Paar in den Bergen am Wandern, Brunnen
Alpenregion Bludenz Tourismus/Kaiser
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Wetter

2022: Die Eisheiligen bringen den Sommer

Die meisten kennen sie, Landwirte und Gärtner fürchten sie: die Eisheiligen. Pankraz, Servaz, Bonifaz und die „Nasse Sophie“, die Anfang Mai im Kalender stehen, können der Bauernregel zufolge für den letzten Frost des Jahres verantwortlich sein. Heuer bringen sie jedoch das Gegenteil – den Sommer.

Die Eisheiligen stehen immer zur selben Zeit im Kalender: vom 12. bis 15. Mai. Zumindest in Österreich, denn nimmt man – wie in Deutschland üblich – den Heiligen Mamertus hinzu, so fällt der Beginn bereits auf den 11. Mai.

Das war allerdings nicht immer so, denn mit der Kalenderreform im Jahre 1582 wurden die Eisheiligen gewissermaßen nach vorne verlegt. Die Bauernregeln beziehen sich auf den heutigen Gregorianischen Kalender und nicht auf den Julianischen Kalender, der die Eisheiligen um den 20. Mai herum verortete. Der Kalender verschob sich also, während die Namenstage an ihrem Platz blieben.

Bauernregel mit „höchster Trefferquote“

„Bei den Eisheiligen handelt es sich um eine meteorologische Singularität – ein Regelfall also, der immer wieder eintritt“, erklärt Thomas Rinderer, Meteorologe und Moderator von „Vorarlberg Wetter“. Dabei handelt es sich – neben der Schafskälte und dem Weihnachtstauwetter – um eine der Bauernregeln mit der „höchsten Trefferquote“.

Ausnahmefall 2022

Das Jahr 2022 stellt jedoch eine Ausnahme dar: „Die Eisheiligen fallen heuer komplett aus“, erklärt Rinderer. Statt der Kälte und dem letzten Frost ziehe der Sommer – mit Temperaturen über 25 Grad Celsius – in Vorarlberg ein.

Das sei allerdings nicht ungewöhnlich, im Gegenteil: Das Wetter halte sich damit an den klimatologischen Fahrplan. Die Entwicklungen der letzten Jahre hätten gezeigt, dass der „erste 25er“, also Temperaturen über 25 Grad Celsius, im ersten Viertel des Mais fallen würden.

Typisch mitteleuropäisches Phänomen

Auch wenn die Eisheiligen auf anderen Kontinenten bekannt seien, handle es sich dennoch um ein „typisch mitteleuropäisches Phänomen“, erläutert Rinderer. Dies liege daran, dass zu Beginn des Monats Mai in den subtropischen Regionen bereits Sommerwetter sei – im Norden hingegen weiterhin die kalte Winterluft vorherrsche.

Ausschlaggebend sei dann der Wind: Je nach Windrichtung würde kalte oder warme Luft nach Mitteleuropa gelangen. Doch nur, weil die Eisheiligen in diesem Jahr Hochsommerwetter bringen würden, könne man nicht ausschließen, dass es in der kommenden Woche in höheren Lagen schneit, stellt Rinderer fest – denn die Windrichtung wechsle schnell. Und die eigentliche Zeit der Eisheiligen ist schließlich erst rund zehn Tage später.