Der Bauernhof von oben
ORF
ORF
Landwirtschaft

„Umweg“ für ein neues Stallgebäude

In Lustenau könnte eine Gemeindestraße künftig durch vier rechtwinklig abbiegende Kurven führen. Nötig wird der „Umweg“, damit ein landwirtschaftlicher Traditionsbetrieb ein Stallgebäude errichten kann, das den aktuellen Anforderungen an das Tierwohl genügen wird. Am Donnerstag stimmt die Gemeindevertretung darüber ab.

Die Landwirtschaft hat seit Jahren mit dem Problem zu kämpfen, dass immer mehr Betriebe zusperren. Umso erfreulicher ist es dann, wenn junge Menschen sich dazu entschließen, den elterlichen Hof zu übernehmen. So wie Johannes Hofer in Lustenau. Aber ganz so einfach ist das nicht: er muss ein neues Gebäude errichten und eine Gemeinde-Straße muss verlegt werden. Kein einfaches Unterfangen – und nur möglich, wenn die Gemeinde mitspielt.

Größere Flächen für die Kühe

Der Bauernhof der Familie Hofer in Lustenau liegt in der Nähe der Schnellstraße nach Dornbirn. Der auf Milchwirtschaft spezialisierte Betrieb soll von der nächsten Generation übernommen werden. Damit die Ställe der 75 Milchkühe die neuen Anforderungen an Tierwohl und Tierschutz erfüllen, soll ein neues Gebäude errichtet werden, erklärt der Junglandwirt: „Weil jede der Kühe ihren eigenen Liegeplatz hat und der muss nach den heutigen Standards um ein Drittel größer sein, als bisher. In dem Stall gibt es nachher noch zwei Spezialbereiche, damit die Kühe in Ruhe abkalben können.“

Erweiterung Bauernhof – Straße wird verlegt

Der Lustenauer Landwirt Johannes Hofer will den Bauernhof seiner Eltern übernehmen. Dafür muss er aber ein neues Gebäude bauen, wofür eine Gemeindestraße verlegt werden muss.

„Umweg“ nötig für das neue Gebäude

Der neue Stall ist auf der anderen Seite der Gemeindestraße geplant. Dann würde die bestehende Gemeindestraße aber zwischen den Gebäuden liegen. Damit die Straße quasi in einem „U“ um den neuen Stall verlegt werden darf, muss die Gemeinde der Verlegung zustimmen, sagt der Lustenauer Bürgermeister Kurt Fischer: „In diesem Fall muss man jetzt im wahrsten Sinne einen kleinen Umweg machen für die Landwirtschaft, um eine zukünftige Erweiterung zu ermöglichen hier am Standort. Das kennen wir – im wirtschaftlichen Bereich ist das unser tägliches Brot.“

Abwägung zwischen Raumplanung und Landwirtschaft

Der Planungsausschuss der Gemeinde hat die Verlegung lange kritisch gesehen, da unter anderem mehr Boden für die Straße verbraucht wird. Nach allen Abwägungen wird die Verlegung nun aber empfohlen, sagt Fischer: „Das ist eine Interessensabwägung zwischen raumplanerischen Betrachtungen – da ist sicherlich diese Straße nicht die Ideallösung, das ist allen bewusst – und der Frage, ob man diesem traditionsreichen Betrieb eine Zukunft eröffnen kann hier an diesem Standort.“

Bodenverbrauch durch Umfahrung geringer

Dass mehr Boden verbraucht werde, verneint der junge Landwirt: „Denn wenn wir da ganze Gebäude über die Straße siedeln würden, wäre es zwei Drittel größer als die Fläche, die wir jetzt verbauen würden – weil wir die halbe Infrastruktur im alten Gebäude nutzen könnten und nur die halbe Infrastruktur ein Zubau wäre.“

Gemeindevertretung entscheidet am Donnerstag

Bei der Gemeindevertretungssitzung am Donnerstag wird über die Verlegung und die Umwidmung des Grundstückes abgestimmt. Danach ist das Land mit einer Stellungnahme an der Reihe, bevor dann die Gemeinde einen Bescheid ausstellen kann. Dieser dürfte wohl im Sinne des jungen Landwirts ausfallen.