Landtagsdebatte
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Politik

„Großbaustelle“ Gesundheitswesen im Landtag

Im Landtag ging es am Donnerstagvormittag um die Gesundheitspolitik. Dabei sprach sich Gesundheitslandesrätin Martina Rüscher (ÖVP) erneut für ein Ende der Quarantäneregeln für Coronavirus-Infizierte aus. Angesichts der Krankheitsverläufe und der beginnenden Personalknappheit in den Krankenhäusern und anderen Bereichen sei eine Änderung nötig.

„Wir brauchen keine Absonderungen mehr und wir brauchen auch keine Entschädigungszahlungen mehr“, so Rüscher. Dafür brauche es österreichweit eine gute Beobachtung der Lage und eine Risikoabschätzung. Eine solche Neuregelung könne aber nur bundesweit eingeführt werden, da könne nicht ein einzelnes Bundesland einen ganz anderen Weg gehen. Das gehe weder rechtlich, noch wäre das für die Bürgerinnen und Bürger nachvollziehbar. „Aber das wäre jetzt an der Zeit“, bekräftigt Rüscher.

Lange Wartezeiten, verschobene Operationen

Im Landtag wurde auch allgemein über die Situation im Gesundheitswesen diskutiert. Der FPÖ-Abgeordnete Hubert Kinz etwa verwies auf zu wenig verfügbare Termine bei Ärzten, verschobene Operationen und lange Wartezeiten. Die Gesundheitslandschaft sei eine Großbaustelle. „Es entwickelt sich immer mehr in Richtung Flughafen Berlin“, zog Kinz einen Vergleich zu dem Bauprojekt, das sich über Jahre hinzog und immer teurer wurde.

Mit diesem Befund ist Kinz nicht allein. Auch Manuela Auer von der SPÖ sieht große Probleme, Stichwort Ärztemangel. Weil es viel zu wenig Kassenärzte gebe, müssten immer mehr Menschen zu Wahlärzten, so Auer: „Das kostet. Das kostet in einem Land, in dem wir einen Sozialstaat haben und in dem wir die Gesundheit niederschwellig und kostenfrei zugänglich gemacht haben.“

In Summe mehr als genug Ärzte in Österreich

Eigentlich gibt es mehr als genug Ärzte in Österreich. Nämlich rund 47.000. Nur: Es will kaum mehr jemand Kassenarzt sein. Nadine Kasper von den Grünen hat eine Erklärung: „Sie haben zu viele Patienten und Patientinnen, sie schieben Nacht- und Wochenenddienste und sie sind immer wieder gezwungen, Vertretungsdienste zu übernehmen. Wir sind also meilenweit von einer romantischen Bergdoktor-Idylle entfernt, die gibt es leider nur im TV mit Hans Sigl.“

Work-Life-Balance zunehmend wichtig

Auch für die NEOS ist das Kassenarztmodell der ÖGK und der Ärztekammer mittlerweile aus der Zeit gefallen. Es kann auf viele Wünsche junger Ärzte nicht mehr eingehen, so NEOS-Abgeordneter Johannes Gasser, dazu gehöre das Thema Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Das Thema Work-Life-Balance spiele auch in der Ärzteschaft eine immer größere Rolle. Da gehe es auch um Arbeitszeitgestaltung, da gehe es auch darum, wie Verantwortung übernommen werde. „Und das sind alles Faktoren, die vielleicht bei einer Anstellung in einem Krankenhaus oder in einer Wahlarztpraxis einfach besser abgebildet werden können“, so Gasser.

Dialog als notwendig angesehen

Städte und Gemeinden werden sich darum immer mehr anstrengen und immer mehr bieten müssen, wenn sie einen Arzt anlocken wollen, ist Susanne Andexlinger von der ÖVP überzeugt. "Es braucht einen Dialog von BürgermeisterInnen, Praxisinhabern und potentiellen NachfolgerInnen über Themen wie Öffentlichkeitsarbeit sowie der Schaffung von räumlichen und technischen Möglichkeiten. Und da waren sich dann auch alle einig: Die ÖGK muss ihr Kassenstellenmodell dringend moderner und attraktiver machen.