Ghays Kolaghasy beim Unterricht
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Bildung

Syrer gibt Ukrainerinnen Deutschunterricht

In Röthis gibt ein Syrer, der vor einem Jahr selbst als Geflüchteter nach Vorarlberg gekommen ist, nun geflüchteten Ukrainerinnen Deutschunterricht – obwohl er bei seiner Ankunft noch kein Deutsch konnte. In der Vorderland-Region wurde der Kurs mit ihm organisiert, weil es noch zu wenige geeignete Deutsch-Kurse für Ukraine-Geflüchtete gibt.

Vom Flüchtling zum Deutschlehrer: Vor einem Jahr kam der Syrer Ghays Kolaghasy in Vorarlberg an und konnte damals selbst noch kein Wort Deutsch. Inzwischen unterrichtet er im Vereinshaus Röthis Ukrainerinnen in Deutsch. Für ihn selbst hatte der Spracherwerb vor einem Jahr oberste Priorität: „Man muss alle Dokumente, Papiere organisieren und Termine ausmachen. Dafür braucht man die Sprache natürlich. Man muss sehr schnell lernen.“

Der 27-Jährige war in Syrien Englischlehrer. Das hat ihm das Erlernen der neuen Sprache etwas erleichtert. Die Ukrainerinnen sind jedenfalls mit ihrem Deutschlehrer sehr zufrieden. Mit ihren gerade erworbenen Deutschkenntnissen loben sie den Unterricht, ihr Lehrer erkläre alles sehr schön und das Lernen sei sehr interessant.

Syrer bringt Ukrainerinnen Deutsch bei

Mehr als 1.600 Kriegs-Vertriebene aus der Ukraine sind derzeit in Vorarlberg registriert. Mehr als die Hälfte von ihnen wartet immer noch auf einen Deutschkurs. In Röthis haben die Verantwortlichen das Heft selbst in die Hand genommen und einen Syrer als Deutschlehrer engagiert.

Kurse oft nicht an Betreuungszeiten angepasst

Organisiert wurde der zertifizierte Deutschkurs von Margot Pires, der Integrationsverantwortlichen des Vorderlandes. Nur durch private Sponsoren war das möglich. Pires hat den Kurs genau an die zeitlichen Möglichkeiten der Frauen angepasst. Und genau hier hakt es oft: Denn Deutschkurse, die im WiFi oder an der Volkshochschule angeboten werden, finden manchmal zu Zeiten statt, in denen die Teilnehmerinnen keine Kinderbetreuungsplätze nutzen können. Somit ist es für die Frauen nicht möglich, sich anzumelden.

Kinder benötigen ihre Mütter jetzt besonders

Und noch etwas merkt Frau Perez in ihren Beratungsgesprächen. Die Frauen wollen zwar Deutsch lernen, um schnell ins Arbeitsleben einsteigen zu können, aber man dürfe nicht vergessen, dass die Frauen aus einem Kriegsgebiet kommen: „Sie sind geflüchtet, das muss verarbeitet werden. Aber die Kinder sind auch da und auch sie haben den Krieg erlebt. Und sie benötigen jetzt doppelt so viel Unterstützung von ihrer Mama, weil der Papa nicht da ist. Insofern sind die Frauen sehr, sehr belastet. Und ich erlebe es nicht so, dass die Frauen jetzt noch Energie hätten, um einen neuen Arbeitsplatz zu suchen und dann dort mit der Arbeit beginnen zu können.“

Integrationsfonds sucht nach Lösung

Die entscheidende Frage ist also: Wie schnell können Deutschkurse für die Frauen zu für sie passenden Zeiten organisiert werden? Zuständig ist der Österreichische Integrationsfonds in Wien. Von dort heißt es, an einer Lösung werde gearbeitet. Inzwischen wird eine Neuauflage des Deutschkurses mit dem Syrer Ghays Kolaghasy organisiert.