Bahngleise
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Umwelt

Bahngleise: Hotspots der Biodiversität

Bahngleisanlagen erwecken auf den ersten Blick oftmals einen kargen und wenig lebensfreundlichen Eindruck. Der Vorarlberger Forscher Daniel Reidl, Biologe und Botaniker, hat jetzt allerdings das Gegenteil beweisen: Bahngleise sind Hotspots der Biodiversität – 194 verschiedene Arten blühen entlang der Bahnstrecke.

Reindl, der auf Biodiversität im Siedlungsraum und Klimawandelanpassung spezialisiert ist, hat im Zuge einer Forschungsarbeit für „inatura – Forschung Online“ die Flora entlang der Vorarlberger Bahngleise der Hauptbahnstrecke vom Bodensee bis an den Arlberg unter die Lupe genommen. Dabei konnte er 194 verschiedene Arten aus 45 Pflanzenfamilien ausmachen.

Artenvielfalt trotz schwieriger Bedingungen

Die Proben wurden an 13 verschiedenen Standorten genommen, die sich hinsichtlich der Höhenanlage, der Niederschlagsmenge und der Temperatur stark voneinander unterschieden. So wurden in der Untersuchung neben den Bahngleisen auch Verlade- und Abstellgleise, Bahnübergänge sowie die Schotter- und Kiesflächen am Gleisrand berücksichtigt.

Bahngleise
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Trotz schwieriger Wachstumsverhältnissen ist die Artenvielfalt der Pflanzen entlang der Bahngleise groß

Trotz der schwierigen Verhältnisse an diesen Standorten, unter anderem bedingt durch die kargen, kiesigen Böden und die ständige Umgestaltung wie beispielsweise durch Instandhaltungsarbeiten, zeigte sich, dass gewisse Pflanzenarten sogar Zuflucht entlang der Gleise finden: „Gerade Ackerbegleitpflanzen stehen bei uns ganz stark unter Druck. Sie haben ihre natürlichen Habitate praktisch verloren, Bahnanlagen können hier ein Ersatzstandort sein“, betont Reidl.

Bahngleise als „Wanderkorridore“

Was die Ausbreitung der Pflanzen angeht, zeigt sich: Auch Pflanzen fahren mit der Bahn. Gerade für exotische Pflanzen gelten Bahnlinien Reindl zufolge als wichtige „Wanderkorridore“. Dabei spiele auch der Klimawandel eine entscheidende Rolle: So kann das Klima die Wachstumsbedingungen der Pflanzen verändern und dadurch jetzt als harmlos geltende Arten – wie Neophyten – invasiv werden.