Geldscheine in Dollar, Franken und Euro
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Wirtschaft

Starker Franken – schwacher Euro

Der Euro schwächelt enorm, vor allem als Folge des Ukraine-Krieges. Vorbei die Zeiten, in denen man für einen Euro deutlich mehr als einen Franken bekommen hat. Mittlerweile ist ein Euro weniger wert als ein Franken und erstmals seit Dezember 2002 ist der Euro auch weniger als einen Dollar wert. Das hat Auswirkungen auch in Vorarlberg.

Schwacher Euro, solider Franken und starker Dollar: Aktuell sind alle drei Währungen praktisch gleich viel wert. Das hat es noch nie gegeben. In der Fachsprache nennt man es Parität, wenn der Wechselkurs bei 1:1 liegt. Diese Parität kommt jene Menschen in Vorarlberg teuer zu stehen, die einen Frankenkredit zurückzahlen müssen.

Relativ wenige Franken-Kredite

Allzu viele sind das aber nicht mehr, sagt Harald Giesinger, Vorstandsvorsitzender der Dornbirner Sparkasse und stellvertretender Bankensprecher: „Das Thema ist zum Glück nicht mehr so dramatisch, wie es einmal war. Wir haben aktuell laut Nationalbank rund fünf Prozent der Finanzierungen an private Haushalte noch in Fremdwährung. Davon sind die meisten Schweizer Franken. Es gab Zeiten, da war es bei 20 bis 30 Prozent – eine ganz andere Situation.“

Grenzgänger nicht so stark betroffen

In Vorarlberg lägen zudem mehr als die Hälfte dieser Finanzierungen bei Kunden, die Einkünfte in Franken haben: „Also Grenzgänger, die in der Schweiz arbeiten und damit auch den Franken direkt eins zu eins abdecken können. Und da hat das Risiko bei weitem nicht diese Dimension.“

Geldscheine in Euro und Franken
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Inflation, Ukraine-Krieg und Gas-Sorgen

Gründe für den aktuellen Sinkflug des Euros im Vergleich zum Franken gibt es gleich mehrere, so Giesinger: „Der erste Grund ist natürlich die Inflation, die im Euroraum bei rund 8 Prozent und in Österreich bei 7,6 Prozent liegt. Und die Schweiz lag bei rund 3,4 Prozent im Juni.“ Ein zweiter Grund sei der Ukrainekonflikt. „Und der dritte Grund ist einfach die Gasversorgung in Europa. Das Energie ist natürlich in der
Schweiz bei weitem nicht so Thema wie bei uns in Europa.“

Weniger Vorarlberger Kunden in der Schweiz

Weil der Franken derzeit über dem Euro liegt, wird auch der Einkauf in der Schweiz teurer. Das spürt man bereits im Einkaufszentrum Rheinpark im benachbarten St. Margrethen. Dort heißt es, dass nach wie vor viele Kunden aus Vorarlberg einkaufen kommen. Aber sie kommen nicht mehr so oft wie früher – zum Beispiel nur noch einmal pro Woche anstatt zweimal.

Franken mehr wert als Euro

Der Euro hat in den vergangenen Wochen nach und nach an Wert verloren. Mittlerweile liegt sein Kurs sogar unter dem des Schweizer Frankens. Schuld an dieser Entwicklung ist vor allem die Energiekrise und die damit verbundene Inflation.

Dollarkurs ebenfalls wichtig

Entscheidend für die heimische Wirtschaft ist auch, wie sich der Dollarkurs weiter entwickeln wird. Denn die US-Währung ist das Zahlungsmittel Nummer eins auf dem Weltmarkt, erklärt der Bankensprecher:

„Energie, Gas und Öl werden immer in Dollar gehandelt. Und da ist es natürlich für uns in Österreich oder in Europa, speziell wo wir so abhängig sind von diesen fossilen Energieträgern, besonders wichtig, den Dollar nach wie vor zu beobachten und natürlich auch
dementsprechend zu managen.“

EZB entscheidet über Leitzinserhöhung

Ein schwacher Euro bedeutet noch mehr Inflation. Mit Spannung wird deshalb eine Entscheidung der Europäischen Zentralbank erwartet. Sie wird in Kürze bekanntgeben, um wie viel Prozentpunkte der Leitzins erhöht wird.