Bekannt wurden die Überlegungen durch eine Landtagsanfrage der Vorarlberger SPÖ. Bildungssprecherin Manuela Auer will in der Anfrage von Bildungslandesrätin Barbara Schöbi-Fink (ÖVP) wissen, ob es in der Bildungsdirektion Pläne gibt, eine Aufnahmeprüfung für das Gymnasium einzuführen.
Auer zufolge gebe es bereits konkrete Pläne. Ihren Informationen nach sollen alle vierten Volksschulklassen die gleiche Mathe- und Deutschschularbeit bekommen, deren Bewertung als Aufnahmekriterium herangezogen werden. Auer bezeichnet das als „Aufnahmeprüfung durch die Hintertür“.
Arbeitsgruppe zur Schnittstelle Volksschule-Gymnasium
Andreas Kappaurer hält die Spekulationen über eine mögliche Aufnahmeprüfung für Gymnasien für „überbewertet“. Er bestätigt, dass es eine Arbeitsgruppe gegeben habe, die sich mit der Schnittstelle zwischen Volksschule und der Unterstufe des Gymnasiums auseinandergesetzt hat. Dort sei allerdings nie die Rede von einer Aufnahmeprüfung gewesen, denn das sei gesetzlich gar nicht möglich.
Gemeinsam mit Gymnasial- und Volksschuldirektoren sowie Schulqualitätsmanagern und einer Juristin der Bildungsdirektion habe man sich über das Problem ausgetauscht, dass es immer mehr sehr gute und ausgezeichnete Volksschulzeugnisse gäbe. Dadurch steige der Druck auf Gymnasien an einem oder mehreren Standorten, dass nur mehr jene Schülerinnen und Schüler aufgenommen werden können, die nur Einsen im Zeugnis haben. Das sei nicht im Sinne des Erfinders, führt Kappaurer aus.
Bereits im Februar sei man an manchen Schulstandorten mit dieser Situation konfrontiert gewesen. Man habe die Schülerinnen und Schüler zwar in den jeweiligen Regionen unterbringen können, doch man müsse weiterdenken, weshalb man diese Besprechung veranlasst habe, erklärt Kappaurer. Schöbi-Fink sei weder dabei gewesen, noch habe sie Bescheid gewusst.
Entlastung der Lehrpersonen im Vordergrund
Die Idee, jeweils eine einheitliche Mathe- und Deutschschularbeit in den vierten Klassen der Volksschulen einzuführen, wäre eine Möglichkeit, die Lehrpersonen zu entlasten, beschreibt Kappaurer. Zu diesem Ergebnis sei man in der Besprechung gekommen.
Denn parallel mit dem Druck auf die Gymnasien würden auch die Erwartungen auf Volksschullehrpersonen steigen. Die Schularbeiten, die in die Leistungsbeurteilung einfließen würden, seien nicht als Aufnahmekriterium zu verstehen, sondern als Argumentationshilfe für Lehrpersonen, die sich oftmals aufgrund der Leistungsbeurteilung vor Eltern rechtfertigen müssten, erläutert Kappaurer.
Direktoren gegen gemeinsame Schularbeiten
Im Anschluss an die gemeinsame Besprechung habe man Einzelgespräche mit Direktoren von drei Gymnasien geführt, um die Idee zu diskutieren. „In allen drei Besprechungen ist es zu einem identischen Ergebnis gekommen, dass die Schulleitungen gemeint haben, nein, die Nachteile einer derartigen gemeinsamen Schularbeit würden überwiegen“, berichtet Kappaurer.
Nachteile wären unter anderem, dass diese Schularbeiten einerseits aus Sicht der Eltern automatisch eine höhere Gewichtung bekommen würden und andererseits nur eine Momentaufnahme seien. Dementsprechend denke niemand mehr daran, die Idee weiterzuverfolgen.