Schlüssel steckt im Schloß einer Eingangstür
ORF.at/Christian Öser
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Chronik

Probleme bei der Flüchtlingsunterbringung

Die Caritas Vorarlberg ist weiterhin auf der Suche nach Unterkünften für Flüchtlinge aus 45 verschiedenen Nationen. Das Wohnungsangebot sei zwar recht gut, doch viele Besitzer würden ihre Räumlichkeiten ausschließlich an ukrainische Flüchtlinge vergeben, bedauert Bernd Klisch von der Caritas-Flüchtlingshilfe. Das stelle ein massives Problem dar.

„Man muss akzeptieren, dass man Unterkünfte nur für Ukrainerinnen und Ukrainer zur Verfügung stellt. Aus Sicht der Flüchtlingshilfe ist das allerdings zu bedauern“, stellt Klisch fest. „Auch syrische Flüchtlinge sind beispielsweise durch russische Bomben bedroht.“ Alle seien gleichermaßen hilfsbedürftig.

Die Caritas sei deshalb im Moment auf der Suche nach Wohnungen, Häusern oder größeren Gebäuden wie beispielsweise stillgelegte Pflegeheime, in denen Flüchtlinge aus allen Nationen untergebracht werden können.

Rechte der Flüchtlinge verschieden

Ein wesentlicher Unterschied zwischen Kriegsgeflüchteten aus der Ukraine und aus anderen Ländern sei, dass Ukrainerinnen und Ukrainer innerhalb Europas die Möglichkeit hätten, sich frei bewegen können, erklärt Klisch die rechtliche Lage.

Für Flüchtlinge aus anderen Ländern, die einen Antrag auf Asyl stellen, gäbe es hingegen eine klare Struktur, sagt Klisch: „Wenn sie zum Verfahren zugelassen werden, werden sie über den Bund den einzelnen Bundesländern zugewiesen.“

Aufnahmequote für jedes Bundesland

Dabei sei jedes Bundesland verpflichtet, eine gewisse Anzahl aufzunehmen – diese Aufgabe obliegt in Vorarlberg der Caritas. Für den Bund könnten Probleme der Überlastung entstehen, wenn die Länder ihre Quoten nicht erfüllen: Denn die Asylwerber bleiben solange in Betreuungseinrichtungen des Bundes, bis die einzelnen Länder sie übernehmen können.

Derzeit könne keines der Bundesländer – außer Wien – diese Quote erfüllen, der Druck sei dementsprechend groß: „Es gibt eine rechtliche Grundlage für die Verpflichtung zur Aufnahme, doch die Realität kann nicht geändert werden. Wir können nur so viele Asylwerber übernehmen, wie wir Unterkünfte zur Verfügung haben“, argumentiert Klisch. Vorarlberg erfülle die Quote momentan zu 72 Prozent.

Schwierigkeiten bei der Suche nach Unterkünften

Während des Asylverfahrens, das von fünf Monaten bis hin zu fünf Jahren unterschiedlich lange dauern könne, seien die Asylwerber bei der Caritas untergebracht. „Ist das Verfahren dann abgeschlossen, müssen sie die Grundversorgung der Caritas verlassen“, sagt Klisch.

Danach gebe es oftmals Schwierigkeiten, Unterkünfte für Menschen mit Bleiberecht zu finden. Unterstützung komme dabei von der Wohnungslosenhilfe und ähnlichen Organisationen.

Ukrainische Geflüchtete mit anderen Bedürfnissen

„Bei Geflüchteten aus der Ukraine sind die Bedürfnisse noch ganz anders. Sie sind vorübergehend hier und haben sich noch nicht von ihrer Heimat verabschiedet“, beschreibt Klisch. Oftmals handle es sich bei ukrainischen Flüchtlingen um Frauen und Kinder, deren Männer beziehungsweise Väter sich noch in der Heimat befinden würden und das Land nicht verlassen dürfen.

„Sie haben nicht das Bedürfnis, sich langfristig in Österreich zu etablieren“, erklärt Klisch. Die Hoffnung, dass sie bald in ihre Heimat zurückkehren können, sei noch immer gegeben. Diese Hoffnung hätten Flüchtlinge aus anderen Ländern längst aufgegeben, weshalb deren Integrationsbestreben besonders groß sei: „Sie wollen sich hier eine neue Zukunft aufbauen“, sagt Klisch.

Zahl der ukrainischen Flüchtlinge steigt noch immer leicht

Die Zahl der ukrainischen Flüchtlinge würde Woche für Woche noch immer leicht ansteigen, berichtet Klisch. Pro Woche seien es rund 15 Personen mehr, die man betreue. Es sei jedoch ein Kommen und Gehen: So würden einerseits neue Flüchtlinge hinzukommen und andererseits Flüchtlinge abwandern – in andere (Bundes-)Länder, aber auch zurück in ihre Heimat.

„Es gibt vereinzelt Flüchtlinge, die in ihre Heimat zurückgegangen sind, weil nicht in der gesamten Ukraine Krieg herrscht“, erklärt Klisch. Oftmals seien es auch Heimweh oder die familiäre Situation, die die Menschen zu einer Rückkehr bewege.

Für einige ukrainische Familien, die eine längerfristige Unterkunft suchten, konnte mittlerweile ein Platz gefunden werden, sagt Klisch. „Circa zehn Personen können von Woche zu Woche aus privaten Unterkünften übernommen werden“. Dennoch sei der Bedarf noch immer gegeben.