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ORF.at/Christian Öser
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Chronik

Polizei: „Zu viel Verwaltung, zu wenig Personal“

Die Personalsituation spitzt sich auch bei der Polizei in Vorarlberg zu. Die Gewerkschaft betont, dass die Pensionierungen kaum noch durch Neubesetzungen kompensiert werden können. Dringend nötig sei vor allem auch ein reduzierter Verwaltungsaufwand.

Im benachbarten Schweizer Kanton St. Gallen werden über den Sommer mehrere Polizeistationen geschlossen, weil das Personal fehlt. Als Gründe werden aufwendige Zusatzveranstaltungen wie das Weltwirtschaftsforum in Davos oder Sportveranstaltungen genannt. In Vorarlberg ist von Schließungen derzeit keine Rede, aber auch hier ist die Situation angespannt.

Schwierige Planung des Privatlebens

Die Personaldecke sei mittlerweile sehr dünn, betont Polizeigewerkschafter Martin Gmeiner im ORF-Vorarlberg-Interview. Die Work-Life-Balance würde in diesem Beruf immer mehr verloren gehen. Private Abendtermine oder Vereinsaktivitäten seien gar nicht mehr möglich, da es oft vorkomme, dass man plötzlich den Tagesdienst verlängern oder ganze Dienste übernehmen muss.

Zusätzliche Dienste hat es auch etwa wegen der CoV-Demos gegeben. Gmeiner rechnet damit, dass sich der Aufstieg von Austria Lustenau in die Fußballbundesliga auf die Belastung der Polizistinnen und Polizisten auswirken wird. Hier sei jedoch der Vorteil, dass diese Termine planbar sind.

Hohe psychische Belastung

Gmeiner spricht auch von einer gestiegenen Belastung der Polizistinnen und Polizisten bei ihren Einsätzen. Gerade Einsätze im privaten Bereich mit einer hohen psychischen Belastung seien nicht einfach und könnten manchmal auch gefährlich sein.

Vor allem Einsätze wegen Gewalt im privaten Bereich seien mit einem hohen Verwaltungsaufwand verbunden, betont Gmeiner. Deshalb fordert er, dass dieser Aufwand reduziert wird.

Beruf attraktiv gestalten

Ein großes Problem ist, dass bei der Polizei eine Pensionierungswelle bevorsteht. Schon momentan könnten die Abgänge kaum kompensiert werden, so Mennel. Sicherheitslandesrat Christian Gantner (ÖVP) sagt dazu, dass grundsätzlich drei Ausbildungslehrgänge jährlich nötig sind, um die Personalsituation stabil zu halten.

Daneben sei es auch wichtig, den Beruf attraktiv zu halten, damit junge Polizistinnen und Polizisten nicht in einen anderen Beruf wechseln. Im Dezember startet ein neuer Ausbildungsjahrgang. Gmeiner hofft, dass alle Plätze belegt werden können.