Mitarbeiter einer Tichlerei beim Arbeiten
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Wirtschaft

Vier-Tage-Woche für AMS positiv

Viele Unternehmen im Land suchen nach Mitarbeitern. Das gilt für Gastronomie und Hotellerie, aber auch für das Handwerk und den Bau. Der Großteil der Initiativen, neue Mitarbeiter zu bekommen, hat bisher wenig Erfolg gebracht. Eine Lösung könnte jetzt die Vier-Tage-Woche sein, das AMS steht dem Arbeitszeitmodell positiv gegenüber.

Vier-Tage-Woche heißt zum Beispiel: Nur noch 32 Stunden arbeiten bei gleicher Bezahlung. Ein Modell, das für Unternehmen und den Arbeitsmarkt interessant ist, sagt AMS-Landesgeschäftsführer Bernhard Bereuter: „Auf der einen Seite kann es sein, dass dadurch neue Tätigkeiten entstehen, neue Arbeitsplätze entstehen und damit wieder neue Chancen für Jobsuchende. Gleichzeitig bieten natürlich unterschiedliche Arbeitszeitmodelle eine höhere Attraktivität bei den Unternehmen.“

„Die Koje“ als Vorzeigemodell

Bei der Firma „Die Koje“ in Bludenz arbeiten bereits seit fast zwei Jahren alle 25 Mitarbeiter der Firma 37 Stunden in einer Vier-Tage-Woche. Das hat mehrere Gründe, wie das Thema CO2 und Nachhaltigkeit, da am Freitag die Produktion nicht mehr beheizt wird. Zudem könne man so deutlich mehr Arbeitnehmer vom eigenen Unternehmen überzeugen. Noch ein Vorteil laut dem Geschäftsführer sind weniger Krankenstände und mehr Ausgeglichenheit.

Auch die Firma „Haberkorn“ in Wolfurt setzt nach einem Pilotversuch seit eineinhalb Jahren in der Logistik freiwillig auf die Vier-Tage-Woche. Hier bleiben 38 Stunden pro Woche erhalten und werden auf vier Tage aufgeteilt – der freie Tag wechselt pro Woche. Eine Win-Win-Situation für beide Seiten, heißt es von der Firma, da so auch die Betriebszeiten ausgeweitet werden können.

IV: Modell nicht in allen Branchen umsetzbar

Doch so gut das Modell in manchen Betrieben funktioniert – es ist laut Industriellenvereinigung nicht immer umsetzbar. Die Freiwilligkeit bei der Vier-Tage-Woche sei wie bei jedem anderen Arbeitszeitmodell aber sehr gut, weil es den Wettbewerb anrege.

Auch die Vorarlberger Wirtschaftskammer ist bezüglich der Vier-Tage-Woche vorsichtig. Das müsse jedes einzelne Unternehmen für sich prüfen und entscheiden, sagt Kammerdirektor Christoph Jenny. Er sieht dieses Modell hauptsächlich unter dem Aspekt der Arbeitszeitverkürzung. Diese führe „natürlich immer dazu, dass dann diese Arbeit auf weniger Schultern aufgeteilt wird. Deshalb sehe ich aus heutiger Sicht vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels diesen Ansatz nicht als breites Modell“, so Jenny. In einzelnen Fällen könne es aber funktionieren, wenn sich zum Beispiel ein Unternehmen als attraktiver Arbeitgeber präsentieren wolle.

Gewerkschaft: Modell für die Zukunft

Für die Gewerkschaft dagegen ist die Vier-Tage-Woche – bei gleicher Bezahlung – ein Modell für die Zukunft. Der große Vorteil sei dabei die längere Ruhe- und Regenerationsphase für die Beschäftigten, sagt Gewerkschafter Reinhard Stemmer. Das Personal könne sich besser erholen, gehe am Montag frisch zur Arbeit und sei damit auch im Betrieb leistungsfähiger.

Dass die Mitarbeitenden bei diesem Modell die Arbeit von fünf Tagen in vier Tagen erledigen, das gehe natürlich nicht in allen Berufen und Branchen, sagt Stemmer. Dort, wo die Belastung derzeit schon groß sei, zum Beispiel am Bau oder in der Pflege, könne man den Takt nicht noch weiter beschleunigen.

Betreibe können Gewinn teilweise steigern

Vier-Tage-Woche heiße nicht, dass in Summe weniger geleistet oder produziert werde. Es gebe Beispiele im In- und Ausland, dass die Betriebe die Gewinne sogar steigern konnten, sagt Stemmer.

Er verweist auf einen großflächigen Versuch, der in Island über mehrere Jahre gemacht wurde: Vier-Tage-Woche mit 32 Stunden und vollem Lohn. „Da hat man Arbeitszeit reduziert – aber auch da kam es zu keinerlei Einschränkungen der Produktivität.“ 85 Prozent der beteiligten Unternehmen hätten danach die „Vier-Tage-Woche“ beibehalten.