Mitarbeiter des Vorarlberger Umweltinstituts entnehmen Bodenproben mit Mikroplastik
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Verkehr

Reifenabrieb gefährdet die Umwelt

Laut Studien erzeugt der gesamte Verkehr in Österreich vom Lkw bis zum Fahrrad 2,4 Kilogramm Reifenabrieb pro Kopf und Jahr. Der größte Teil des Mikroplastiks, das im menschlichen Körper aufgenommen wird, stammt demnach vom Reifenabrieb der Fahrzeuge. Das Umweltinstitut Bregenz nimmt Proben, um die Belastungen zu messen.

In unserer Umwelt ist so viel Mikroplastik, dass wir jede Woche die Plastikmenge einer Kreditkarte in unseren Körper aufnehmen. Das meiste davon stammt aus Fahrzeugreifen – das haben Studien ergeben. Auto- und Reifenhersteller suchen jetzt Lösungen, um den Abrieb zu verringern.

60 Prozent des Mikroplastik sind Reifenabrieb

Das Anfahren und Bremsen erzeugt Reibung und setzt dem Profil der Reifen zu. Laut Studien erzeugt der gesamte Verkehr in Österreich vom LKW bis zum Fahrrad 2,4 Kilogramm Reifenabrieb pro Kopf und Jahr, so Brimatec-Marktforscherin Stefanie Prenner: „Da gibt es eine spannende Studie vom Fraunhofer-Institut, die davon ausgeht, dass im deutschsprachigen Raum ungefähr vier Kilogramm an Mikroplastik emittiert werden. Und wenn wir das mit unseren Studienergebnissen in Zusammenhang setzen, kommt man hier auf eine Menge von 60 Prozent, die der Reifenabrieb zu den Mikroplastik Emissionen beiträgt.“

Umweltsünder Reifenabrieb

In der Umwelt ist so viel Mikroplastik, dass jeder Mensch wöchentlich die Plastikmenge einer Kreditkarte in den Körper aufnimmt. Der größte Teil davon stammt vom Reifenabrieb von Fahrzeugen. Auto- und Reifenhersteller suchen jetzt Lösungen, um den Abrieb zu verringern.

Elektrofahrzeuge keine Musterschüler

An die 44 Millionen Fahrzeugreifen rollen über Österreichs-Straßen. Immer schwererer Autos, wie SUVs und leistungsstärkere Fahrzeuge erhöhen den Reifenverschleiß. So sind Elektrofahrzeuge, wenn es um den Reifenabrieb geht, keine Musterschüler, sagt Prenner: „Weil einerseits das Drehmoment dieser Fahrzeuge höher ist und ich somit durch höhere und schnellere Beschleunigung einen größeren Reifenabrieb verursache. E-Fahrzeuge haben eine größere Masse aufgrund der Batterien, die verbaut sind. Die haben einfach momentan noch mehr Gewicht und mehr Masse führt dazu zu mehr Reifenabrieb.“

Vorarlberg misst Bodenbelastung durch Mikroplastik

In Österreich werden jährlich an die 21.000 Tonnen Reifenabrieb in die Umwelt abgegeben. 75 Prozent landen in den Böden, 20 Prozent im Wasser und fünf Prozent in der Luft. Im Umweltinstitut in Bregenz werden Proben gezogen um die Belastungen zu messen – Vorarlberg hat als einziges Bundesland Bodengrenzwerte für Mikroplastik eingeführt, so Institutsleiter Christoph Scheffknecht: „Es gibt sicher jetzt eine größere Sensibilisierung in diese Richtung. Und wir brauchen da auch deutlich mehr Informationen und Studien, insbesondere in Hinsicht auf die Bewertung der gesundheitlichen Auswirkungen.“

Reifenhersteller forschen an neuen Mischungen

Reifen sollen künftig weniger verschleißen, dazu forschen die Reifenhersteller an neuen Reifenmischungen. Hinterfragt werden müsse auch, ob auf jedem Auto High-Tech-Reifen montiert sein müssen – die weit über die Alltagsanforderungen hinausgehen, sagt Reifenhändler Reinhold Fischer: „Der Reifen ist heute gefordert, bei hohen Geschwindigkeiten Grip und Wasserverdrängung zu bringen und das bei Geschwindigkeiten, die wir gar nicht mehr fahren.“ Die Autoindustrie sei gefordert, das Autogewicht zu reduzieren, kleinere Autos zu produzieren und die Kraft des Elektromotors besser zu dosieren, so Fischer.

Alle Experten sind sich einig, das Problem und die gesundheitlichen Gefahren des Reifenabriebes wurden bis jetzt unterschätzt.