Salatpflanzen im Frühbeet
ORF/Gabriela Schnitzer
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Wirtschaft

Heron investiert in Salatanbau im Container

Die Zukunfts-Technologie für den vertikalen Anbau von Nutzpflanzen in Innenräumen – das „Vertical Farming“ – wird seit fünf Jahren in Dornbirn erforscht und entwickelt. Ende 2023 soll eine funktionsfähige Produktionseinheit in Betrieb gehen. Die Heron Firmengruppe investiert darin zehn Millionen Euro und will womöglich selbst Pflanzen anbauen.

Ein Vorarlberger Unternehmen wird möglicherweise bei der international in Erprobung befindlichen Zukunftstechnologie „Vertical Farming“ ein gewichtiges Wörtchen mitreden, teilt die Wirtschaftspresseagentur mit. Dabei geht es um die Nahrungsmittelproduktion durch Nutzpflanzen, die in übereinander gestapelten Innenräumen angepflanzt und vorwiegend technologisch versorgt werden.

Die Firmengruppe Heron stößt mit ihrer neuen Tochterfirma Vertic Greens GmbH in genau dieses weltweit beachtete Fachgebiet vor. Als Minderheitsgesellschafter mit an Bord sind mittlerweile der Software-Entwickler BoehlerBrothers sowie das Klimatechnik-Unternehmen Hörburger.

Salat wächst im Container

Bei Heron findet die Entwicklung und Erprobung dieser Technologie bislang in einem unscheinbaren Schiffscontainer zwischen diversen Metallgestellen in der hintersten Ecke des Neubaus in Dornbirn statt. Seit fünf Jahren werde bei Heron zu Vertical Farming geforscht und experimentiert, erklärten Firmengründer Christian Beer, Marketingleiter Reinhard Kogler und Projektleiter Maximilian Eiswirth im wpa-Gespräch.

(v.l.) Geschäftsführer Christian Beer, Projektmitarbeiter Jan Schulz (mit Salat) und Projektleiter Maximilian Eiswirth vor dem Vertical Farming-Schiffscontainer in Dornbirn.
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Im Bild (v.l.) Geschäftsführer Christian Beer, Projektmitarbeiter Jan Schulz (mit Salat) und Projektleiter Maximilian Eiswirth vor dem Vertical Farming-Schiffscontainer in Dornbirn.

Projekt bislang geheim gehalten

Seit einiger Zeit laufe der Forschungs- und Probebetrieb im kleinen Maßstab vor allem mit Salatpflanzen. Dass das Projekt bislang soweit wie möglich geheim gehalten wurde, hänge mit der großen Bedeutung dieser Technologie für die Sicherstellung einer weltweit umwelt- und ressourcenschonenden Produktion von Nutzpflanzen in der Zukunft zusammen, so Beer. Nutzpflanzen kommen nicht nur als Nahrungsmittel, sondern auch als Heilmittel sowie zur Produktion von Kosmetika weltweit zum Einsatz.

Technologiebasierter Indoor-Anbau von Nutzpflanzen

Für Vertical Farming benötigt wird ein Gebäude sowie Energie für durch LEDs simuliertes Sonnenlicht samt Saatgut und einer Nährstofflösung. Das in sich geschlossene System wird durch modernste Technik und künstliche Intelligenz (KI) energie- und ressourceneffizient gesteuert und kommt dadurch mit einem Bruchteil der in der Landwirtschaft benötigten Flächen und Energie aus. Es kann unabhängig von Wetter und Klima und ohne Pestizide das ganze Jahr über an beliebigen Standorten produzieren. Der Wasserverbrauch wird dabei um 95 Prozent reduziert.

Mitten in Ballungszentren möglich

Beer verdeutlicht es mit einem Zahlenvergleich anhand eines Fußballfeldes: „Wir produzieren auf der Fläche des mit dem Netz umzäunten Tor-Bereiches die gleiche Menge wie die Landwirtschaft auf dem ganzen Fußballfeld. Die Effizienz liegt bei 1 zu 400.“ Dazu komme, dass auch die Emissionen bei der Produktion um mehr als 90 Prozent reduziert werden. Denn Vertical Farming könne mitten in Ballungszentren betrieben werden, was die Versorgungswege zum Verbraucher massiv verkürze.

Eigenes Know-how zu Prozessabläufen

Heron profitiere bei dieser Entwicklungsarbeit von den Kenntnissen der Prozessabläufe und der Betrachtung der gesamten Wertschöpfungskette in unterschiedlichsten Branchen unter dem Einsatz von Automatisierungstechnologie. „Das ist unsere jahrelang aufgebaute Wissensbasis, die jetzt auf Vertical Farming adaptiert wird. Denn das muss auch im großen Stil wirtschaftlich zu betreiben sein.“ Bis zu 15 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter seien in das Projekt eingebunden. BoehlerBrothers steuere jetzt das IT- und Software-Know-how bei, während sich Hörburger vor allem auf die technischen Themen (Installationen etc.) konzentriere.

Zehn Millionen Euro werden investiert

Bis Ende 2023 will Vertic Greens im Heron-Neubau in Dornbirn eine große, voll einsatzfähige und wirtschaftlich zu betreibende Vertical-Farming-Produktionszelle in Betrieb nehmen. Bis dahin vergrößere man schrittweise den Probebetrieb und lege Vergleichsstudien an. „Die Blaupause dieser KI-Zelle kann dann weltweit als Vorlage für beliebig skalierbare weitere Produktionszellen herangezogen werden.“ Beer beziffert die bis dahin aufgelaufenen Investitionen auf rund zehn Millionen Euro.

Vertic Greens möchte selbst produzieren

Die so entwickelte Vertical-Farming-Technologie werde Heron beziehungsweise Vertic Greens jedoch nicht aus der Hand geben, betont Beer. „Das bleibt bei uns. Es ist das Ziel, die Produktion wo auch immer selbst oder etwa im Rahmen eines Franchise-Modells zu betreiben.“ Auch die Hereinnahme von Investoren sei eine Möglichkeit, um eine internationale Wachstumsstrategie zu ermöglichen. Die Entscheidungen dazu sollen in den kommenden Monaten fallen.