vor allem im Neckertal wiederum sind die Wasserstände sehr tief. Deshalb erwärmt sich das Wasser dort schneller.

Das mache punktuelle Notabfischungen, Evakuierungen und Umsiedlungen der Fische in größere Flüsse notwendig. Die Notabfischungen erfolgen durch die kantonale Fischereiaufsicht. Die Mitarbeiter werden dabei auch von lokalen Fischereivereinen unterstützt.

Belastung für die stark gestressten Fische

Notabfischungen stellten eine Belastung für die bereits stark gestressten Fische dar, so die Schweizer Behörden. Zunehmend problematisch werde es vor allem im Einzugsgebiet der Thur, eines Nebenflusses des Rheins, weil dort auch die größeren Gewässer bereits Temperaturen im Bereich von um oder sogar über 25 Grad aufweisen. Eine Umsiedelung sei dann auch nicht mehr möglich und sinnvoll.

Fische werden auch in Vorarlberg beobachtet

Die Situation der Fische wird auch in Vorarlberg beobachtet. Laut Klaus Zimmermann von der inatura in Dornbirn war die Situation Anfang der Woche noch nicht bedrohlich, jedoch müsse man die Temperaturen im Auge behalten.

Gerade kleine Bäche heizten rasch auf, dadurch werde der Sauerstoffgehalt im Wasser niedriger, auch verringere sich die Fließgeschwindigkeit – das könne zum Tod der Fische führen. In tieferen Gewässern wie im Bodensee oder im Alten Rhein haben die Fische laut Zimmermann keine derartigen Probleme, weil sie dort bei einem Temperaturanstieg an der Oberfläche in die Tiefe flüchten könnten.