Ein großes Gesundheitsproblem von Kindern und Jugendlichen, das durch CoV noch verstärkt wurde, will sich die Österreichische Gesundheitskasse (ÖGK) nun bekämpfen. Mittlerweile jedes dritte Kind in Salzburg ist zu dick. Vor allem im Alter zwischen vier und14 wird Übergewicht zunehmend zum Gesundheitsproblem.
ORF
ORF
Gesundheit

Rund ein Fünftel der Kinder wiegt zu viel

Aus medizinischer Sicht wiegt ein beachtlicher Teil der Bevölkerung zu viel. Schon vor der Pandemie hatten 22 Prozent der Kinder und Jugendlichen in Vorarlberg zu viel Kilo auf den Rippen, erklärt der Dornbirner Kinderarzt Harald Geiger. Die Pandemie hat das Problem jetzt zusätzlich befeuert.

Geht es nach den Zahlen der Schuluntersuchungen, sind in Vorarlberg 22 Prozent der Kinder und Jugendlichen zu dick. Österreichweit sei jedes dritte Kind übergewichtig, sagt die Gesundheitskasse.

Pandemie verstärkt Übergewichtsproblematik

Durch die Pandemie hat sich das Ganze aber nochmals deutlich verstärkt, so der Dornbirner Kinderarzt Harald Geiger: „Wir sehen Dinge, die wir so noch nicht gesehen haben. Schwere Übergewichtsproblematiken, besonders bei Jugendlichen, also zum Beispiel 14-Jährige mit 118 Kilo. Das haben wir bisher eigentlich fast nur aus Amerika gekannt.“

Damit verbunden seien auch Krankheiten wie Typ 2 Diabetes, aber auch Einschränkungen und Frustrationen im täglichen Umgang mit den Mitschülern und mit anderen Menschen.

„Keine Strategie und kein Wert auf Prävention“

Laut Geiger werden hier wirtschaftliche Interessen über das Wohl der Kinder gestellt und es gibt zudem keine einheitliche bundesweite Strategie: „Wir wissen ja eigentlich, was wir tun sollten, aber es wird einfach in Österreich viel zu wenig Wert auf Prävention gelegt und dann kommt hinten die teure Therapie.“

Neben falscher Ernährung und zu wenig Bewegung gibt es noch weitere Faktoren, die schon in jungen Jahren die Entstehung von Übergewicht bestimmen. Besonders Eltern haben durch ihr Verhalten und ihre Gewohnheiten einen großen Einfluss auf das Gewicht ihrer Kinder. Manchmal sind aber auch psychische Probleme die Ursache für den Kummerspeck: z.B.: Liebeskummer, Schulstress oder familiäre Belastungen. In einigen Fällen ist Übergewicht bei Kindern auf organische Probleme zurückzuführen.

Kinderarzt Harald Geiger

Wie kann ich mein Kind wieder dazu bringen, gesunde Lebensmittel zu essen? Kinderarzt Harald Geiger gibt Tipps.

Verbot von Lebensmittelwerbung und Bewegungskonzepte

Laut Geiger muss geschaut werden, dass Schulwege möglichst zu Fuß zurückgelegt werden oder per Fahrrad. Dazu brauche man aber auch sichere Radwege. Es müssten die Verhältnisse so geschaffen werden, dass es keine Elterntaxis zur Schule mehr benötige. Es brauche auch Bewegungskonzepte in den Kindergärten und an den Schulen, denn Adipositas sei eine „“Sitting Disease“, die durch das viele Sitzen massiv gefördert werde.

„Was wir sicher brauchen ist ein Verbot von Lebensmittelwerbung, die direkt auf die Zielgruppe ausgerichtet ist. Wenn man das im Fernsehen anschaut, wie haselnusshaltige, hochkalorische Frühstücksaufstriche beworben werden oder sonstige Dinge, müsste das eigentlich verboten sein“, gibt Geiger zu bedenken.

Gesetzgeberische Maßnahmen benötigt

Wenn man das Problem wirklich angehen möchte, dann braucht es laut Geiger aber auch eine Verschränkung von vielen gemeinsam geprüften, entwickelten, auch gesetzgeberischen Maßnahmen: "Dieses amerikanische Prinzip des „blaming the victim", also die Schuldzuweisung auf das Opfer selbst zu schieben ist zwar bequem und man hat immer einen Schuldigen, aber es ist einfach absolut unfair und trifft nicht zu.“