bürgermeister möggers
Bantel
Bantel
Politik

Längst dienender Bürgermeister geht in Pension

Seit 1980 ist Georg Bantel Bürgermeister von Möggers. Mit 24 Jahren ist er jüngster Bürgermeister Vorarlbergs geworden. Nach 42 Dienstjahren ist er nun der dienstälteste Ortschef in Österreich. Ende Juli wird Bantel zurücktreten. Bantel erzählt im ORF-Interview unter anderem, wie sich das Amt mit den Jahren verändert hat.

ORF Vorarlberg: Herr Bantel, Max Weber beschreibt die Politik als „Bohren harter Bretter“, welche Bretter gab es denn in den letzten 42 Jahren in Möggers zu bohren?

Georg Bantel: Unsere Gemeinde war, was die Infrastruktur anlangt, praktisch das Schlusslicht von allen Gemeinden im Land. Weil wir über keine asphaltierten Straßen, über keinen Meter Kanal verfügten, weil wir keinen Meter Trinkwasserleitung hatten, weil die Vereine keine ordnungsgemäßen Räumlichkeiten hatten und weil wir letztendlich nicht einmal ein eigenes Gemeindeamt hatten. Man musste alles von Grund auf neu aufbauen, und das konnte man als die harten Bretter bezeichnen.

ORF Vorarlberg: Wie hat sich denn das Amt im Laufe dieser Zeit verändert?

Bantel: Man ist mit allen Sorgen zum Bürgermeister gekommen, auch wenn es zwischen einzelnen Bürgern Probleme gab. Das hat sich heute verändert, und das sehe ich eigentlich schon etwas problematisch. Der ganze, sage ich mal, Papierkram auch. Heute geht es hauptsächlich nur noch um Verwaltung.

bantel
Bantel
Georg Bantel 1996 im neu errichteten Gemeindehaus

ORF Vorarlberg: Wir haben jetzt gerade die Situation, dass der Vorarlberger Landeshauptmann erschöpft in den Krankenstand gegangen ist. Hat der Druck auf Bürgermeister und die Politik allgemein zugenommen? Ist das schwieriger geworden?

Bantel: Ja, es ist schwieriger geworden. Also ich bedauere, dass der Landeshauptmann eine Auszeit nehmen muss. Ein Landeshauptmann muss sich Gedanken darüber machen, was bedeutet es, wenn wir morgen kein Gas und kein Öl mehr haben. Dann steht die Industrie, dann haben wir Arbeitslose, dann haben wir das Chaos. Wenn im Herbst die Menschen nichts mehr zum Heizen haben, haben wir das nächste Chaos. Diese Sorgen lasten auf ihm. Letztendlich geht es derzeit nur darum, den anderen fertigzumachen. Das ist eine Entwicklung, die schadet uns allen.

ORF Vorarlberg: In Ihre Amtszeit fällt ja auch der Fall des Eisernen Vorhangs und der EU-Beitritt – was war denn da die größte Zäsur für die Gemeindepolitik bzw. was hatte für eine Gemeinde die größten Auswirkungen?

Bantel: Wir sind in absoluter Grenznähe. Für uns war natürlich der EU-Beitritt schon etwas Großartiges – plötzlich keine Grenzkontrollen mehr. Wir haben das sehr begrüßt, weil ohne EU, gerade wenn man in Grenznähe ist, ist ein Handeln eigentlich nicht möglich, und ich denke, dass Österreich ohne EU nicht leben könnte.

ORF Vorarlberg: Wir haben mit vielen Bürgermeistern von kleinen Gemeinden immer wieder gesprochen während der Coronazeit, und sie alle sagen eigentlich, das Zusammenleben im Dorf hat sich durch Corona wesentlich verändert. Es sind Konflikte entstanden in einer kleinen Gemeinschaft, die es zuvor nicht gegeben hat. Wie ist das in Möggers?

Bantel: Es ist tatsächlich so, dass man natürlich nicht mehr bei diesen Feierlichkeiten, Bällen und so weiter zusammengekommen ist. Was wir jetzt auch verspüren, ist, dass die Vereinstätigkeit etwas nachgelassen hat. Also Corona hat sich sicherlich auf das Dorfleben, auf die Kommunikation und auch das Zusammenleben negativ ausgewirkt.

ORF Vorarlberg: Sie legen Ihr Amt Ende Juli nieder. Wie geht es danach weiter?

Bantel: Ich bin immer noch Geschäftsführer in unserer Firma. Arbeit habe ich sicherlich genug. Ich habe jetzt halt ein Arbeitspensum an den Tag gelegt, das eigentlich fast unnatürlich ist. Auf was ich mich freue, ist, dass der Terminplan nicht nur von der Gemeinde ausgerichtet wird. Es kann meine Terminplanung auch einmal privat sein.

Bantels wahrscheinlicher Nachfolger wird der Vizebürgermeister. Er soll nach Bantels Rücktritt von der Gemeindevertretung gewählt werden.

Das Interview führte ORF-Redakteur Michael Prock.