Sonnenbrand
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Gesundheit

Jeder Sonnenbrand hinterlässt Spuren

Jeder Sonnenbrand schädigt die Haut dauerhaft. Deshalb sollten wir die direkte Sonne meiden und uns ausreichend schützen, sagt der Hautarzt Robert Strohal, Primar der Dermatologie in Feldkirch. Im Interview mit dem ORF räumt er auch mit Irrtümern rund ums Nachcremen oder Vitamin D auf.

ORF Vorarlberg: Warum ist die Sonne überhaupt gefährlich für unsere Haut?

Strohal: Die Sonne schickt energiereiche Strahlen wie UV-A und UV-B – nebenbei gesagt auch UV-C, aber das wird durch die Ozonschicht geblockt. Und diese energiereichen Strahlen führen einerseits zu einer Entzündung der Haut, die wir Sonnenbrand nennen, und zum andern zu einer Schädigung des genetischen Materials von Hautzellen, also der DNA. Die können nicht mehr so arbeiten, wie sie arbeiten sollten und vergessen, dass sie sich nicht dauernd vermehren sollten und werden so zum Krebs.

ORF Vorarlberg: Was ist der Unterschied zwischen schwarzem und weißem Hautkrebs?

Strohal: Der helle oder weiße Hautkrebs ist direkt abhängig von der UV-Strahlung und dementsprechend ist in Deutschland schon eine Form des hellen Hautkrebses als Berufskrankheit bei Außenarbeitern anerkannt, nämlich das Plattenepithelkarzinom.

ORF Vorarlberg: Und der schwarze Hautkrebs?

Strohal: Der schwarze Hautkrebs braucht zusätzlich zur zu starken UV-Bestrahlung auch einen erblichen Hintergrund, damit er entsteht. Normalerweise ist der helle Hautkrebs insofern harmlos, dass er, wenn er richtig und ausreichend operiert worden ist, erledigt ist, während schwarze Hautkrebs, auch wenn er operiert worden ist und initial sehr dick war, gerne Metastasen in anderen Organen machen kann, trotz Operation. Und das ist sehr, sehr gefährlich. Deswegen gilt vor allem beim schwarzen Hautkrebs die Früherkennung als der goldene Standard der Behandlung.

Sujetbild: Eine weiß-gelbe Tube Sonnencreme liegt im Sand
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Sonnencreme schützt – aber nur für eine gewisse Zeit. Umso wichtiger ist Schatten!

ORF Vorarlberg: Mit Sonnencreme kann man sich bis zu einem gewissen Grad schützen…"

Strohal: Der Lichtschutzfaktor sagt, wie viel mehr länger sie in der Sonne bleiben können, ohne einen Sonnenbrand zu bekommen. Jeder hat eine Hautunempfindlichkeit ohne Sonnenschutz der Sonne gegenüber und die wird um den Lichtschutzfaktor zeitlich vermehrt. Das heißt, wenn Sie ein Hauttyp sind, der nach 10 Minuten einen Sonnenbrand kriegen würde ohne Sonnenschutz, könnten sie mit einem 30er Faktor also 30 mal 10 Minuten in der Sonne bleiben, ohne Sonnenbrand zu kriegen. Bleiben Sie aber 50mal länger in der Sonne, dann hilft die Sonnencreme nicht.

ORF Vorarlberg: Welcher Lichtschutzfaktor wäre also zu empfehlen?

Strohal: Sich auf den Lichtschutzfaktor allein zu verlassen ist zu wenig und dementsprechend sind die 50er Faktoren eine Scheinsicherheit. Es geht vor allem darum, die direkte Sonne zu meiden! Und wenn man die direkte Sonne meidet, sind 30er Faktoren im normalen Umgang bei uns, in unseren Breiten ausreichend.

ORF Vorarlberg: Wie viel Sonnencreme sollte man denn eigentlich auftragen?

Strohal: Die Sonnenschutzfaktoren werden bestimmt durch Testungen auf einem Objektträger, wobei Riesenmengen an Sonnenschutz aufgetragen werden. Das heißt, normalerweise tragen die Menschen viel zu wenig Sonnencreme auf. Sie sollten reichlich Sonnencreme auftragen, wenn sie es richtig machen wollen. Am einfachsten ist es so, wenn jemand in einem Sommermonat ein Fläschchen Sonnenschutz verbraucht, wird das zu wenig sein.

ORF Vorarlberg: Und für eine Anwendung gerechnet?

Strohal: Reichlich! Nicht einfach ein Bisschen auf die Hand nehmen und dann einreiben, dass man nichts mehr sieht. Es kann ruhig auch leichte weißliche Färbung der Haut entstehen. Reichliches Auftragen!

Frau cremt sich mit Sonnencreme ein
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Das Wichtigste ist: Reichlich auftragen! Und: Nachcremen ist zwar wichtig, verlängert aber nicht die Schutzdauer.

ORF Vorarlberg: Können Sonnencremes selbst gesundheitsschädlich sein?

Strohal: Dazu gibt es in der Wissenschaft unterschiedliche Ansichten. Aber wenn man die Meinung des Mainstreams der Hautärzte nimmt, dann kann man bei der Sonnencreme überall zugreifen, weil Sonnencremes besonders gut getestete Kosmetika sind. Die müssen einen hochgradigen des Zyklus durchlaufen, bis sie überhaupt in den Markt kommen dürfen.

ORF Vorarlberg: Wie oft sollte man sich neu eincremen, wenn man jetzt längere Zeit in der Sonne liegt?

Strohal: Auch wenn auf dem Produkt draufsteht, es ist wasserfest, sollte man sich jedes Mal, wenn man aus dem Wasser herauskommt, nachcremen. Und sonst im Schnitt alle zwei bis drei Stunden. Aber wichtig ist: Wenn die Zeit überschritten ist, die der Faktor mich schützt, kann ich cremen, wie ich will: Es wird mir nichts nützen, ich werde trotzdem ein Sonnenbrand kriegen. Dementsprechend sagen wir Sonnencreme sind zwar ein Schutz, der unbedingt nötig ist. Es ist aber oftmals auch nur eine Scheinsicherheit. Die richtige Sicherheit ist, die pralle Sonne auf jeden Fall zwischen 10.00 Uhr vormittags und 16.00 Uhr am Nachmittag zu meiden.

ORF Vorarlberg: Also wenn ich mit einem bestimmten Lichtschutzfaktor eincreme und die Zeit, die mich das schützt, abgelaufen ist, dann kann ich mich nicht nochmal neu eincremen, um die geschützte Zeit zu verlängern?

Strohal: Nein – weil das von vorne zählen nicht gilt und nicht geht! Bei einem 30er Faktor haben Sie nur 30 mal das Schutzangebot ihrer normalen Haut – und die Haut kann dann nicht mehr schützen, weil am Ende des Tages bestrahlen Sie nicht nur die Sonnencreme, sondern ja ihre Haut direkt. Das sehen wir auch bei Testungen im Labor.

ORF Vorarlberg: Sonnenlicht und die Produktion von Vitamin D hängen zusammen. Kommt Sonnencreme also der Vitamin-D-Produktion in die Quere?

Strohal: Ja, das tut sie. Aber: Wenn sie ohne Sonnenschutz, nur im T-Shirt – also Gesicht, Arme und Füße frei – für zehn Minuten in die Sonne gehen, bauen Sie genügend Vitamin D auf. Im Sommer sollte man an wirklich schönen Sonnentagen optimalerweise am Vormittag oder nach 16.00 Uhr ohne Sonnencremeschutz mit kurzer Hose, T-Shirt und dem Gesicht für zehn Minuten in die Sonne und das sollte passen.

Kind und Frau mit Sonnencreme
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Die Haut vergisst keinen einzigen Sonnenbrand – deshalb sollte man direkte Sonne zwischen 10.00 und 16.00 Uhr meiden und sich ausreichend schützen – besonders natürlich Kinder!

ORF Vorarlberg: Ist eigentlich bewiesen, dass Sonnenschein Krebs erzeugt?

Strohal: Ja! Der Beweis, dass Hautkrebserkrankungen abhängig sind von der Sonnenbestrahlung, liegt auch in der Statistik der Krebserkrankungen. Nordische helle Typen, die im Norden wohnen und im Sommer viel Sonne bekommen, vor allem in bergigen Regionen, haben höhere Krebsraten in diesen Ländern als südliche, dunklere Personen, die gelernt haben, über den Mittag eine Siesta zu halten und gar nicht hinauszugehen. Also wir haben ganz deutliche Beweise dafür, dass die Sonne Hautkrebs verursacht. Und da ist leider in der Bevölkerung trotz dauerndem Reden noch nicht so viel Aktivität da, dass sie sich wirklich schützen und schauen, die direkte Sonnenbestrahlung im Sommer über die Mittagszeit zu verhindern.

ORF Vorarlberg: Wie erfährt man, welches persönliche Risiko man hat?

Strohal: Eine Haut-Untersuchung einmal im Leben wird mir sagen: bin ich ein Hauttyp, der besonders gefährdet ist, was Hautkrebs anbelangt? Und wie habe ich mich mit der Sonne verhalten, seit ich geboren wurde? Weil die Haut vergisst nix! Jeden Sonnenbrand kann ich nach zehn Jahren noch sehen auf der Haut. Außerdem erfahre ich, wie sehen Gene aus und meine Muttermale – habe ich dadurch ein erhöhtes Risiko oder nicht? Und an diesen Faktoren, die man alle auf der Haut sieht, können Ärzte genau sagen, wie häufig jemand zur Kontrolle kommen soll. Und da liegt das Spektrum von halbjährlich bis gar nicht. Aber einmal im Leben sollte man das machen!

ORF Vorarlberg: Und dazu geht man zum Hautarzt?

Strohal: Wir haben im Medizinsystem ja eine Pyramiden-Stellung und man geht sehr gerne zur Vorsorgeuntersuchung zum praktischen Arzt. Und der sollte – und tut das auch – die Haut mit beurteilen und wenn er irgendwas Auffälliges sieht, dem Hautarzt zuweisen. Wenn nicht sofort den Spezialisten haben möchte und mir sozusagen die maximale Form der Begutachtung wünsche, dann natürlich gleich der Hautarzt. Aber da ist der Nachteil, dass das kostenpflichtig ist im Land Vorarlberg.