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Wirtschaft

Kein Platz: Blum plant keine neuen Werke im Land

Das Höchster Unternehmen Blum wird keine weiteren Werke in Vorarlberg planen, sagt Geschäftsführer Philipp Blum. Es sei sehr schwierig, neue Grundstücke zu finden. Auch der Platz um die bestehenden Werke sei nicht mehr groß, so Blum im Interview mit dem ORF Vorarlberg.

Der Vorarlberger Beschlägehersteller kann auf ein erfolgreiches Geschäftsjahr 2021/22 zurückblicken. Zwischen 1. Juli 2021 und dem 30. Juni 2022 steigerte Blum den Umsatz um rund 266 Millionen Euro (11,2 Prozent) auf 2,643 Milliarden Euro. Hauptstandort des Konzerns ist Vorarlberg – in acht Werken beschäftigt Blum 6.981 Mitarbeiter. Weltweit sind es 9.422. In Vorarlberg dürfte Blum zukünftig weniger schnell wachsen, der Fokus gilt den internationalen Werken. Denn im Land fehlen sowohl der Platz als auch die Arbeitskräfte, sagt Geschäftsführer Philipp Blum im Gespräch mit dem ORF Vorarlberg.

ORF Vorarlberg: Herr Blum, Ihr Unternehmen kann sich wieder über ein großes Umsatzplus freuen – und das trotz diverser Krisen. Wie ist das möglich?

Blum: Wir sind mit dem Wirtschaftsjahr auf jeden Fall zufrieden. Das Umsatzplus setzt sich aus mehreren Faktoren zusammen. Zwar spüren auch wir die Krisen enorm, wie den Krieg in der Ukraine und den Lockdown in China. Auf der anderen Seite sehen wir weiterhin eine sehr stabile Nachfrage nach Möbeln, nach Küchen, nach Einrichtung. Dieser Trend zum „Homing“, also zum Einrichten des eigenen Zuhauses, hat weiterhin einen hohen Stellenwert. Und aufgrund der enormen Kostensteigerungen mussten auch wir Preiserhöhungen durchführen. Vor allem diese zwei Faktoren haben zu diesem Wachstum beigetragen.

Philipp Blum
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Blum-Geschäftsführer Philipp Blum

ORF Vorarlberg: In Ihrer Präsentation der Zahlen haben Sie sich ausführlich der Situation in der Ukraine gewidmet. Wie wird sich der Krieg auf Ihr Unternehmen auswirken?

Blum: Das ist eine sehr schwierige Frage. Die Situation macht uns unglaublich betroffen. Der russische Angriffskrieg auf die Ukraine hat uns alle überrascht. In erster Linie machen wir uns Sorgen um unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Wir haben 40 Kollegen vor Ort, die sind Gott sei Dank in Sicherheit und es geht ihnen den Umständen entsprechend gut. Aber der Konflikt ist noch lange nicht ausgestanden. Wir haben uns aus vielen Gründen entschieden, unsere Lieferungen nach Russland temporär zu stoppen. Solange die Situation so ist, wie sie sich aktuell darstellt, halten wir an diesem Lieferstopp fest. Aber wir hoffen natürlich, dass sich die Situation so schnell wie möglich ändert und dass wir irgendwann auch wieder in Russland unsere Produkte verkaufen können.

ORF Vorarlberg: Hat dieser Lieferstopp moralische Gründe oder hängt er mit den Sanktionen zusammen?

Blum: Es ist ein sowohl als auch, also wirklich eine Mischung aus vielerlei Gründen. Natürlich fällt es einem schwer, wenn unsere eigenen Mitarbeiter an der Front stehen. Drei Mitarbeiter waren im Osten der Ukraine im Kampfeinsatz. Da fällt es schwer, einfach nichts zu tun. Aber für uns war es genauso schwer, unseren russischen Kollegen und unseren russischen Kunden zu sagen, dass wir nicht mehr liefern. Es ist in dieser Situation aber die passende Reaktion.

Umsatzsteigerung bei Blum

Der Beschlägehersteller Blum steigert erneut seinen Umsatz um gut elf Prozent.

ORF Vorarlberg: Österreichs Wirtschaftskammerpräsident Harald Mahrer sagt, die Sanktionen seien nicht zu Ende gedacht worden. Wie sehen Sie die Sanktionen gegen Russland?

Blum: Sanktionen sind immer eine schwierige Geschichte. Die ganze Welt steckt in gegenseitigen Abhängigkeiten. Aber es ist wichtig, dass die Europäische Union eine Reaktion auf das zeigt, was auf europäischem Boden stattfindet und das nicht einfach hinnimmt. Und vor allem ist wichtig, dass die EU mit einer Stimme spricht und gemeinsam Maßnahmen ergreift. Das finde ich persönlich richtig. Welche Wirkung diese Sanktionen haben werden, wird sich aber erst längerfristig weisen.

ORF Vorarlberg: Apropos längerfristig. Die Energie wird teurer, die Lieferketten funktionieren nicht, Corona ist nicht vorbei – irgendwie spitzt sich immer alles weiter zu. Werden Sie im kommenden Jahr trotzdem wieder so ein Umsatzplus verkünden können?

Blum: Das nächste Jahr wird ganz sicher herausfordernd für uns. Dieser ganze Kostenblock, den Sie ansprechen, wird weiter massiv steigen. Sei es bei der Energie, sei es bei den Rohstoffen. Wir haben auch eine hohe Inflationsrate und erwarten uns entsprechend hohe KV-Abschlüsse im Herbst. Der Kostendruck wird also weiter zunehmen. Wir waren ja schon im letzten Wirtschaftsjahr gezwungen, die Preise zu erhöhen. Für uns ist aber nicht das Umsatzplus wichtig, sondern wie die Nachfrage aussieht.

ORF Vorarlberg: Und wie wird sich die Nachfrage entwickeln?

Blum: Da sind wir im Zwiespalt. Auf der einen Seite haben wir Märkte, die sehr positiv in die Zukunft blicken, zum Beispiel in den USA oder Australien. Auf der anderen Seite steigt die Inflation in fast allen Ländern. Das führt sicher dazu, dass sich die Leute gut überlegen werden, wofür sie Geld ausgeben, was sich auch auf Themen wie Einrichtungen, Möbel und Küchen auswirken wird. Wir hoffen trotzdem, dass wir unser Marktpotenzial weiterhin ausschöpfen können und dass Märkte in China oder anderen asiatischen Ländern wieder an Fahrt gewinnen. Aber wir möchten den Teufel nicht an die Wand malen und die Krise herbeireden. Wir blicken optimistisch in die Zukunft. Und das, was wir beeinflussen können, möchten wir auch positiv beeinflussen.

ORF Vorarlberg: Ihnen geht es wie allen Unternehmen im Land: Neue Mitarbeiter zu finden ist verdammt schwierig. Wie sehr spüren sie den Arbeitskräftemangel?

Blum: Auf der einen Seite sind wir froh, dass wir auch im letzten Wirtschaftsjahr wieder viele Mitarbeiter finden konnten. Gerade im Produktionsumfeld haben wir sie dringend gebraucht. Auf der anderen Seite spüren wir, dass auf fast jeder Position, die wir ausschreiben, sehr wenige Bewerbungen kommen. Der Markt ist de facto ausgetrocknet. In Vorarlberg befinden wir uns auch noch im Wettbewerb mit vielen anderen Unternehmen. Wir hoffen, dass zukünftig Maßnahmen gesetzt werden, die das Ganze verbessern.

ORF Vorarlberg: Sie wachsen im Land immer weiter und bauen ihre Standorte aus. Was ist mittelfristig geplant?

Blum: In Bregenz ist gerade die große Erweiterung fertiggestellt worden, in Gaißau wird es noch über ein Jahr dauern, bis sie fertig ist. Und dann haben wir nicht mehr wahnsinnig viele Flächen um unsere Werke herum. Deshalb liegt unser Fokus ganz stark auf unseren internationalen Standorten, zum Beispiel auf Polen oder China. In China haben wir gerade ein Werk fertiggestellt.

ORF Vorarlberg: Wie schwierig ist es, in Vorarlberg noch zusätzliche Flächen zu finden?

Blum: In Vorarlberg ist es sehr schwierig. Wir haben acht Werke. Und de facto glauben wir nicht, dass ein weiteres Werk in einer Größenordnung, wie wir sie kennen, noch möglich ist. Wir werden weiterhin unsere Werke ausbauen, wo wir können. Da gibt es noch ein paar Möglichkeiten und wir halten an unserem Hauptstandort fest. Das ist sonnenklar. Aber de facto ist in Vorarlberg der Platz begrenzt. Und da glaube ich nicht, dass wir in Zukunft noch ein weiteres Werk in diesem Sinne errichten werden können.