Aus der Überlegung heraus, dass die Junge Kirche Vorarlberg ein großes Festival für Jugendliche veranstalten könne, sei die Idee geboren worden, mit einer „Pop-up-Church“ auf Festivals zu gehen, beschreibt die Projektverantwortliche Mona Pexa. Denn dort seien junge Menschen präsent und können sie selbst sein. Das erste Mal sei man 2019 Teil des Szene Openairs gewesen, aufgrund der CoV-bedingten Absage im Jahre 2020 dann erst wieder 2021.
Gesprächsangebot der Jungen Kirche Vorarlberg
Auf dem Szene Openair sei man mit einem Stand und einem Zelt, das Sitzgelegenheiten und eine Handy-Auflade-Station bietet, vertreten. Ziel sei es, mit Jugendlichen ins Gespräch zu kommen: „Manchmal ergeben sich oberflächliche, manchmal auch tiefe Gespräche“, erläutert Pexa, man habe keine Erwartungen an die Jugendlichen.
Auf dem Gelände habe man einen Platz zwischen weiteren Standbetreibern wie Spar oder Amazone gefunden. Dafür sei man überaus dankbar, beschreibt Pexa. Der Stand der Jungen Kirche Vorarlberg wird von der Jugendabteilung der Diözese Feldkirch betreut. Vor Ort seien neben Freiwilligen auch immer zwei hauptamtliche Mitarbeiter.
Kirche kommt zu den Menschen
Jugendseelsorger Fabian Jochum stattet dem Stand auf dem Szene Openair hin und wieder einen Besuch ab. Für ihn ist das Wichtigste, dass der Grundsatz der „Pop-up-Church“ jener ist, dass die Menschen nicht in die Kirche eingeladen werden sollen, sondern dass die Kirche zu den Menschen kommt.
Das solle im ersten Moment bewusst für Überraschung unter den Jugendlichen sorgen – man treffe die Kirche schließlich an einem Ort, an dem man sie nicht erwarten würde. „Es ist ein ungewöhnliches und mutiges Projekt, aber wir haben gute Erfahrungen damit gemacht“, freut sich Jochum.
„Pop-up-Church“ nicht als Teil der Festivalseelsorge
Die sogenannte Festivalseelsorge ist nach zwei Jahren CoV-Pandemie entstanden. Eigentlich ist sie als psychosozialer Dienst zu verstehen, eine theologische Vertiefung in Gesprächen erfolgt nur auf Nachfrage. Die Idee dazu komme ursprünglich aus Deutschland, doch mittlerweile sei man auch auf großen österreichischen Festivals wie dem Nova Rock oder dem Electric Love vertreten.
Die Vorarlberger „Pop-up-Church“ müsse allerdings losgelöst davon gesehen werden, denn die Idee, am Szene Openair vertreten zu sein, sei völlig unabhängig davon entstanden, erklärt Pexa. "Wir haben eigentlich überhaupt keine Verbindung dazu, die „Pop-up-Church" hat es schon vorher gegeben.“ Dier „Pop-up-Church“ wird von „Denk Dich Neu“ unterstützt. „Denk dich neu“ ist eine österreichweite Kampagne der Katholischen Kirche, um mit den Leuten in Kontakt zu kommen.
Keine christliche Propaganda
In den Festivalstatuten ist ausdrücklich festgehalten, dass keine christliche Propaganda verbreitet werden darf. Das sei auch nicht das Ziel der „Pop-up-Church“: „Wir stehen nicht vor dem Stand und sagen ‚Bekehret euch!‘. Das Ziel ist nicht, dass die Jugendlichen am Sonntag in den Gottesdienst kommen, sondern dass sie einen Ort haben, wo sie sich wohlfühlen“, erklärt Pexa.
Die Kirche versuche, sich mit ihrem Auftreten an die Lebenswirklichkeit der Jugendlichen anzupassen. Dabei sollen sie den Takt vorgeben: „Die Menschen haben ein bestimmtes Bild von der Kirche. Die Kirche gibt ‚Anweisungen‘ – aufstehen, knien, sitzen – und der Pfarrer rede und man muss zuhören. Wir drehen den Spieß um“, ergänzt Jochum.
Auszeit vom Festivaltrubel
Mit der „Pop-up-Church“ wolle man einen Ort auf dem Festivalgelände schaffen, an dem sich die Jugendlichen eine Auszeit vom Festivaltrubel nehmen können oder einen Ansprechpartner zum Reden haben. Das würde von den Jugendlichen sehr positiv aufgenommen: „Die Stühle sind eigentlich immer besetzt“, zeigt sich Pexa erfreut.
Im Zelt der „Pop-up-Church“ würden keine Messen gefeiert, doch im letzten Jahre habe man auf Wunsch einiger Jugendlicher zusammen ein Vater-unser gesungen und gebetet: „Für ein schönes Festival und für gutes Wetter“, schmunzelt Pexa.