Federschachtel mit Stiften
Marina Lohrbach – stock.adobe.com
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Bildung

Schulen ohne Lehrpersonal und Direktoren

Den Vorarlberger Pflichtschulen könnte für den Herbst ein massiver Personalmangel bevorstehen. Die Situation sei „besorgniserregend“, so Personalvertreter Willi Witzemann. Derzeit sind für den Herbst 255 Stellen ausgeschrieben, nicht ganz die Hälfte davon Vollzeitstellen. Ein Problem ist aber auch die Besetzung der Direktorenposten.

In Vorarlberg waren für das kommende Schuljahr 22 Schulleitungsposten ausgeschrieben. Auf mehr als die Hälfte – auf 14 Stellen – gab es gar keine Bewerbungen. In den vergangenen Tagen konnten zwar einige Lücken geschlossen werden, doch noch immer sind fünf Leitungsstellen unbesetzt.

Zwangsbestellung rechtlich möglich

Dass sich an 14 Pflichtschulen niemand für die Leitungsstelle beworben hat, ist für Personalvertreter Willi Witzemann eine besorgniserregende Entwicklung. An den Schulen, die keine Leiterin oder keinen Leiter in Aussicht haben, gehe „bei den Kolleginnen und Kollegen die Angst herum“, so Witzemann. Denn laut Gesetz müsse die Bildungsdirektion jemanden bestimmen – „und das ist natürlich der absolute worst case“, so Witzemann.

Eine solche rechtlich mögliche Zwangsbestellung ist bei der Bildungsdirektion aber noch nicht angedacht. „Das ist nicht unsere Kultur“, so Evelyn Marte-Stefani von der Bildungsdirektion. „Es ist rechtlich so, dass der oder die Dienstälteste betraut werden könnte, wenn niemand gefunden wird“, erklärt Marte-Stefani. „Aber das erfolgt alles in Gesprächen und wir sind zuversichtlich, dass wir hier noch Lösungen finden.“ Gerade bei Kleinschulen gebe es schulartenübergreifende Modelle – so übernehme etwa eine Schuldirektorin zusätzlich eine Kleinschule.

VH-Interview mit Gewerkschafterin zu den Gründen

Gründe für das fehlende Interesse an den Direktorenposten seien vor allem die administrative Belastung und die Bezahlung, so die Gewerkschafterin Alexandra Loser im „Vorarlberg heute“- Interview. Teilweise verdiene ein Lehrer mit wenigen Überstunden mehr als ein Schulleiter, obwohl letzterer mehr Verantwortung trage, so Loser.

Gewerkschafterin zu Direktorenmangel

Alexandra Loser, Vorsitzende der Pflichtschul-Gewerkschaft, spricht unter anderem über die Hauptgründe des Direktorenmangels an Pflichtschulen sowie über mögliche Maßnahmen, um dem Mangel entgegen zu wirken.

Marte-Stefani: Keine Schließungen wegen Lehrermangel

Einige Kleinschulen stehen aber derzeit nicht nur ohne Leitung da, sondern ganz ohne Lehrpersonal. Personalvertreter Witzemann fürchtet, dass die Schulen, die für den Herbst noch „lehrerlos“ sind, geschlossen werden.

Das verneint die Bildungsdirektion aber. „Was wir sicher nicht machen, ist, dass wir Schulen aufgrund von Lehrermangel schließen“, so Marte-Stefani. Das sei nur ein Thema, wenn die Zahl der Schülerinnen und Schüler zurückgehe. „Ansonsten versuchen wir hier, Lösungen zu finden.“ Es sei ja auch der klare politisch Wunsch, dass solche kleinen Standorte erhalten bleiben.

„Wirklich große Bedenken“

Ob alle 255 ausgeschriebenen Lehrer-Stellen – davon nicht ganz die Hälfte Vollzeit – besetzt werden können, bleibt abzuwarten. „Ich habe schon große Befürchtungen, dass es hier zu einem heißen Herbst kommen wird. Zu wenig Lehrpersonal, große Klassen, Unmut der Eltern, ich habe hier wirklich große Bedenken“, so Personalvertreter Witzemann.

„Bereits seit Jahren darauf hingewiesen“

Die Vorarlberger Pflichtschul-Personalvertretung und die Lehrer*innengewerkschaft hätten bereits seit Jahren auf die eklatante Fehlentwicklung hingewiesen, betont Witzemann. Bereits vor einem Jahr hätten über 2.000 Pädagogen und Pädagoginnen in einer Resolution an die Landesregierung eine rasche Einsetzung einer Arbeitsgruppe gefordert. Der Gesetzgeber sei aber untätig geblieben. So sei es nicht verwunderlich, dass sich die Situation enorm verschlechtert habe.

„Jahrelang wurde der nahende Notstand verdrängt“, kritisiert Witzemann. Er fordert Landeshauptmann Markus Wallner (ÖVP) auf, sich für die Belange der Pflichtschulen bei seinem Parteikollegen im Bildungsministerium einzusetzen und entsprechende Adaptierungen der Gesetzeslage einzufordern.

Direktorenmangel an Pflichtschulen

Im Herbst droht laut LehrerInnen-Vertreter ein akuter Personalmangel, auch die Suche nach Direktoren wird immer schwieriger. Noch immer sind fünf Leitungsstellen im Land nicht besetzt.