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Wirtschaft

Strengere Richtlinien für Kreditvergaben

Ab August gelten neue, strengere Regeln für die Vergabe von Wohnbaukrediten. So braucht man für einen Kredit künftig deutlich mehr Eigenkapital und die Kredit-Laufzeit wird stark beschränkt. Experten befürchten, dass dadurch viele Kredite gar nicht mehr vergeben werden.

Um kreditwürdig zu sein, sind in Zukunft 20 Prozent Erspartes der Gesamtkosten notwendig. Zusätzlich dürfen nicht mehr als 40 Prozent des Netto-Haushaltseinkommens für Ratenzahlungen verwendet werden. Zudem wird es keine unbegrenzte Kreditlaufzeiten mehr geben.

Großer Andrang bei den Banken

Der erste August sei für die Banken eine harte Linie. „Davor waren es eigentlich Vorgaben, Orientierungsgrößen, an die wir uns eigentlich immer gehalten haben. Jetzt ist es Gesetz, eine Verordnung, an die wir uns halten müssen“, sagt Günther Lutz, Bereichsleiter Wohnbaufinanzierung der Sparkasse Dornbirn.

Dass der Ansturm bei den Banken in Anbetracht dieser Entwicklungen groß ist, sei kein Problem. Man prüfe jetzt – wie auch in der Vergangenheit – bereits nach drei Grundkriterien die Kreditwürdigkeit, erklärt So werde begutachtet, ob sich Kunden den Kredit leisten können, ob die Quote der Eigenmittel stimmt und ob die Laufzeit nicht zu lange ist, sagt Lutz.

Finanzierungs-Experte zu Wohnbaukrediten

Finanzierungs-Experte Günther Lutz ist zu Gast im Studio und spricht über die neuen Richtlinen für Wohnbaukredite. Die Regierung verschärft ab dem 1. August die Vergaberichtlinien für Wohnbaukredite. Unter anderem sind mehr Eigenmittel erforderlich.

Große Hürde für junge Familien

Karin Hinteregger, Konsumentenschützerin bei der Arbeiterkammer Vorarlberg sieht in den neuen Regelungen Vor- und Nachteile: „Einerseits werden sicher Kreditnehmer vor Überschuldung geschützt, andererseits bekommen es natürlich die jungen Familien noch viel schwerer, sich Eigentum zu schaffen“, sagt Hinteregger.

Lutz bestätigt ebenfalls, dass die Eigenmittelquote von 20 Prozent für junge Familien eine große Hürde sei. Allerdings sei das auch in der Vergangenheit ein Thema gewesen: „Ohne Eigenmittel war es nicht möglich, eine Finanzierung zu bekommen“, gibt Lutz zu bedenken. So sei man beim Aufbringen von Teilen der Eigenmittel oft auf den Familienverbund – wie die Eltern oder Verwandte – angewiesen.

Eigenmittelquote als größte Herausforderung

Die Banken müssten bei der Eigenmittelquote darauf achten, dass man sich einer Summe von 100.000 Euro annähere. Das sei früher etwas einfacher gewesen, doch jetzt liege die Mindestquote, eine starre Größe, bei 100.000 Euro.

Auch die Rückzahlungsrate von 40 Prozent des Netto-Haushaltseinkommens sei eine starre Größe, stelle aber – wie auch die Laufzeit der Kredite – eine geringere Herausforderung für die Kunden dar: „Bei der Haushaltsrechnung haben wir uns in der Vergangenheit auch schon an der Leistbarkeit orientiert und das hat gut funktioniert“, bestätigt Lutz. „Wir glauben eher, dass das Thema in der Eigenmittelquote liegt“.

Neue Richtlinien für Wohnbaukredite

Die Regierung verschärft ab dem 1. August die Vergaberichtlinien für Wohnbaukredite. Unter anderem sind mehr Eigenmittel erforderlich und die Laufzeit der Kredite wird deutlich beschränkt.

Zahl kreditwürdiger Kunden wird zurückgehen

Laut Berechnungen der Nationalbank könnten künftig rund 20 Prozent der Kreditnehmer über zu wenig Eigenkapital für einen Kredit verfügen. Die Banken hätten allerdings dennoch gewissen Spielraum: „Die Banken haben bis zu einem gewissen Punkt die Möglichkeit, dort auch Ausnahmen zu gewähren“, erklärt Arnold Tollinger, Fachgruppenobmann der Finanzdienstleister bei der Wirtschaftskammer Österreich. So könnten Banken was die Eigenmittelquote anbelangt beispielsweise bis zu 20 Prozent der Kunden eine Ausnahme gewähren, sagt Tollinger.

Dämpfung der Immobilienpreise als Ziel

Mit den verschärften Kreditregeln sollen künftig die Immobilienpreise gedämpft werden. Wenn Käufer keine Kredite mehr bekommen, müssen Bauträger Wohnungen zu moderateren Preisen verkaufen, ist die Überlegung dahinter. Damit sollen also die Immobilienpreise gedämpft werden.

„Es wird vielleicht nicht mehr diese zehn Prozent Sprünge jedes Jahr geben, wo Immobilien teurer werden“, sagt Lutz. Es könne zu einer Regulierung in der Größenordnung von zwei Prozent pro Jahr kommen, doch vom Platzen einer Immobilienblase könne nicht die Rede sein, beschreibt Lutz.