Das Eingangsschild der Wirtschaftskammer Vorarlberg
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Wirtschaft erteilt Lohnforderungen Abfuhr

Wohnen, essen, heizen – alles wird derzeit teurer bei sieben Prozent Inflation. Das Arbeitnehmerparlament hat daher diese Woche einstimmig einen gesetzlichen Mindestlohn von 1.700 Euro gefordert. Der Direktor der Wirtschaftskammer Vorarlberg, Christoph Jenny, hält diese Forderung für völlig überzogen.

Alles andere als ein Mindestlohn von 1.700 Euro netto ist für AK-Präsident „ein blanker Hohn“ angesichts einer Inflation von sieben Prozent. Bei den derzeitigen Lohnverhandlungen wollen die Arbeitnehmervertreter retten, was zu retten ist.

In der Wirtschaftskammer hält man die Forderung nach einem Mindestlohn von 1.700 Euro netto für völlig unvorstellbar, so WKV-Direktor Christoph Jenny: „Das würde ja in Österreich einen Brutto-Mindestlohn von mehr als 2.300 Euro bedeuten. Damit würden wir uns europaweit mit einem Schlag an die Spitze katapultieren – und das bei der aktuellen Situation, wo wir in Österreich bei den Arbeitskosten EU-weit
im vorderen Drittel liegen.“

Wirtschaft zu Lohnforderungen

Wohnen, essen, heizen, alles wird derzeit teurer. Das Arbeitnehmerparlament hat daher diese Woche deshalb einstimmig einen gesetzlichen Mindestlohn von 1700 Euro gefordert. Lohnverhandlungen gestalten sich derzeit jedenfalls wegen der Teuerung sehr schwierig.

Elektro-Abschluss deutlich unter Inflation

In der Elektroindustrie ist das Problem gerade akut. Es waren schwierige Lohnverhandlungen: Sechs Prozent forderten die Arbeitnehmer und blieben damit sogar unter der aktuellen Inflationsrate von sieben Prozent. Geworden sind es dann am Freitagabend noch 4,8 Prozent. Für die Arbeitgeber ist dieser Abschluss „gerade noch vertretbar“.

Industrie hat auch höhere Produktionskosten

Der Prokurist von Bachmann electronic in Feldkirch sagt, in ihm „schlagen zwei Herzen“. Zum einen muss man auf die derzeit extrem teuren Produktionskosten achten: „Durch die massiven Preissteigerungen bei den Rohmaterialien, speziell im Halbleiter-Bereich, bei den Energiekosten und auch bei der Logistik sind wir im internationalen Markt sehr stark unter Druck. Wenn nun eine massive Steigerung auch bei den Löhnen kommt, dann ist es natürlich für ein Unternehmen eine zusätzliche Belastung.“

Ein Beispiel zur Kostenproblematik: Es gibt im Chip-Bereich Teile, die Bachmann bislang um rund fünf Euro das Stück eingekauft hat – jetzt kosten die Teile am Markt rund 200 Euro – und benötigt werden zig-tausende davon.

Gutes Personal kostet eben Geld

Andererseits muss man den Mitarbeitenden etwas bieten um überhaupt noch genug Gute zu bekommen, sagt Schwanzer: „Wir sind durchaus darauf angewiesen, dass wir neue Mitarbeiter ins Land ziehen. Und hier muss natürlich dann auch die Lebensqualität entsprechend passen und damit entsprechend auch die Löhne. Wir sehen ja die Steigerungen beim Wohnen, beim Leben insgesamt und das müssen wir halt entsprechend auch honorieren.“

Bei Bachmann beklagt man auch, dass eine individuelle und flexible Gestaltung der Gehälter verloren gehen könnte.

WK befürchtet Lohn-Preis-Spirale

In der Wirtschaftskammer sieht man noch etwas ganz anders als die Arbeiterkammer – nämlich die Gefahr einer Lohn-Preis-Spirale: „Ich sehe diese Gefahr. Also es ist der Blick in die Zukunft, aber wir müssen schon aufpassen, worauf wir uns einlassen. Und deswegen ist aus meiner Sicht auch bei den Kollektivvertragsverhandlungen schon Vernunft gefordert.“

Kalte Progression abschaffen

In einem Punkt sind sich Arbeiter- und Wirtschaftskammer dann aber doch einig: Eine Lösung aus dem Dilemma sei es, die kalte Progression abzuschaffen – dann bleibt dem einzelnen wieder mehr in der Geldtasche.