Barbara Schöbi-Fink am 22.06.2022
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Samstag-Interview

Schöbi-Fink: Ab Herbst nur noch eine Strategie

Das am Freitag zu Ende gegangene Schuljahr war turbulent, wenngleich die Coronavirus-Einschränkungen nicht mehr so drastisch waren, wie noch im ersten Pandemiejahr. Martin Kopf hat mit Bildungslandesrätin und Landesstatthalterin Barbara Schöbi-Fink (ÖVP) über Pandemie, Nachhilfe, Notendruck und die Vertetung des Landeshauptmanns gesprochen.

ORF Vorarlberg: Frau Bildungslandesrätin, wie würden Sie das vergangene Schuljahr in wenigen Worten zusammenfassen?

Schöbi-Fink: Ich würde sagen gut gemacht. Und die Rückkehr zur Normalität ist gelungen.

ORF Vorarlberg: Trotzdem hat es natürlich Herausforderungen gegeben. Die Sommer-CoV-Welle baut sich schon auf. Man weiß ja noch nicht, wie es ausschauen wird im September, wenn die Schule wieder losgeht. Aber glauben Sie, dass es ganz normal weitergehen wird? Oder wird wieder die Maske zurückkommen oder andere Coronavirus-Einschränkungen?

Schöbi-Fink: Ich möchte mich hier nicht auf Spekulationen einlassen, denn solange das Gesundheitsministerium und die Expertinnen und Experten in Österreich im Ministerium uns noch keine klaren Prognosen sagen können – und da habe ich durchaus Verständnis dafür, weil eine Pandemie entwickelt sich halt nicht so, wie man es gerne hätte, sondern eigenständig – solange also diese klare Vorgabe noch nicht da ist, möchte ich auch keine Spekulationen anstellen, wie der Herbst wird. Sicher ist, dass wir gut gerüstet sind.

ORF Vorarlberg: Aber glauben Sie, dass es unterschiedliche Einschränkungen geben wird in der Gesellschaft und in den Schulen? Oder wird das einheitlich ablaufen?

Schöbi-Fink: Es ist klar und da bin ich auch sehr froh darum, dass es nicht mehr zwei Strategien geben wird in der Pandemiebekämpfung, sondern eine: dass die Schulen so behandelt werden wie die Gesamtgesellschaft, wenn es Corona-Maßnahmen gibt. Das halte ich für sehr wichtig, weil es war weder nachvollziehbar in weiten Teilen der Bevölkerung und auch der Schulen. Und es war auch nicht argumentierbar, warum es in den Schulen strenger zugeht wie am Arbeitsplatz oder in der Gesellschaft. Und da bin ich froh, dass die Ansage da ist: Es gibt eine Strategie und die wird über ganz Österreich dieselbe sein.

ORF Vorarlberg: Immer mehr Schüler in Österreich und auch in Vorarlberg müssen Nachhilfe in Anspruch nehmen, teilweise sogar schon an den Volksschulen. Was muss sich da im Bildungssystem ändern?

Schöbi-Fink: Eine Antwort darauf, und das ist eine richtige Antwort, ist die Sommerschule, die zwar in der Pandemie erfunden wurde, die aber jetzt im Schulsystem gesetzlich verankert ist. Das heißt, die wird bleiben. Das wird ein Element sein, das das Schulsystem jetzt hat und auch dauerhaft hat. Das ist die Antwort auf Kinder, die ein Schuljahr hinter sich haben, wo sie nicht das gebracht haben, was ein positiver Schulabschluss notwendig macht. Für diese Kinder gibt es im Prinzip jetzt eine kostenlose 14-tägige Nachhilfe in den wichtigen Fächern, im Prinzip überall dort, wo Sie Unterstützung brauchen. 14 Tage vor Schulbeginn – das heißt, sie starten neu, besser, anders und anders vorbereitet in das Schuljahr. Das ist eine wichtige Antwort.

ORF Vorarlberg: Beim Übergang von der Volksschule in die fünfte Schulstufe ist ein Notendruck spürbar. Und es gibt ja auch Direktoren, die berichten, dass sie zum Beispiel Kinder mit einem Zweier in Werken im Zeugnis ablehnen mussten, weil die anderen eben nur Einser gehabt haben. Aber was für eine Botschaft sendet das an die Kinder? Quasi Mathe und Deutsch ist nicht wichtig, nur Werken zählt? Das kann es auch nicht sein.

Schöbi-Fink: Nein. Sie sprechen an, dass es Regionen gibt – und das ist der Ballungsraum Dornbirn vor allem, wo es sehr viele Schülerinnen und Schüler gibt mit lauter Einsen. Das kommt natürlich daher, dass sich die Lehrerinnen und Lehrer diesem Druck nicht aussetzen wollen, dem Druck der Eltern vor allem. Und das kann ich auch nachvollziehen. Aber es ist nicht in ganz Vorarlberg so, das möchte ich betonen. Der Zustrom oder das Interesse an einer AHS-Unterstufe ist gleichbleibend in den anderen Regionen – übrigens auch in Dornbirn ist es gleichbleibend. Also es ist nicht so, dass wir überall diesen sehr starken Druck verspüren. Und der Grund ist im Prinzip ganz einfach und auch positiv: Wir haben starke Mittelschulen. Also wir haben Mittelschulen, die durchaus sehr attraktiv sind für die Schülerinnen und Schüler, auch für die Eltern, sodass dieser Druck nicht überall gleich groß ist.

ORF Vorarlberg: Frau Landesstatthalterin, Sie sind jetzt seit etwas mehr als zwei Wochen die Vertretung von Landeshauptmann Markus Wallner, dem wir an dieser Stelle auch noch einmal gute Besserung wünschen. Ist diese Funktion für Sie nur eine Zwischenlösung oder wäre es auch etwas, was Sie dauerhaft machen könnten?

Schöbi-Fink: Diese Frage stellt sich für mich nicht. Ich bin die gewählte Vertreterin des Landeshauptmanns. Es ist auch in der Geschäftsordnung festgelegt, dass die Statthalterin diese Vertretung im Krankheitsfall übernehmen muss. Das habe ich auch schon öfter gemacht, übrigens. Vielleicht war damals dann immer klar, dass es relativ rasch wieder zu einer Rückkehr kommt. Das ist jetzt in dem Fall zumindest offen. Aber es ist eine Vertretungsregelung und eine andere Frage, wie das im Herbst sein wird, die stelle ich mir nicht, die brauche ich mir nicht zu stellen. Ich hoffe, dass sich der Landeshauptmann sehr schnell erholt und dann wieder da ist.

ORF Vorarlberg: Hat sich aber seine Abwesenheit jetzt irgendwie ausgewirkt, auch in der Landesregierung, in der Koalition?

Schöbi-Fink: Nein, wir arbeiten sehr professionell zusammen. Wir arbeiten am Arbeitsprogramm, an den Aufgaben, die uns täglich gestellt werden. Es ist auch wichtig, dass wir stabil bleiben und dass wir alle Projekte, alle Vorhaben, die wir umsetzen wollen oder müssen, auch tatsächlich umsetzen. Und davon kann die Bevölkerung ausgehen, dass es keinen Stillstand gibt. Im Gegenteil, wir arbeiten alle sehr konzentriert weiter.