Medikamente
ORF.at/Georg Hummer
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Gesundheit

Medikamentensüchte nehmen zu

Viele Menschen schaffen ihren Alltag nur mehr mit Schmerz- oder Aufputschmitteln. Eine Studie geht davon aus, dass in Österreich rund 300.000 Menschen medikamentensüchtig sind. Auch in Vorarlberg sei das ein massives Thema, heißt es vom Suchtkrankenhaus Maria Ebene.

Offenbar haben viele Menschen auch in Vorarlberg das Gefühl, mit den alltäglichen Belastungen ohne Medikamente oder andere Substanzen und Genussmittel nicht mehr zurecht zu kommen. Mehr als zwei Jahre Pandemie haben offenbar auch hier Spuren hinterlassen: Antidepressiva und Alkohol werden häufiger eingenommen als noch vor ein paar Jahren.

Zunahme bei Medikamenten und Genussmitteln

Bei der aktuellen Studie des Anton-Proksch-Instituts in Wien hat ein Drittel der Befragten angegeben, dass sie durch die CoV-Krise psychisch belastet sind. Das hat Folgen, sagt auch Primar Philipp Kloimstein von der Stiftung Maria Ebene: „Medikamente sind ein Weg, wie sich Leute vermeintlich Hilfe suchen; ein anderer Weg sind Suchtmittel, allen voran Alkohol, wo man jetzt davon ausgeht, dass es eine Zunahme gegeben hat.“ Laut der Studie gibt es aber auch bei Genussmitteln wie Zucker und Koffein einen deutlichen Anstieg.

Philipp Kloimstein
privat
Primar Philipp Kloimstein, Suchtkrankenhaus Maria Ebene

Koffein – legal, aber nicht ungefährlich

Alkohol und Medikamente werden oft wegen psychischen Belastungen eingenommen. Aber auch Aufputschmittel nehmen viele ein – vor allem Koffein. Es ist legal und in vielen Getränken enthalten. Für drei von vier Personen in Österreich ist das der schnelle Kick, um alles zu schaffen – zulasten der Gesundheit, sagt Kloimstein: „Wir sind immer noch eine Leistungsgesellschaft und zu viel Koffein kann natürlich Auswirkungen auf den Körper haben, insbesondere auf den Herz-Kreislauf-Bereich. Es kann aber auch bis hin zu Angst- oder Paniksymptomen kommen.“ Die Folge übermäßigen Koffeingenusses ist u.a. auch Zuckerkrankheit – oft schon bei Jugendlichen.

Schmerzmittel können abhängig machen

Auffallend ist aber auch, dass viele Österreicher täglich zu Schmerzmitteln greifen. In den allermeisten Fällen, weil wirklich etwas weh tut. Problematisch sieht Primar Kloimstein, dass wir uns keine Zeit für die Heilung der Verletzung nehmen, sondern den Schmerz bekämpfen und auch das hat ein Suchtpotenzial: „Man lernt dabei, nur ein Medikament könne helfen. Dabei haben wir als Menschen ganz unterschiedliche Bewältigungsmöglichkeiten. Aber wir wählen meistens den vermeintlich leichteren Weg und das ist natürlich ein Medikament. Dabei hat man natürlich die ganzen Nebenwirkungen körperlicher und psychischer Natur bis hin zu einer Abhängigkeit.“ Wenn man mehrere Tage nicht mehr auf ein Schmerzmittel verzichten kann, dann ist die Gefahr einer Abhängigkeit groß, warnt Kloimstein.

Niederschwellige Beratung und Hilfe

Kennen Sie jemanden, von dem Sie wissen, dass er oder sie möglicherweise zu viele Tabletten oder Genussmittel nimmt? Oder sind Sie selbst betroffen? An die u.a. Links können Sie sich wenden!