Sollte plötzlich kein Gas mehr aus Russland fließen, dann würden die Betriebe nicht von einer Sekunde auf die nächste stillstehen, sagt Böheim, denn es gebe natürlich Reserven. Außerdem könnten sich die Unternehmen untereinander Gas verkaufen. Das gehe aber erst, wenn der Bund Energielenkungsmaßnahmen, wie zum Beispiel Rationierungen setzt.
„Schock für die Wirtschaft“
Ein Gasstopp wäre ein Schock für die Wirtschaft, sagt Böheim. Er könnte zu lokalen Lockdowns – wie in der CoV-Pandemie – kommen. Betriebe könnten stillstehen, was zu Kurzarbeit und Arbeitslosigkeit führen kann. Natürlich wären auch die Konsumenten betroffen, das Leben würde noch teurer, da selbst in der Verpackung sehr viel Energie steckt. Der WIFO-Experte geht außerdem davon aus, dass sich das Konsumverhalten und die Lebensweise ändern werden. Es werden Abstriche gemacht werden müssen, sagt Böheim.
Das Gasproblem könne nur politisch gelöst werden, sagt Böheim weiter. Das zeigten deutlich die Gaslieferverträge mit Russland: Österreich müsse weiterbezahlen, auch wenn Russland kein Gas mehr liefert. Sehr eigenartig, so Böheim, aber eine Facette der Gasproblems.
Alarmstufe wird nicht ausgerufen
Österreich wird die Alarmstufe in der Gasversorgung vorerst nicht ausrufen. Umweltministerin Leonore Gewessler (Grüne) sagte bei einer Konferenz am Dienstagnachmittag, die Einspeicherung von Erdgas sei in den letzten Tagen wieder gestiegen. Auch die Regulierungsbehörde E-Control betont, die Inlandsversorgung sei derzeit sichergestellt.
Unternehmen sollen auf Öl umrüsten
Gewessler richtete sich jedoch mit einem Appell an Unternehmen und die Bevölkerung. Großverbrauchern wie Industrie und Kraftwerken wird angeordnet, soweit wie möglich auf alternative Energieträger – vor allem Erdöl – umzurüsten. Alle in Österreich lebenden Menschen sollten sich auf die kommende Heizsaison vorbereiten und beim Einsparen von Strom und Gas mithelfen, sagte Gewessler am Dienstag bei einer Pressekonferenz – mehr dazu in ORF.at.