Vier Männer und eine Frau sitzen und stehen um einen Müllcontainer
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Soziales

Armutskonferenz warnt vor Ausgrenzung

In Vorarlberg sind 24 Prozent der Bevölkerung armuts- oder ausgrenzungsgefährdet. Das bedeutet, sie können Ausgaben für wesentliche Güter nicht bezahlen. Zu diesem Ergebnis ist die Vorarlberger Armutskonferenz aufgrund von Daten der Statistik Austria für das Jahr 2020 gekommen.

Seit 2012 steigt die Armuts- und Ausgrenzungsgefährdung kontinuierlich an, interpretiert Michael Diettrich, der Sprecher der Armutskonferenz, die Daten. Lediglich in den Jahren der wirtschaftlichen Erholung 2017 und 2018 habe es leichte Rückgänge gegeben. In den restlichen Jahren sei der Trend aber klar.

Fast jeder Vierte Vorarlberger betroffen

2012 waren 70.000 Menschen betroffen, jetzt seien es bereits 95.000. Das sei die Entwicklung vor der jüngsten Teuerungswelle, die dafür sorge, dass noch mehr Haushalte in eine prekäre Situation geraten, betont Diettrich.

Anhebung des Mindestlohns gefordert

Gegengesteuert werden könnte laut Armutskonferenz durch mehr Wohnbeihilfe und eine Anhebung der Sozialhilfe. Entscheidend sei auch eine Anhebung des Mindestlohns auf 1.700 Euro netto.

Teuerung trifft Arme dreifach

Haushalte mit geringen Einkommen und fehlenden Ersparnissen sind von den aktuell stark steigenden Preisen gleich dreifach negativ betroffen. Ärmere Haushalte mussten schon bisher ihr gesamtes Einkommen ausgeben, um die Lebenshaltungskosten zu decken. Preissteigerungen führen für sie deshalb unmittelbar zu Konsumeinschränkungen, höherer Verschuldung und dem Wechsel zu billigeren, aber weniger hochwertigen Produkten, schreibt das WIFO in seinem aktuellen „Research Brief“.

WIFO-Vorschlag auch für künftige Krisen

In der aktuellen Situation brauchten armutsgefährdete Haushalte kurzfristige Unterstützungen, so das WIFO. Das sei zwar beim Teuerungsausgleich von 150 Euro der Fall, der Energiekostenausgleich werde jedoch erst gegen Jahresende wirksam. Einmalzahlungen würden bei steigenden Preisen außerdem rasch an Kaufkraft verlieren. Kurzfristig brauche es deshalb zum Beispiel eine temporäre Erhöhung der Wohnbeihilfe, um die Teuerung abzufedern.

Das WIFO schlägt eine Transferleistung an alle Haushalte vor, die die inflationsbedingten Zusatzkosten des Warenkorbs eines repräsentativen Haushalts im Jahr 2022 annähernd abdeckt. Ab einer bestimmten Höhe des Haushaltseinkommens soll dieser Transfer als Abgabe zurückgezahlt werden. Die dafür notwendige administrative Infrastruktur könne auch zukünftig genutzt werden, um einkommensarme Haushalte und Haushalte, die besonders von Krisen betroffen sind, rasch zu entlasten, so das WIFO – mehr dazu in ORF.at.