Schwacher Euro, solider Franken und starker Dollar: Aktuell sind alle drei Währungen praktisch gleich viel wert. Das hat es noch nie gegeben. In der Fachsprache nennt man es Parität, wenn der Wechselkurs bei 1:1 liegt. Diese Parität kommt jene Menschen in Vorarlberg teuer zu stehen, die einen Frankenkredit zurückzahlen müssen.
Relativ wenige Franken-Kredite
Allzu viele sind das aber nicht mehr, sagt Harald Giesinger, Vorstandsvorsitzender der Dornbirner Sparkasse und stellvertretender Bankensprecher: „Das Thema ist zum Glück nicht mehr so dramatisch, wie es einmal war. Wir haben aktuell laut Nationalbank rund fünf Prozent der Finanzierungen an private Haushalte noch in Fremdwährung. Davon sind die meisten Schweizer Franken. Es gab Zeiten, da war es bei 20 bis 30 Prozent – eine ganz andere Situation.“
Grenzgänger nicht so stark betroffen
In Vorarlberg lägen zudem mehr als die Hälfte dieser Finanzierungen bei Kunden, die Einkünfte in Franken haben: „Also Grenzgänger, die in der Schweiz arbeiten und damit auch den Franken direkt eins zu eins abdecken können. Und da hat das Risiko bei weitem nicht diese Dimension.“

Inflation, Ukraine-Krieg und Gas-Sorgen
Gründe für den aktuellen Sinkflug des Euros im Vergleich zum Franken gibt es gleich mehrere, so Giesinger: „Der erste Grund ist natürlich die Inflation, die im Euroraum bei rund 8 Prozent und in Österreich bei 7,6 Prozent liegt. Und die Schweiz lag bei rund 3,4 Prozent im Juni.“ Ein zweiter Grund sei der Ukrainekonflikt. „Und der dritte Grund ist einfach die Gasversorgung in Europa. Das Energie ist natürlich in der
Schweiz bei weitem nicht so Thema wie bei uns in Europa.“
Weniger Vorarlberger Kunden in der Schweiz
Weil der Franken derzeit über dem Euro liegt, wird auch der Einkauf in der Schweiz teurer. Das spürt man bereits im Einkaufszentrum Rheinpark im benachbarten St. Margrethen. Dort heißt es, dass nach wie vor viele Kunden aus Vorarlberg einkaufen kommen. Aber sie kommen nicht mehr so oft wie früher – zum Beispiel nur noch einmal pro Woche anstatt zweimal.
Franken mehr wert als Euro
Der Euro hat in den vergangenen Wochen nach und nach an Wert verloren. Mittlerweile liegt sein Kurs sogar unter dem des Schweizer Frankens. Schuld an dieser Entwicklung ist vor allem die Energiekrise und die damit verbundene Inflation.
Dollarkurs ebenfalls wichtig
Entscheidend für die heimische Wirtschaft ist auch, wie sich der Dollarkurs weiter entwickeln wird. Denn die US-Währung ist das Zahlungsmittel Nummer eins auf dem Weltmarkt, erklärt der Bankensprecher:
„Energie, Gas und Öl werden immer in Dollar gehandelt. Und da ist es natürlich für uns in Österreich oder in Europa, speziell wo wir so abhängig sind von diesen fossilen Energieträgern, besonders wichtig, den Dollar nach wie vor zu beobachten und natürlich auch
dementsprechend zu managen.“
EZB entscheidet über Leitzinserhöhung
Ein schwacher Euro bedeutet noch mehr Inflation. Mit Spannung wird deshalb eine Entscheidung der Europäischen Zentralbank erwartet. Sie wird in Kürze bekanntgeben, um wie viel Prozentpunkte der Leitzins erhöht wird.