Kind springt ins Wasser
Bernhard Rogen
Bernhard Rogen
Chronik

Gefahr Ertrinken: Sicherheitscheck für Kinder

Ertrinken gehört bei Kindern zu den häufigsten Todesursachen. Viele Eltern wiegen sich in Sicherheit, wenn ihr Kind einen Schwimmkurs absolviert hat. Das sei gefährlich, heißt es von der Initiative „Sicheres Vorarlberg“. Deshalb wurde ein Wasser-Sicherheits-Check entwickelt.

Immer mehr Kinder können nicht ausreichend schwimmen, betont Mario Amann, Geschäftsführer von „Sicheres Vorarlberg“. Ein absolvierter Schwimmkurs allein macht Kinder noch nicht zu einem sicheren Schwimmer. Nicht selten würden am Ende des Schwimmkurses die Unfallzahlen steigen, da ihre Eltern ihr Kind in Sicherheit glauben. Die Initiative „Sicheres Vorarlberg“ hat in Zusammenarbeit mit weiteren Experten den Wasser-Sicherheits-Check entwickelt.

Der Check basiert auf jahrelangen Erfahrungen der bfu Schweiz und
der Lifesaving Society Kanada und wurde auf die Bedürfnisse der Kinder in Vorarlberg angepasst, betont Amann. Im Zuge der Programmentwicklung wurden für Schwimmer und Nicht-Schwimmer drei Kategorien festgelegt:
– Nicht-Schwimmer: Kann in keinem Stil zwölf Meter schwimmen und nicht tauchen
– Leicht-Schwimmer: zwölf Meter schwimmen sind möglich, Stellungs- und Atmungsfehler
– Schwimmer: zwölf Meter schwimmen sind leicht zu schaffen, Atmung sowie Bein- und Armbewegungen stimmen

Angebot für Volksschüler

Das Angebot ist für Volksschüler der zweiten und dritten Klasse konzipiert. In den Jahren 2019 bis 2022 haben 1.191 Kinder den Wasser-Sicherheits-Check vollständig absolviert (Anmerkung: aufgrund der Corona-Pandemie konnten nicht alle Kurse durchgeführt werden). Basierend auf den oben angeführten Kriterien wurden von allen Absolventen in der Gruppe der zweiten und dritten Volksschulklassen 27 Prozent als Nicht-Schwimmer, 33 Prozent als Leicht-Schwimmer und 40 Prozent als Schwimmer eingestuft.

Der Wasser-Sicherheits-Check soll Kindern in drei Doppelstunden Selbstrettungskompetenzen vermitteln. Ziel ist es weiterhin, den Wasser-Sicherheits-Check flächendeckend auszurollen. Im nächsten Jahr wird es dazu eine Kooperation mit der Regionalentwicklung Bregenzerwald geben, um dieses Gebiet komplett abzudecken. Vorab werden drei Unterrichtseinheiten durch die Lehrpersonen in der Klasse selbst durchgeführt.

Ertrinkungsrisiko bei Kindern nicht unterschätzen

Das Ertrinkungsrisiko für Kinder wird oft unterschätzt. Ertrinken geschieht meist schnell und lautlos. Die Initiative „Sicheres Vorarlberg“ warnt davor, besonders kleine Kinder auch bei kleinen Pools oder anderen Gewässern auch nur kurz unbeaufsichtigt zu lassen.

Jedes Gewässer im Garten – und sei es auch noch so klein – sollte abgesichert sein. Pools, Biotope und Schwimmteiche sollen mit einem mindestens 1,50 Meter hohen Zaun und einer abschließenden Tür abgesichert werden. Auch auf Regentonnen darf man dabei nicht vergessen.

Wenn man ein Planschbecken im Garten oder am Balkon stehen hat, sollte man nach dem Baden gleich das Wasser entleeren. Denn auch geringe Wassertiefen können bereits tödlich sein. Die Initiative rät auch dazu, kein Spielzeug im Wasser liegenzulassen. Denn ansonsten könnten die Kinder danach greifen. Eine weitere Gefahrenquelle sind mögliche Stolperfallen am Beckenrand.

Pool mit Zaun
rocklights – stock.adobe.com

Beaufsichtigung genau absprechen

Bei fast allen Kindern waren zum Zeitpunkt des Ertrinkens Erwachsene in der Nähe. Ertrinken passiert meist lautlos: die Bilder aus Filmen von ertrinkenden Menschen, die laut um Hilfe rufen und wild um sich schlagen, sind nicht sehr oft Realität. Bei kleinen Kindern ist der „Totstellreflex“ lebensgefährlich: Sie sind bei einem Sturz ins Wasser nicht in der Lage, selbst den Kopf aus dem Wasser zu heben. Da können schon wenige Zentimeter Tiefe zu einer tödlichen Gefahr werden.

Auch wenn Kinder vor dem Ertrinken gerettet werden können, können sie irreparable Gehirnschäden durch die unterbrochene Sauerstoffversorgung erleiden. Die Initiative „Sicheres Vorarlberg“ rät dazu, genau abzusprechen, wer wann Kinder in der Nähe von Wasser beaufsichtigt. So kann es zu keinen Missverständnissen kommen, wenn mehrere Erwachsene anwesend sind.

Damit ein Kind sicher schwimmen kann, reicht ein Schwimmkurs alleine noch nicht aus. Das Kind sollte mindestens 200 Meter unter 15 Minuten am Stück schwimmen können, in Bauch- und Rückenlage sicher sein und im Wasser ruhig bleiben können.