Flüchtlingsunterkunft in Bludenz
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Chronik

Caritas wusste nichts von Missbrauchsfall

Fünf Männern aus Afghanistan wird vorgeworfen, im Februar in einer Flüchtlingsunterkunft in Bludenz eine Frau sexuell missbraucht zu haben. Bis zur Verhaftung der Männer am Dienstag habe die Caritas-Flüchtlingshilfe nichts von diesen Vorwürfen gewusst, so deren Leiter Bernd Klisch gegenüber dem ORF Vorarlberg.

Die Vorwürfe des sexuellen Missbrauchs einer wehrlosen Person, die gegen fünf obdachlose Männer aus Afghanistan erhoben werden, ziehen weiter Kreise. Sicherheitslandesrat Christian Gantner (ÖVP) betont, dass es bei straffälligen Asylwerbern null Toleranz gebe. Wer eine schwere Straftat begeht, müsse mit der vollen Härte des Gesetzes rechnen und allenfalls auch abgeschoben werden.

Gantner lobt die Polizei. Ihr sei es zu verdanken, dass die fünf verdächtigen Personen nun in Untersuchungshaft sitzen. Die Freiheitlichen verlangen indessen Antworten von Gantner zum Missbrauch in Bludenz und darauf, wie die Bevölkerung vor kriminellen Asylwerbern geschützt werden kann.

Verdacht kam erst später auf

Der Vorfall hatte sich schon im Februar zugetragen, aber erst jetzt wurden die beschuldigten Männer in Untersuchungshaft genommen. Von einem anderen Bewohner der Unterkunft, den der Lärm störte, war ein Caritas-Mitarbeiter über das Gelage informiert worden und hatte die Polizei gerufen, um die verbotene Feier aufzulösen: Alkohol ist in der Unterkunft verboten, die Afghanen hatten zudem Besuchsverbot. Der Verdacht eines sexuellen Missbrauchs sei allerdings erst im Krankenhaus aufgekommen, in das die Frau wegen ihres Zustandes gebracht wurde.

Übergriffe von Asylwerbern

Am Mittwoch ist bekannt geworden, dass eine Frau in Bludenz angeblich von fünf Afghanen sexuell missbraucht worden ist. Dieser Fall sorgt jetzt für ordentlich Aufregung.

Caritas wusste nur von Alkoholproblem

„Wir haben gar nicht gewusst, dass es diesen Vorfall und diese Beschuldigungen des sexuellen Missbrauchs gab“, sagt der Leiter der Caritas-Flüchtlingshilfe, Bernd Klisch: „Wir konnten nur auf das reagieren, was wir wussten: Wir wussten, wir haben ein Alkoholproblem. Wir wussten, wir haben dort Menschen untergebracht, die psychisch schwer angeschlagen sind, psychisch erkrankt sind. Darauf haben wir reagiert, sehr konsequent reagiert, mit verschiedensten Maßnahmen.“

Die Verdächtigen hatten Besuchsverbot

Man habe versucht, in der Betreuung professionell Maßnahmen zu setzen, so Klisch: „Wir glauben auch, dass wir Erfolge erzielen konnten. Bis eben vor wenigen Tagen die Nachricht kam, dass zwei von unseren Klienten verhaftet wurden wegen dieses Vorfalls und beschuldigt werden, eine Frau sexuell missbraucht zu haben. Damals haben wir, was diesen Vorfall betrifft, nur mitbekommen, dass Leute da waren, für die ein ganz klares Besuchsverbot ausgesprochen wurde“, sagt Klisch: „Darauf konnten wir reagieren. Von dem gewaltsamen Vorfall haben wir bisher nichts gewusst.“

Interview mit Bernd Klisch

Caritas Flüchtlingshilfe

Alkoholverbot schwer durchsetzbar

In Vorarlberg werden nur drei Unterkünfte für Geflüchtete rund um die Uhr betreut. Das Heim in Bludenz gehört nicht dazu, nachts sind dort keine Caritas-Mitarbeiter vor Ort. Regeln, wie etwa das Alkoholverbot, gelten aber trotzdem. Das lasse sich aber nur schwer durchsetzen, so Klisch: „Wir kontrollieren das natürlich so gut es geht. Unsere Unterkünfte sind ambulant betreut, und wenn es Verstöße gibt, schauen wir uns das genauer an, reden mit den Leuten, sprechen gegebenenfalls auch Verwarnungen aus, weil eben in der Vergangenheit doch einiges an schlechten Erfahrungen in gewissen Unterkünften gemacht worden ist.“

Betreuer und Geflüchtete fürchten um ihren Ruf

Der Fall berühre sowohl die Mitarbeitenden, als auch die Geflüchteten, so der Leiter der Flüchtlingshilfe. Man befürchte, dass die sehr erfolgreiche Arbeit in der Integration von Geflüchteten in der Gesellschaft einen schlechten Ruf bekomme. Die Geflüchteten fürchten, dass sie mit den Straftätern in einen Topf geworfen werden.

Unter Asylwerbern höchste Kriminalität von Afghanen

Ein Blick in die Kriminalstatistik zeigt: Unter den Asylwerbern weisen Menschen aus Afghanistan tatsächlich die höchste Kriminalitätsquote auf. Im vergangenen Jahr sind in Vorarlberg rund 250 Afghanen wegen einer Straftat angezeigt worden. Das sind fünf Prozent aller Taten, die von Nicht-Österreichern begangen worden sind. Insgesamt leben gut 1.900 Menschen mit afghanischer Staatsbürgerschaft in Vorarlberg.

„Da muss man bei der Interpretation immer ein bisschen vorsichtig sein, dass man nicht Äpfel mit Birnen vergleicht“, warnt Klisch in Bezug auf die Kriminalität: „Weil Afghanen sind jung, Afghanen sind Männer und es ist klar, dass bei Männern im Alter zwischen 20 und 40 in jeder Bevölkerungsgruppe die Kriminalität höher ist, genauso wie bei den Männern die Kriminalität höher ist als bei Frauen. Aber es stimmt natürlich: Wir haben sehr viele kriminelle Handlungen. Das zeigen die Statistiken klar von Afghanen. Aber genauere Interpretation dieser Zahlen kann ich an dieser Stelle nicht geben.“