Ritsch reagierte bereits empört auf das bekannt gewordene ÖBB-Papier und kündigte im ORF-Interview massiven Widerstand gegen einen oberirdischen Ausbau der Trasse an – und zwar den „größten, den die ÖBB je erlebt haben“. „Offensichtlich möchten sich die ÖBB auf die oberirdische Variante festlegen“, das werde man nicht hinnehmen. Die fünf Bürgermeister seien alle „auf einer Linie“ und „wir werden das Land überzeugen, dass das die falsche Variante ist und werden schlussendlich die Bevölkerung dazu aufrufen, es nicht zur Kenntnis zu nehmen, dass hier Lebensraum zerstört wird“. Die ÖBB spreche in dem Papier von Enteignungen, so Ritsch.
Bürgermeister Michael Ritsch im Gespräch mit ORF-Redakteur Jürgen Sebö
Wenn dann an der Pipeline, die jetzt neu gestaltet sei – „quasi unser Naturjuwel“ – zweigleisig oberirdisch „der Güterverkehr rollen soll“, das werde auch von der Bevölkerung nicht akzeptiert. Da werden „alle Bürgerinnen und Bürger in dieser Region auf die Straße gehen“, ist Ritsch überzeugt. Das werde der größte Aufstand werden, „den die ÖBB wahrscheinlich je erlebt haben“. Für Montag sei eine offizielle Vorstellung der Pläne durch die Landesregierung geplant, so Ritsch.
Auch der Lauteracher Bürgermeister Elmar Rhomberg lehnt eine oberirdische Trassenführung ganz klar ab. „Wir sind klar für den Bahnausbau“, aber dieser könne nur unterirdisch der Fall sein. Darüber bestehe auch Einigkeit unter den Fraktionen in der Lauteracher Gemeindevertretung. „Wir werden sicher keine drei Gleise durch unsere Gemeinde akzeptieren“, so Rhomberg. Mit den anderen betroffenen Gemeinden und mit dem Land müsse man gemeinsam die beste Lösung für die Region suchen.
NEOS Bregenz: „Nicht zu akzeptieren“
Auch die Bregenzer NEOS reagierten „schockiert und mehr als verwundert“. Die Bregenzer Stadtvertretung arbeite seit mehr als zwei Jahren kontinuierlich an der Unterflurlösung und habe in wenigen Monaten eine Arbeitsgruppe aus fünf Gemeinden zusammengebracht, so Fraktionsobmann Michael Sagmeister.
„Jetzt will die ÖBB von Wien aus entscheiden, was für unsere Stadt und die Menschen gut ist und welche Pläne weiterverfolgt werden sollen“, so Sagmeister. Das sei nicht zu akzeptieren.
IV-Präsident warnt vor „vertaner Chance“
Der Präsident der Vorarlberger Industriellenvereinigung, Martin Ohneberg, warnt vor einer „vertanen Chance für eine nachhaltige Lösung“. Der zweigleisige Ausbau zwischen Lochau und Bregenz und ein dreigleisiger Ausbau zwischen Bregenz und Lauterach-Nord sei enorm wichtig für die Wirtschaft zur Verladung der Güter und sichere damit eine gute Logistik am Standort. Die attestierte Machbarkeit dieses Ausbaus sei erfreulich, so Ohneberg.
Den Ausbau jedoch gänzlich oberirdisch auszuführen, sei nur die Minimallösung. „Es darf nicht immer nur der Plan mit dem geringsten Aufwand zum Zug kommen, sondern die zukunftsfähigste Lösung mit dem besten Ergebnis für die Bevölkerung, die Wirtschaft und die Umwelt“, so Ohneberg.
Zwischenbericht favorisiert oberirdische Bahntrasse
Der Zwischenbericht „Variantenstudie ÖBB-Zielnetz 2040 Unteres Rheintal“ favorisiert einen mehrgleisigen oberirdischen Ausbau. Die Strecke zwischen Lochau und Bregenz könnte demnach zweigleisig werden, zwischen Bregenz und Lauterach-Nord ist ein dreigleisiger Ausbau angedacht, zwischen Lustenau und Hard ein zweigleisiger Ausbau.
„Die Machbarkeit einer kompletten Tieflage von Lochau bis Wolfurt wird aus Sicht der Bauphase als nicht gegeben gesehen“, heißt es wörtlich im Zwischenbericht. Stattdessen wird empfohlen, die „Varianten in Niveaulage zu untersuchen“ – mehr dazu in Zwischenbericht rät von Unterflurtrasse ab.