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takasu – stock.adobe.com
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Chronik

Abtreibungsarzt kritisiert Landesregierung

Der einzige Arzt in Vorarlberg, der Schwangerschaftsabbrüche durchführt, geht bald in Pension. Noch gibt es keine Nachfolgelösung für Benedikt Johannes Hostenkamp. Der 69-Jährige kritisiert die Landesregierung. Seit fünf Jahren sei eigentlich klar, dass eine Lösung gefunden werden muss, gesprochen worden sei mit ihm aber nicht.

Hostenkamp kritisiert, dass niemand von Landesseite mit ihm gesprochen habe. Eigentlich sei seit fünf Jahren klar, dass es eine Nachfolgelösung geben müsse, denn normalerweise gehe man mit 65 Jahren in Pension. Jetzt werde er in einem Monat 70 und noch immer gebe es keine Lösung. Niemand habe mit ihm gesprochen, es habe auch keine Verhandlungen gegeben.

Mit Gesundheitslandesrätin Martina Rüscher (ÖVP) habe es nur einen E-Mail-Kontakt gegeben, indem er nach der Sachlage gefragt worden sei. Und es sei nachgefragt worden, wie hoch die Kosten seien, falls die Bezirkshauptmannschaft bei Bedürftigen die Kosten übernehmen würde.

Um eine Lösung zu finden, müsse man halt mit ihm verhandeln, über die Kosten und Übergabebedingungen. Hostenkamp würde seine Räumlichkeiten zur Verfügung stellen. Es gebe natürlich auch mehrere Möglichkeiten, sagt Hostenkamp. Zum Beispiel, dass mehrere Ärzte in der Privatklinik in Bregenz operieren, auch andere Fachrichtungen. Dann würde natürlich auch die „Prangerwirkung“ wegfallen. Es würden in der Praxis nicht nur Schwangerschaftsabbrüche, sondern auch andere kleinere chirurgische Eingriffe vorgenommen.

Rüscher: Zusicherung von Hostenkamp

Landesstatthalterin Barbara Schöbi-Fink (ÖVP) erklärte, man werde Hostenkamp dabei unterstützen, einen Nachfolger für seine Praxis zu finden. Der Arzt sei bereits in Kontakt mit Gesundheitslandesrätin Martina Rüscher (ÖVP). Diese sagte in einem Interview für die ORF-Radio-Vorarlberg-Sendung „Neues bei Neustädter“, sie sei mit Hostenkamp in Kontakt und er habe zugesichert, dass er weitermache, bis die Nachfolge geklärt sei.

Auch aus ihrer Sicht seien Schwangerschaftsabbrüche, bei denen es nicht um medizinische Notwendigkeit gehe, kein Thema für die Landeskrankenhäuser. „Sobald wir das in den Spitälern haben, müssen wir auch Mitarbeitenden die Aufgabe übertragen und sie teilweise auch verpflichten – und das können und wollen wir nicht tun“, so Rüscher. Es sei sinnvoll, ein Team zu finden, das sich dieser Verantwortung und dieser Aufgabe stelle. „Aus meiner Sicht ist das klar im niedergelassenen Bereich und es braucht unser gemeinsames Bemühen, dass wir dort eine gute Übergabe finden“, so die Landesrätin.

Keine Schwangerschaftsabbrüche in den Krankenhäusern

Hostenkamp ist Vorarlbergs einziger Arzt, der auch Abtreibungen vornimmt, die nicht medizinisch notwendig sind. Er will in Pension gehen, findet aber keinen Nachfolger. Nun ist die Diskussion darüber entbrannt, was passiert, wenn Hostenkamp seine Praxis schließt. In Vorarlberg dürfen im Gegensatz zu einigen anderen Bundesländern in den Landeskrankenhäusern nur Schwangerschaftsabbrüche vorgenommen werden, die medizinisch notwendig sind.

Die Landesregierung will an dieser Regelung festhalten. Landesstatthalterin Barbara Schöbi-Fink (ÖVP) erklärte, die Krankenhäuser seien dazu da, Leben zu retten. Diese Aussage konkretisierte sie später: „Meine Aussage, dass Krankenhäuser dazu da sind, um Leben zu retten, in Zusammenhang mit den Abtreibungen ist mir so ausgelegt worden, als ob das Leben von Frauen mir nicht wichtig ist. Das weise ich natürlich zurück und da bin ich massiv missverstanden worden. Ich kann mit jeder Frau mitfühlen, die in dieser schwierigen Situation ist und die sich die Entscheidung sicher nicht leicht macht.“ Sie sagte Hostenkamp Unterstützung bei der Suche eines Nachfolgers zu. SPÖ und NEOS warfen Schöbi-Fink vor, Vorarlberg in die späten 70er Jahre zurückzuwerfen. Landesrätin Rüscher erklärte daraufhin, es gehe darum, dass man Spitalsmitarbeitende nicht zu dieser Tätigkeit verpflichten könne. Vielmehr soll diese Aufgabe eine Praxis übernehmen.