Ein Berg von Euro-Münzen neben einem Berg von Franken
APA/KEYSTONE/Martin Ruetschi
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Wirtschaft

Franken: Herausforderung für Schweizer Firmen

Wer einen Frankenkredit bedienen muss, kennt die bittere Wahrheit. Bei jeder Krise steigt der Kurs, die Schulden werden mehr. Wie kommt eigentlich die exportorientierte Schweizer Wirtschaft mit dem hohen Frankenkurs zurecht? Ein Beispiel aus der Nachbarschaft – von einem Unternehmen, bei dem auch Vorarlberger Grenzgänger arbeiten.

Nur wenige Meter hinter der Grenze zu Vorarlberg in St. Margrethen hat der Waggonbauer Stadler Rail riesige Hallen gebaut. 2020 zog das Unternehmen von Altenrhein an den neuen Standort. Hier werden die Mitarbeiter in den nächsten Monaten 41 doppelstöckige Waggons für die ÖBB bauen, über 140 weitere werden folgen.

Ziel: Energieeffizienter und haltbarer als die Konkurrenz

573 Stadtbahnen, Lokomotiven und Züge hat das Unternehmen im Vorjahr verkauft. In einem Hochlohnland wie der Schweiz mit einer starken Währung geht das nur, wenn die Fahrzeuge energieeffizienter als die der Konkurrenz sind, weniger oft gewartet werden müssen und eine längere Lebensdauer haben.

Hoher Frankenkurs
Derzeit liegt der Kurs bei 1:1 – Euro und Franken sind gleich viel Wert. Mitte der Woche kostete der Euro nur noch 0,9943 Franken – das war neuer Jahrestiefststand des Euro zum Franken.

Diese und andere Faktoren spielen bei einer Auftragsvergabe eine Rolle, sagt auch Peter Spuhler, Verwaltungsratspräsident & Group CEO der Stadler Rail Management AG. „Da sind Kundennähe und schnelle Umsetzung sehr wichtige Faktoren und damit können wir – auch wenn es nicht immer einfach ist – eigentlich sehr gut überleben aus der Schweiz heraus“, so Spuhler.

Produktionshalle Stadler Rail
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Halle von Stadler Rail direkt an der Grenze zu Vorarlberg in St. Margrethen

300 Stunden mehr als in deutschem Werk

Außerdem profitieren die Unternehmer in der Schweiz von einem liberalen Arbeitszeitgesetz. „Wir arbeiten hier in der Schweiz etwa 300 Stunden pro Jahr mehr als im Werk in Deutschland und können somit einen Teil der Kostennachteile durch solche Faktoren kompensieren und unsere Wettbewerbsfähigkeit verbessern“, sagt Spuhler. Das Unternehmen hat auch Niederlassungen in Ländern mit einem tieferen Lohnniveau, in Belarus werden beispielsweise Waggons zusammengeschweißt. Auch das senkt den Endpreis.

Produktionshalle Stadler Rail
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In St. Margrethen werden Züge für die ÖBB gebaut

Rohstoffe billiger einkaufen

Und der hohe Franken hat für die Schweizer Unternehmer auch einen Vorteil: Sie kaufen Bestandteile und Rohstoffe aus dem Ausland billiger ein. „Dieser starke Schweizer Franken ist eine Herausforderung für ein exportorientiertes Land und für unsere Exportindustrie“, sagt Christoph Mäder, Präsident des Arbeitgeberverbands „economiesuisse“.

Die Unternehmen seien bisher recht gut damit klargekommen. „Allerdings – und das ist etwas die Kehrseite im Moment – haben wir eine tiefere Inflation in der Schweiz, weil der starke Franken die Importe natürlich tendenziell billiger macht“, fügt Mäder hinzu.

13.000 Mitarbeiter
Stadler Rail beschäftigt 13.000 Mitarbeitende und macht vier Milliarden Franken Umsatz.

Laufende Innovationen sichern den Standort Schweiz, so der Grundsatz. Stadler Rail stellt gerade seinen ersten mit Wasserstoff betriebenen Zug her, der in Kalifornien zum Einsatz kommen wird. Und batteriebetriebene Züge sollen dort fahren, wo Strecken nicht elektrifiziert sind.

Was tun Schweizer Unternehmen?

Der Franken ist eine Fluchtwährung und bei jeder Krise steigt der Kurs ziemlich verlässlich. Derzeit hat der Franken einen neuen Jahrestiefstand. Was tun nun die Schweizer Unternehmen?