Albert Feldkircher
Harald Pichler
Harald Pichler
Gesellschaft

Die Rolle des Mannes hat sich verändert

Vor knapp 70 Jahren hat man ihn in Österreich den Vatertag zum ersten Mal gefeiert. Seit damals hat sich die Rolle des Mannes in der Gesellschaft verändert. Teilweise existiere aber noch immer ein überholtes Bild vom Mann, sagt Albert Feldkircher. Er ist seit 20 Jahren bei der Männerberatung des Ehe- und Familienzentrums tätig.

ORF Vorarlberg: Wie schaut das alte Rollenbild aus?

Feldkircher: Das überholte Rollenbild ist dieses Bild vom Familienoberhaupt, vom Patriarchen, vom Mann, der die Entscheidungen trifft und Dinge wie Kindererziehung oder Haushalt an die Frau delegieren.

ORF Vorarlberg: Spüren Sie dieses überholte Männerbild auch in der Männerberatung?

Feldkircher: Das ist spürbar und ich glaube, manche Männer halten daran fest, weil es dem Mann früher doch eine gewisse Machtposition verliehen hat.

ORF Vorarlberg: Wie würde aus Ihrer Sicht ein modernes Bild des Mannes bzw. des Vaters aussehen?

Feldkircher: Für mich schaut das moderne Bild eines Mannes und Vaters so aus, dass er ein fürsorglicher Mann, ein fürsorglicher Vater ist, der innige Beziehungen zu seinen Lieben hat, also zu seiner Frau, zu den Kindern, zu seinen Eltern, Geschwistern, Freunden. Also eigentlich ein breites Beziehungsnetz pflegt.

ORF Vorarlberg: Dieses Bild, das sie zeichnen, eines modernen, fürsorglichen Mannes könnte sich ja auch auf beruflicher Ebene widerspiegeln?

Feldkircher: Ich sehe das als Persönlichkeitsentwicklung, die sich auch im beruflichen Kontext widerspiegeln sollte. Ich würde mir wünschen, dass noch mehr Männer in die Pflegeberufe, in Schulen oder Kindergärten arbeiten würden. Ich glaube, dass dort da Männliche wichtig wäre – für die Männer selbst und für die Gesellschaft.

ORF Vorarlberg: Und wie kommen wir dahin? Wie ändern wir das Bild des Mannes?

Feldkircher: Es ist glaube ich wichtig, sich mit sich selbst zu beschäftigen und sich weiterzuentwickeln – das hat eine Wirkung auf mich selbst und auf mein Umfeld.

ORF Vorarlberg: Sie sind seit zwei Jahrzehnten in der Männer Beratung tätig. Mit welchen Anliegen kommen Männer zu ihnen und wie hat sich das im Laufe der Zeit verändert?

Feldkircher: Die Themen sind gleichgeblieben, Probleme in Partnerschaft oder Probleme auch am Arbeitsplatz. Manchmal geht es um Überforderung, manchmal geht es um sexuelle Störungen. Aber was mich freut und was mir Zuversicht gibt, ist, dass sich die Beratungen in dieser Zeit etwa verzehnfacht haben. Und damit sehe ich, dass immer mehr Männer einen Sprung über ihren Schatten machen.